Jan Irrek
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Die zwischen dem 36°-34° nördl. Breite und
23-27° östl. Länge gelegene Insel Kreta hat eine
Längserstreckung von ca. 250 km bei einer Breite von nur 12 bis
58 km. Sie ist die südlichste der Ägäischen Inseln und
bildet praktisch als Querriegel den Abschluß der Ägäis.
Die Entfernung zu den Festländern sowohl des Europäischen
als auch des Afrikanischen Kontinents beträgt zwischen 100 und
300 km. Die letzte Festlandsverbindung wird auf das oberste Miozän
vor 6,5 bis 5 Mio. Jahren angesetzt. (GREUTER 1975, S. 143f.)
Die
Gliederung Kretas in Regionen richtet sich nach den vier
beherrschenden Gebirgsmassiven: Im Westen die Weißen Berge mit
bis zu 2400 Meter hohen Gipfeln; Mittelkreta mit dem
Psiloritis-Massiv (2456m); die Lassithi-Berge (2200m) und Ostkreta
mit der Sitia-Halbinsel und bis zu 1500 Meter hohen Gebirgen.
(MATTHÄS 1988, S.11) Das Klima ist ein typisches Mittelmeerklima
mit einer Regenzeit im Winter (Regenmonate November bis März)
und trockenen heißen Sommern (Trockenmonate Juni bis August).
Die höchsten Niederschläge fallen in den Bergen und dort
insbesondere im Westen in den Weißen Bergen, die über 1800
mm Jahresniederschlag erhalten, während die trockeneren
nördlichen Gebiete nur auf 400 mm Niederschlag kommen (Abbildung
1). Ein weiterer für die Vegetation und insbesondere für
die Verbreitung der Wälder begrenzender Faktor sind die Etesien,
die in den Sommermonaten auftreten. Es handelt sich um heftige, heiße
Nordwinde, die die Baumvegetation an ungeschützten Stellen nicht
oder nur verkrüppelt aufkommen lassen. (GREUTER 1975, S. 156)
Die Gesteine Kretas bestehen zu großen Teilen aus
Kalken und Dolomiten. Diese stammen aus der Ethia-Serie und den
basalen Serien (Abbildung 2).
Die großen Gebirge (Weiße
Berge, Lassithi-Berge und das Psiloritis-Massiv) bestehen aus eben
diesen Kalken. Die Plattenkalke der basalen Serie verwittern unter
Schlucht- und steiler Wandbildung. Neben den Kalken herrscht im
Südosten Kretas Schiefer der basalen Serie und in den flacheren
Gebieten die Ablagerungen des Neogens, oft als Sandstein aber
teilweise auch als Kalkstein, vor. Quartäre Gesteine und die
Flysche der Tripolitsa- und Ethia-Serie nehmen nur kleine Bereiche
der Insel ein. Entsprechend dem Klima und dem Ausgangsgestein bilden
sich die Böden. Sie sind jedoch oft durch die schon frühzeitige
Entwaldung zerstört. Die meisten Böden sind Skelettböden;
über Sedimenten des Neogens haben sich Rendzinen entwickelt.
Roterden sind über Kalkgestein im Tiefland anzutreffen. Die
Roterden und Rendzinen sind meistens mit Lithosolen
vergesellschaftet. In den Weißen Bergen sind Podsole und
Parabraunerden vorherrschend (Abbildung 3).
Die Insel Kreta liegt nach HORVAT et al. (1974) in der
Zone der Ölbaum-Johannisbrotbaum-Wälder (Oleo-Ceratonion).
Längs der Küste zieht sich ein nur schmaler Streifen hin,
in dem immergrüne, hartlaubige Holzgewächse besser gedeihen
als laubwerfende (s. Abbildung 4). Der Verband der
Ölbaum-Johannisbrotbaum-Wälder (Oleo-Ceratonion) hat
sein Verbreitungsschwergewicht im Süden, insbesondere im
Südwesten des Mediterrangebietes. Dieser Verband bezeichnet dort
die trockensten und zugleich frostärmeren Lagen und würde
nach BRAUN-BLANQUET u. Mitarb. (1952) in den meernahen Teilen
Nordafrikas, Spaniens und Siziliens von Natur aus herrschen. (HORVAT
et al. 1974) In der Oleo-Ceratonion-Zone treten geringe
Niederschläge (350 bis 600 mm), hohe Temperaturen (17-18°
Jahresmitteltemperatur) und in der Regel Terra rossa oder Terra fusca
Böden auf. Oberhalb der planar-collinen Oleo-Ceratonion-Stufe,
die auf Kreta bis auf etwa 350 m hoch steigt, herrschen
Gesellschaften der Steineichenwald-Zone (Quercion ilicis) vor.
Die Steineichenwald-Zone ist überall dort verbreitet, wo das
Klima durchaus mediterrane Züge trägt, diese jedoch nicht
so stark ausgeprägt sind. Die Niederschlagsmenge ist in der
Regel größer und der Gang der Temperaturen gemäßigt.
Dadurch macht sich die Sommerdürre weniger störend
bemerkbar und kann von der Steineiche und ihren Trabanten leichter
überstanden werden (HORVAT et al 1974). Die Quercion
ilicis-Zone gliedert sich in zwei geographische Unterzonen. Der
Ägäische Erdbeerbaum-Steineichenwald
(Andrachno-Quercetum-Unterzone) kommt auf Kreta, im süd-
und nordägäischen und ionischen Gebiet vor. Nach HORVAT et
al. kann man m südägäischen Raum geradezu von einer
montanen Andrachno-Quercetum-Stufe sprechen, die einen mehrere
hundert Meter mächtigen, wenn auch unscharf begrenzten Gürtel
oberhalb der planar-collinen Oleo-Ceratonion-Stufe bildet. Auf der
Insel Kreta reicht die Andrachno-Quercetum-Stufe von rund 300
bis 900 m Meereshöhe (MAYER 1984). Die Steineiche (Quercus
ilex) herrscht überall, wo die Bestände nicht allzusehr
verwüstet wurden, ist recht vital und erreicht hohes Alter. Wie
bei allen Hartlaubwäldern sind naturnahe Ausbildungen dieser
Gesellschaft dicht geschlossen und unterwuchsarm. Als Charakterarten
können nach OBERDORFER nur die seltene Iris cretica und
allenfalls Arbutus andrachne gelten (HORVAT et al. 1974).
Von
etwa 1200 m bis hinauf zur Waldgrenze erstrecken sich nach GREUTER
(1975) die kretischen Bergwälder. Die dominierende Baumart ist
Quercus coccifera L., welche allein auftreten oder mit Acer
sempervirens L. oder Cupressus sempervirens L., seltener
mit beiden zugleich vergesellschaftet sein kann.
Die von SCHMID
(1975) genannte vierte Höhenstufe, und im übrigen
Griechenland auch anzutreffende Quercus pubescens Stufe ist
auf Kreta nicht ausgebildet. Nach RECHINGER (1951) findet sich im
Bereich der Ägäis ein deutlich ausgebildeter
Flaumeichengürtel noch auf Euböa zwischen 600 und 900 m,
während auf den ostägäischen Inseln ein laubwerfender
Gürtel offenbar gar nicht ausgebildet ist. Dieses progressive
Auskeilen und Verschwinden der Flaumeichenwälder gegen Südosten
ist offenbar auf geringfügige Verschiebungen des
Konkurrenzgleichgewichtes zugunsten der Wälder der benachbarten
Stufen zurückzuführen (GREUTER 1975). Von einigen Autoren
wird bezweifelt, daß die Vorkommen von Quercus pubescens
auf Kreta natürlich sind.
Trotz dieser Skizzierung der
ungefähren Höhenstufen Kretas ist wohl MATTHÄS recht
zu geben, die der Meinung ist, daß "auf Kreta eine [...]
natürliche Höhenstufengliederung praktisch nicht zu
erkennen" ist (MATTHÄS 1988, S.27).
GREUTER (1975) teilt die auf Kreta vorkommenden Bäume in natürlich vorkommende und vom Menschen geförderte Bäume ein.
Quercus macrolepsis: |
Valoneneiche, geringe Frostresistenz, laubwerfend, in niedrigen Höhenlagen (200 - 500 m) vorkommend. |
Quercus pubescens: |
Flaumeiche, laubwerfend, wahrscheinlich nicht einheimisch und vom Menschen gefördert. |
Cupressus sempervirens: |
Mittelmeer Zypresse, 20 bis 30 Meter hoher Baum. Die Wildform ist die Horizontal oder Wilde Zypresse (ssp. horizontalis), deren Äste waagerecht ausgebreitet sind. Die Zuchtform ist die Säulenzypresse, die in Kreta wesentlich häufiger auftritt. |
Pinus brutia: |
Hartkiefer ist auf den meisten Flächen nicht natürlich vorhanden |
Quercus ilex: |
Steineiche. Immergrüner Baum bis zu 20 Metern hoch, geringere Verbißresistenz als Q. coccifera und daher trotz Namengebung für die Vegetationsstufe seltener als ebendiese. |
Quercus coccifera: |
Kermeseiche. Immergrüner Strauch kaum größer als 3 Meter, wurde wegen der Kermeslaus aus der man roten Farbstoff gewann im Mittelalter von den Menschen gefördert. |
Ficus carica: |
Feige, ein sommergrüner Strauchder Baum, mit tief 3- bis 5-lappigen Blättern |
Zelkova abelice: |
Zelkove,.kleiner 2,5 bis 3,5 Meter hoher Strauch, nur auf Kreta im Gebirge vorkommend |
Celtis tournefortii: |
kleiner Baum oder Strauch, 3 bis 6 Meter hoch. Er bevorzugt tiefgründige, frische Böden, gedeiht aber auch auf steinigem Untergrund. |
Platanus orientalis: |
Morgenländische Platane, natürlich als Auenwaldbaum vorkommend. |
Laurus nobilis: |
Lorbeer, immergrüner, aromatischer Strauch, 7 bis 15 Meter groß werdend. |
Tamarix parviflora: |
Strauch oder kleiner Baum, Blätter schuppig, besiedelt Auen. |
Pistacia terebinthus: |
Ein sommergrüner Baum, der bis zu 9 Metern Größe erreichen kann. |
Pistacia lentiscus: |
Mastixstrauch. immergrün und bis zu 6 Metern groß. |
Arbutus andrachne: |
Östlicher Erdbeerbaum; baumartig, immergrün. |
Olea europaea: |
Ölbaum, Olive; immergrüner, meist nicht über 6 Meter hoher Baum. |
Lonicera nummularifolia: |
Strauch bis 2 Meter Größe, nur auf Kreta und in Südgriechenland vorkommend. |
Phoenix theophrasti: |
Endemische Sippe der Dattelpalme, ist wahrscheinlich natürlich auf Kreta, und damit der einzige natürliche Standort in Europa |
Ceratonia siliqua: |
Johannisbrotbaum, immergrüner Baum mit walnußartiger Krone. |
Auf Kreta gibt es von diesem Waldtyp zwei Ausprägungen,
die entsprechend den Unterschieden im Klima im Westen bzw. im Süden
und Osten zu finden sind. Allen gemeinsam sind die Arten Ceratonia
siliqua (Johannisbrotbaum), Olea europaea ssp. oleaster
(Wilder Ölbaum), und die immergrüne Pistazie (Pistacia
lentiscus) sowie Euphorbia dentroides.
im "Süden
und Osten Kretas auf geschützten Kalkstandorten" (MAYER
1984, S.522), in einer Höhe bis 200 Metern, hat sich über
Roterden eine Gesellschaft mit Asparagus aphyllos, Rhamnus
oleoides und Oryzopsis coerulescens entwickelt (Abbildung
4). Im Westen Kretas tritt unter den subhumiden Bedingungen Quercus
brachyphyllos hinzu, die auf tiefgründigen Böden bis
100 Meter Höhe den Ägäischen
Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald verdrängt.
Charakterarten
sin Olea europaea, Prasium majus, Rhamnus oleoides,
Tamus communis und Crataegus azarolus. GREUTER (1975)
verneint, daß das Oleo-Ceratonion auf Kreta ein
natürlicher Wald ist. Nach ihm stellen sich starke Zweifel an
dem Indigenat des Ceratonia siliqua, obwohl dieser heute in
den Tieflagen auch naturnahe Standorte besiedelt (GREUTER 1975,
S.180).
Dieser Wald schließt sich in der Höhe an den Ägäischen Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald an. Er reicht bis in Höhen von 900 Metern. Diese Waldgesellschaft gibt es sowohl auf kalkhaltigen als auch silikatischen Böden. Auf Kalkgestein ist es die Laurus nobilis-Kalk-Gesellschaft mit den Charakterarten Hypericum empetrifolium, Melissa officinalis und Aristolochia altissima. Die auf den semihumiden Westteil Kretas beschränkte Chamaecytisus creticus-Silikat-Gesellschaft enthält die Arten Arbutus unedo, Erica arborea, Teline monspessulanum. Der Erdbeerbaum-Steineichenwald wird auf trockenen silikatischen Böden von dem Quercetum cocciferae abgelöst (siehe dazu "Kermeseichenwälder) (MAYER 1984, S.522).
Oberhalb von 1200 m werden auf Kreta die Steineichen
und Kiefernwälder von Zypressenwäldern abgelöst.
Während GREUTER (1975) die Zypressenwälder nur oberhalb
dieser Grenze als vorherrschende Waldgesellschaft ansieht, gibt es
nach MAYER (1984) fünf Zypressenwaldgesellschaften, die auch
EBENBERGER in seiner Arbeit aufführt (EBENBERGER 1989, S.26),
von denen drei unter 1200 Metern vorkommen. In den meisten Fällen
reicht der Zypressenwald bis zur Waldgrenze, doch gibt es nach SCHMID
(1975) noch einen Quercus pubescens-Gürtel oberhalb des
Zypressenvorkommens. Die Wälder in den Psiloritis- und
Lassithi-bergen unterhalb 1200 m sind nach MAYER (1984) der Carex
hallerana Gesellschaft (250 bis 500 m) zuzuordnen. Diese Bestände
weisen jedoch eine starke Degradierung auf, sind also reich an
Macchie- und Garrique-Elementen (Pistacia lentiscus, Olea
europaea). Der submediterrane Luzula nodulosa
Zypressenwald mit Cyclamen creticum und Acer sempervirens
(orientale), reicht von 600 bis 1200 Metern. Die Pinus
brutia-Cupressus sempervirens Ausbildung findet man in 600
bis 1200 m Höhe auf frischeren vor allem schattenseitigen
Standorten, da hier Cupressus noch konkurrenzfähig ist.
Ein solcher Bestand hat sich z.B. im Schutze der Kapelle Agios
Nikolaos (600-650m) ausgebildet (EBENBERGER 1989, S.26). Oberhalb
1600 Meter kommt eine Zypressenwaldausbildung mit Acer
sempervirens und Berberis cretica vor, die vielfach die
Waldgrenze bildet. Er stockt auf flachgründigen Rendzinen und
Kalksteinbraunlehm-Spaltenböden.
Die typische Paeonia
clusii-Ausbildung mit Quercus calliprinos-Nebenbestand und
beigemischten Acer sempervirens-Sträuchern findet sich
zwischen 1200 und 1600 Metern. Neben diesen Waldtypen, ist ein
Zypressen-Steilhangwald bei GREUTER angegeben (MAYER 1984 /
EBENBERGER 1989 / GREUTER 1975).
Anzumerken ist hier, daß
MAYER (1984) in seinem Werk keinen Quercus coccifera Waldgürtel
für Kreta oberhalb 700 Metern angibt. Auch bei EBENBERGER und
MAYER (1989) wir ein solcher Wald nur für Höhenlagen
zwischen 200 und 700 Metern angegeben. Dieser ist aber im
wesentlichen in Form einer Macchie ausgebildet und kommt sowohl auf
Schiefer als auch auf Kalk vor. Für ihn sind die Pflanzen
Pistacia terebinthus, Euphorbia characias und Phillyrea
media charakteristisch.
GREUTER (1975) ordnet auch die
kretischen Bergwälder in den Bereich der immergrünen
Mediterranstufe ein, in denen neben der Kermeseiche auch die Zypresse
und der Ahorn auftreten.
Die Kermeseichenwälder liegen auf Kreta in Höhen
zwischen 250 und 700 Metern. Wie oben schon erwähnt sind sie
aber stark degradiert und fast immer nur in Form einer Macchie
ausgebildet. Ohne anthropo- oder anthropozoogenen Einfluß
würden diese Wälder wohl b15 bis 20 Meter hohe Bestände
bilden.
Diese Bestände kommen sowohl auf Kalk als auch auf
Gneis und Schiefer vor. Auf dem silikatischen Gestein sind sie jedoch
auf trockenen Böden dem in der gleichen Höhenstufe
anzutreffenden Andrachno-Quercetum ilicis überlegen.
Charakterarten der Kermeseichenwälder sind Phillyrea media,
Osyris alba, Euphorbia characis und Scutellaria
sieberi.
Die beiden auf Kreta anzutreffenden laubwerfenden Eichen, Quercus macrolepis und Quercus pubescens fehlen im Süden und Osten Kretas und an den Südseiten der Gebirgen die von den beschriebenen Pinus brutia- und Cupressus sempervirens-Wäldern besiedelt sind. Die höchsten Vorkommen von Quercus pubescens liegen bei 800 Metern, während Quercus macrolepis i.d.R. nicht höher als 600 Metern anzutreffen ist. Während Quercus pubescens fast über ganz Kreta verteilt ist, mit einer Massierung der Bestände auf 300 bis 700 Metern, kommt Q. macrolepis nur in der westlichen Hälfte vor. Die Flaumeichenbestände kommen hauptsächlich in der Nähe von Ortschaften vor. Der Unterwuchs der Flaumeichenwälder besteht im wesentlichen aus den Phrygana-Elementen: Cistus creticus, Sarcopoterium spinosum, Hypericum empetrefolium, Trifolium campestre, Asparagus aphyllos, Calicotome villosa. Diese Flaumeichenwälder liegen im Areal des immergrünen Hartlaubwaldes. Sie sind wahrscheinlich nicht natürlich (GREUTER 1975); MATTHÄS (1988)) sondern wurden vom Menschen gefördert. Ein Vorkommen in höheren Stufen wird wahrscheinlich durch Beweidung verhindert, da Q. pubescens anfälliger gegen Verbiß ist als Q. coccifera.
Die Pinus brutia-Wälder sind vom Tief- bis ins Hochland anzutreffen. Vornehmlich bilden sie die Wälder an den Südabdachungen der Gebirge. Sie stocken heutzutage auf fast allen Böden; natürlich kommen sie wohl auf lockeren Böden über Schutt- und Schotterflächen vor. Die Kiefernwälder sind Sekundärwälder auf den Standorten der Hartlaubwaldvegetation, die durch Jahrtausende alte Bewirtschaftung zerstört worden sind. Bis in 1200 Meter Höhe sind diese Wälder anzutreffen. Typische Arten eines sekundären Hartkiefernwaldes sind: Pinus brutia (mit Wuchshöhen bis zu 30 m), Ceratonia siliqua, Olea europaea.
Ein zwar nicht großflächig vertretener aber aufgrund seiner Pflanzenarten um so bemerkenswerterer Wald ist der Palmenwald. Auf Kreta kommt er nur an 5 Stellen vor. Der am besten erhaltene ist der Palmenwald von Vai im Südosten der Insel (GREUTER 1975, S.177). Dieses Vorkommen der 8 bis 12 Meter hohen Dattelpalmen gilt als Zeugnis "der alten Landverbindung mit dem Süden" (SCHMID 1975, S.65). Die Palmenart, die hier auftritt ist eine endemische Spezies, Phoenix theophrasti, als Abkömmling der Dattelpalme (Phoenix dactylifera). Sie stehen auf "küstennahen, grundwasserführenden, sandig-lehmigen" (GREUTER 1975, S.177) Alluvien. Neben den Palmen tritt Pistacia lentiscus auf. Die halophytische Vegetation (Festuca arundinacae, Holoschoenus romanus, Juncus maritimus und Nerium oleander) zeigt die leichte Versalzung an.
Im Gegensatz zu dem oben beschriebenen Halbwüstenrelikt
stehen die Auwälder., zu denen die von Platanus orientale
beherrschten Ägäischen Platanus orientale-Auwälder
zählen. Durch den hohen Grundwasserstand sind die laubwerfenden
Bäume den immergrünen Gehölzen auf diesen Standorten
überlegen, da sie schneller und höherwüchsiger sind
(MAYER 1984, S.529). Die Auwalbäume Populus alba und
Salix alba bilden neben der Platane diese Wälder. Der
Unterwuchs ist gekennzeichnet durch Oleander, Vitex agnus-castus
und Dracunculus vulgaris. Sie reichen bis in eine Höhe
von 1000 m.
Als weiteren Auwaldtyp kann man den Tamaricetum
parviflora DC antreffen, der die flußnahen, sandigen
Alluvialböden im Mündungsbereich der Flüsse einnimmt.
Er ist gekennzeichnet durch Salix alba, Phragmites
communis, Pulicaria dysenterica, Vitis vinifera
und, die namensgebende Art, Tamarix parviflora. Nach GREUTER
besiedelt Tamarix parviflora vorwiegend sandig-lehmiges
Substrat, während Vitex agnus-castus meist auf
Schotterböden anzutreffen ist.
Ein besonderer Waldtyp ist der Juniperus marcrocarpa-Wald, denn er besteht nur aus einer Art. Der Wald stockt auf Dünen. Da Juniperus marcrocarpa die einzige Pflanze ist, die ständige Übersandung durch die wandernden Dünen ohne größere Schäden (nur die untersten Äste sterben ab) überstehen kann, ist er der alleinige Baum in diesem Wald. Dieser seltene Waldtyp kommt hauptsächlich auf den der Südseite Kretas vorgelagerten Inseln vor. (GREUTER 1975, S.176)
Auf metamorphen Gestein im subhumiden Bereich Kretas tritt in Höhen zwischen 300 und 1000 Metern azonal ein Quercetum brachyphyllae auf. Charakteristisch sind Pteridium aquilinum und Oenanthe pimpinelloides, desweiteren treten in diesem Waldtyp Charakterarten des Quercion ilicis auf, z.B. Erica arborea und Asparagus acutifolius.
Die Menschen und sein Weidevieh haben seit jeher großen Einfluß auf die Bewaldung der Insel gehabt. Die schon seit dem Neolithikum beginnende Besiedlung mit Ackerbaukultur und die spätere Bedeutung des Holzes, insbesondere von Zypressen, für den Schiffsbau führten zu starken Entwaldungen in Kreta. Hinzu kam die Verhüttung von Bronze und Eisen schon in Minoischer Zeit. Die mit der Besiedlung einhergehende Entwaldung zerstörte die Bodendecke. Aufgrund der geringmächtigen Bodenauflagen ist oftmals eine Ansiedlung der ehemals vorhandenen Vegetation nicht mehr möglich. Neben der Abholzung führte die extensive Beweidung auf den für das Vieh zugänglichen Standorten zu einer Degradation der Waldgesellschaften, so daß fast alle Waldtypen in Form von Macchien ausgebildet sind oder eine macchienähnliche Ausprägung aufweisen. GREUTER gibt an, daß nur in Schiefergebieten echte Macchien entwickeln können, da hier seht tiefgründige Böden entstehen. Über den anderen Gesteinen kommt es zur Ausbildung von Buschformationen (GREUTER 1975, S.177f.).
Die Schwierigkeiten der Erkennens und Deutung der Wälder Kretas liegt in der Jahrtausende alten Besiedlung und der starken Durchdringung der Vegetation der verschiedenen Höhenstufen. Hinzu kommt die Frage nach dem Indigenat der jeweiligen Pflanzenarten. So wird für Ceratonia siliqua bei GREUTER und Quercus pubescens bei MATTHÄS das Indigenat bestritten, bei Q. macrolepis sind die Meinungen hingegen unterschiedlich. Die wichtigsten Waldtypen auf Kreta sind die Zypressen-, Kermeseichen- und Hartkiefernwälder. Die Natürlichkeit aller Wälder ist jedoch zu bezweifeln, insbesondere die Hartkiefernwälder sind Sekundärwälder.
EBENBERGER, J. u. MAYER, H. (1989): Zypressen-Steilhangwälder im Nationalpark Samaria-Kreta/Griechenland.- In: International Meeting of Professors of Silviculture Chania, Crete, Greece. Institut für Waldbau Universität für Bodenkultur, Wien.
GREUTER, W. (1975): Die Insel Kreta - Eine geobotanische Skizze.- In: Zur Vegetation und Flora von Griechenland. Ergebnisse der 15. Internationalen Pflanzengeographischen Exkursion (IPE) durch Griechenland 1971. Band 1., 141-197.
HORVAT, I., GLAVAC, V. u. ELLENBERGER, H. (1974): Vegetation Südosteuropas.- Stuttgart.
MATTHÄS, U. (1988): Die laubwerfenden Eichenwälder Kretas. Dissertationes Botanicae 119, J. Cramer, Berlin-Stuttgart, 174.
MAYER, H. (1984):Wälder Europas.- Stuttgart/New York.
SCHMID, E. (1975): Die Vegetationsgürtel Griechenlands.- In: Zur Vegetation und Flora von Griechenland. Ergebnisse der 15. Internationalen Pflanzengeographischen Exkursion (IPE) durch Griechenland 1971. Band 1., 37-72. Veröffentlichung des Geobotanischen Instituts ETH Stiftung Zürich.
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2002
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