Gudrun Ritter
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Die Pflanzengesellschaften der Sandküsten sind als azonale
Vegetation anzusehen. Unter azonaler Vegetation versteht man
Pflanzenkombinationen, die in mehreren Zonen mit verschiedenem
Allgemeinklima in ungefähr gleicher Form auftreten, weil sie von
den gleichen extremen Bodenfaktoren geprägt werden (ELLENBERG
1986, S.73). Allerdings sind sie keineswegs vom Allgemeinklima
unabhängig und wandeln sich mit diesem, wenn auch weniger stark
als die zonalen Einheiten. So findet man an den Sandküsten der
Nord- und Ostsee ähnliche Pflanzengesellschaften wie an den
Sandküsten des Mittelmeeres vor.
Heute ist die natürliche
Küstenvegetation durch den aufkommenden Badetourismus
stellenweise vernichtet oder stark gestört worden.
Küsten sind im morphologischen Sinne jene Landstreifen, deren
Formenschatz mit der Ausbildung der Grenze zwischen Landoberfläche
und der Oberfläche des stehenden Gewässers in Zusammenhang
steht. Im weiteren Sinne kann man noch einen zusätzlichen Saum
des Landes mit dazu rechen, namentlich wenn dieser küstenbedingte
Erscheinungen wie Küstendünen, Spuren einstiger höher
gelegenen Küstenlinien oder ähnliches
aufweist.
Insbesondere wirken zwei Faktoren auf die
oberflächennahen Teile des Wassers. Zum einen der Wind, zum
anderen die Gezeiten, welche aber praktisch nur am Meeresrand
Bedeutung haben. Durch das ständige Aufstauen und Absenken des
Wasserspiegels infolge von Wind und Gezeiten, wird die Grenzlinie
zwischen Wasser- und Landfläche verschoben. Küsten stellen
somit keine festliegenden Linien dar, sondern einen mehr oder minder
breiten Grenzraum (LOUIS 1976, S.522-524).
Küsten unterliegen marinen und äolischen
Prozessen. Marine Prozesse bereiten durch ständige
Wellenbewegung das Material für äolische Prozesse auf.
Durch die Brandungswirkung wird das anstehende Material zerkleinert,
wobei je nach küstengeomorphologischen Prozessen zwischen
Steilküste und Flachküste unterschieden wird. Aus der
Flachküste gehen die flachen Sandstrände hervor.
Das
zerkleinerte Material lagert sich, da es durch den Sog der
Brandungswelle nicht mehr zurückgenommen werden konnte auf der
Landfläche ab (Anschwemmungsküste). Am landseitigen Rand
des von der Brandung überspülten Bereichs bildet sich dabei
gewöhnlich ein Strandwall. Diese flache wallartige Aufschüttung
steht parallel zur Küste, deren nahezu horizontale Krone so hoch
ist wie die äußerste Reichweite der auflaufenden
Wellen.
Ist das anstehende Material aufbereitet, können
äolische Prozesse wirken. Die kleinen Gesteinspartikel werden
durch Deflation landeinwärts abgelagert. Besonders an
Flachküsten erzielt der Wind auf Grund der fehlenden Vegetation
große Wirkungen. Eine markante äolische Akkumulationsform
ist die Düne, die durch eine aufkommende Pflanzendecke befestigt
wird (LESER u. PANZER 1981, S. 167-177).
Von der Wasserkante (Küstenlinie) landeinwärts
können vier Zonen unterschieden werden.
1. Spülsaum, der
auf dem mehr oder weniger breiten, den Primärdünen
vorgelagerten Sandstrand, lagert
2. Primär- oder Vordüne,
auf häufig überspültem Sandstrand
3. Weißdüne
4.
Graudüne
Diese Zonen hängen in ihren ökologischen
Bedingungen vom Mikrorelief, Salzgehalt, Bodenfeuchteregime und
Substrat, sowie der Materialbeschaffenheit und dem Stadium der
Bodenentwicklung ab.
In anthropogen unbeeinflussten Zonen schließt
sich eine Gebüsch- bis Waldvegetation an.
Der Spülsaum wird regelmäßig von Brandungswellen unterspült und unterliegt daher ständig Formenveränderungen. Als eigentlicher Spülsaum wird der in etwa 10-15 cm breitem Abstand von der normalen Küstenlinie entfernt gelegene Bereich gezählt. Durch häufige winterliche Hochwasser wird in diesem Bereich organisches und anorganisches Material (Tang, Muscheln u.a.) aufgeworfen. Er ist daher sehr nährstoffreich. Meist sind hier auch viel gröbere Gerölle, die winterliche Sturmfluten gebracht haben, angereichert. Durch die regelmäßige Überflutung ist er stark salzhaltig. Als typische Pflanzengesellschaften findet man hier die Meersenf-Spülsaumgesellschaften (Cakiletalia maritimae). Der hohe Nährstoffgehalt (Nitrat) wird zwar rasch aufgebraucht, aber auch jedesmal alljährlich erneuert. Gleichzeitig werden neue Samen verteilt, so daß diese sehr schütterwüchsigen Pioniergesellschaften, deren Arealabdeckung selten 30% übersteigt, sich alljährlich wieder einstellen (SCHMIDT 169, S. 207-209).
Als Primär- oder Vordüne bezeichnet man den
unterschiedlich breiten Streifen zwischen Spülsaum und
Dünengürtel aus einheitlichen Sandmassen. Im Vergleich zur
angrenzenden Weißdüne fällt der höhere
Feuchtigkeitsgehalt auf. Salz- und Nährstoffgehalt sind geringer
als im Spülsaum. Die hier vorkommende Pflanzengesellschaft wird
Strandquecken-Gesellschaft (Elymo-Agropyretum juncei) genannt.
Die
Pflanzen zeichnen sich durch ihren geringen Nährstoffanspruch
und Salzerträglichkeit (Halophyten) aus. Starke Übersandung
können sie gut vertragen (psammophile Arten) (SCHMIDT 1969,
S.209).
Auf die Primärdüne folgt die Weißdüne,
die bis zu mehreren Metern hoch sein kann. Das Material, zumeist
reiner Quarzsand, stammt aus der Primärdüne. Die
Verfrachtung der Partikel erfolgt durch den Wind. Durch Umverlagerung
werden die Dünen landeinwärts verfrachtet (EBERLE 1975,
S.92).
Die dort vorkommenden Pflanzen müssen an das
abwechselnde Zugeschüttet- und Freigewehtwerden angepaßt
sein. Auch findet man hier kaum Halophyten, wie in der zum Meer
liegenden Zone, weil sich in den Dünen durch einsickerndes
Regenwasser ein Süßwasserkissen ansammelt.
Erste
Anzeichen von Bodenbildungen sind erkennbar. Der hier vorzufindende
Dünen-Syrosem ist ein Rohboden mit geringem
Nährstoffgehalt.
Vorherrschend sind die raschwüchsigen,
tiefwurzelnden Pioniergräser, die mit ihren weit auslaufenden
Wurzeln zur Festigung der Dünen beitragen. Als
Pflanzengesellschaft stellt sich
Strandroggen-Strandhafer-Gesellschaft (Elymo-Ammophiletum) ein, die
aus dem Binsenqueckenstadium der Vordüne bei Ansiedlung des
Strandhafers hervorgeht. Charakteristisch ist der schüttere
Bewuchs mit nur 10-30% Flächendeckung (SCHMIDT 1969, S.213).
Eine Abgrenzung der Graudüne gegenüber der
Weißdüne ist schwierig, da letztere meist allmählich
in das Graudünenstadium übergeht. Die Graudüne ist
i.d.R. aber flacher (Hangneigung 20°) als die Weißdüne,
bei der auf der Luvseite Hangneigungen von 60-80° auftreten
können.
Die Bodenentwicklung ist weiter fortgeschritten. An
Stell des Rohbodens der Weißdüne tritt ein sogenannter
Dünen-Ranker, ein AC-Boden, bei dem über unaufgeschlossenem
Dünensand ein mehr oder minder humoser A-Horizont lagert,
auf.
Die Graudüne wird als reichster Vegetationsgürtel
des gesamten Dünenbereichs angesehen. Die Flächenbedeckung
kann hier bis zu 90% betragen. Die Pflanzengesellschaften der
Graudünen gehören zu den Ordnungen der Silbergrasfluren
(Corynephoretalia canescentis) und der Sandtrockenrasen (Festuco
Sedetalia) (SCHMIDT 1969, S. 213).
Die anschließende Gebüsch- bzw. Waldzone, die sich auf der sog. Braundüne ansiedelt, ist durch vermehrte Stoffproduktion der Pflanzen gekennzeichnet. Verwitterung und Zersetzung der organischen Substanz führen zur Weiterentwicklung der Böden. Aus dem Dünen-Ranker wird ein Podsolboden. Neben einer reichen Krautschicht sind zahlreiche Gebüsch- und Baumarten vorhanden (EBERLE 1975, S.93-94).
Nur wenige Buchten der meist felsigen ägäischen Küste zeichnen sich durch weichen Sandstrand aus. Allerdings spielen auf Kreta Sandstrände eine bedeutende Rolle. Wo immer Flachküsten entwickelt sind, und seine sie von noch so geringer Ausdehnung, bilden sich Sandanhäufungen, so vor allem an der N-Küste Kretas im Golf von Kissamos und am Golf von Chania, u. zw. besonders westlich und östlich von Platanias, aber auch an den Golfen von Rethymo, Herakleion, Merabello und Sitia. Auch unzählige kleine Buchten beherbergen in ihrem Artbestand charakteristische und verhältnismäßig reiche Psammophytenverbände. An der steiler abfallenden S-Küste sind Sandstrandbildungen naturgemäß seltener und enger begrenzt. Nur bei Hierapetra, Tymbakion und Paläochora gibt es Sandstrände von erheblicher Ausdehnung. Sehr ansehnliche Sandanhäufungen finden sich auf mehreren der Küste Kretas vorgelagerten kleinen Inseln, so an der S-Bucht von Grabusa Dimitraki, an der N-Küste von Gaidaronisi, an der S-Küste von Gavdos sowie auf Laphonisi (RECHINGER 1951).
Folgende Vegetationszonierungen lassen sich aufgrund der Standortbedingungen an Sandküsten, die oben erläutert wurden, vornehmen.
Meersenf-Spülsaumgesellschaften (Cakiletea
maritimae)
Wie schon in Punkt 3.1 erläutert
charakterisieren regelmäßige Überflutungen,
Nährstoffreichtum und große Anschwemmung von organischen
Substanzen den Standort. Die in diesem Bereich vorkommenden Arten
weisen einen niedrigen Deckungsgrad auf und bestehen größtenteils
aus salztoleranten Pflanzen (Halophyten), die die Fähigkeit
haben, höher e Salzkonzentrationen im Boden bzw. im Wasser zu
ertragen.
Die Spülsäume werden von Gesellschaften der
Klasse Cakiletea maritimae besiedelt. Die Klassencharakterart ist
Cakile maritima (Meersenf), ein Kreuzblütler mit
dickfleischigen Blättern und blaulila Blüten.
Die
meisten Arten gehören zu Lebensformen der Therophyten (anuelle
Pflanzen), welche die ungünstige Jahreszeit als Samen überdauern
(WALTER 1986, S.109). An Stellen, an denen Humus- und
Pflanzenrückstände in großer Menge akkumuliert sind,
kommen nitrophile Arten wie Chenopodium album (Weißer
Gänsefuß), Amaranthus blitum, Salsola kali
(Kali-Salzkraut) u.a. vor. Je nach Standortbedingungen können
die Übergänge in der Pflanzengesellschaft zu nächst
höheren Zone (Vordüne) fließend sein. Da die
Korngrößenzusammensetzung von der Wasserkante ins
Landesinneren feiner wird, treten im Vordünenbereich neben
Therophyten auch Chamaephyten (Zwergsträucher) auf.
Für
die griechischen Küsten wurden drei Assoziationen beschrieben
(HORVAT et al.):
a) die Anthemis muenteriana - Salsola kali - Ass. Lavrentiades 64 im Westpeloponnes
b) die Atriplex tatarica - Atriplex hastata - Ass. Lavrentiades 63 in Nordgriechenland bei Keramoti
c) die Salsola kali - Xanthium strunarium - Ass. Oberdorfer et Tüxen 50, die OBERDORFER am Orphanon-Golf in Makedonien und bei Makri in Thrakien aufnahm und LAVRENTIADES 1963/64 bei Keramoti untersuchte.
Für Kreta liegen keine Beschreibungen vor.
Sandboden- und Dünenbewuchs
Sandstrandvegetation
Nach RECHINGER
(1951) sin die Sandstrände für Kreta wie für die ganze
Ägäis von außerordentlicher Wichtigkeit, da sie fast
den ganzen Anteil an süd- und südwestmediterranen Arten
stellen, während solche in den übrigen
Pflanzengesellschaften eine geradezu verschwindende Rolle spielen.
Dazu gehören vor allem Zygophyllum album, Silene
succulenta, S. ammophila, Helianthemum ellipticum,
Ononis hispanica, Plantago squarrosa, Limoniastrum
monopetalus, Periploca angustifolia, Hyoseris lucida,
Aegialophila cretica und Aegialophila pumila.
Fast
alle diese Arten zeigen eine strenge Lokalisierung: Aegialophila
cretica auf den äußersten Osten Kretas, Aegialophila
pumila auf den äußersten Westen, Zygophyllum album,
Silene succulenta, Helianthemum ellipticum, Ononis
natrix hispanica, Plantago squarrosa, Limoniastrum
monopetalum und Periploca angustifolia auf die südlich
vorgelagerten Inseln, während Hyoseris lucida im
Südwesten und Nordwesten Kretas beobachtet wurden. Die
endemische Silene ammophila ist auf die Kreta südöstlich
vorgelagerte kleine Insel Kuphonisi beschränkt. Aber auch die
Sandstrände der Nordküste Kretas besitzen einige Arten, die
an der Südküste nicht beobachtet worden sind, wie Centaurea
spinosa tomentosa und Echinops viscosus glandulosus.
Bezeichnenderweise sind gerade diese beiden spezifisch ägäische
Typen. Es ergibt sich also, daß selbst innerhalb eines durch
die ausgleichende Wirkung des Meeres und der jahreszeitlichen Winde
klimatisch, edaphisch und ökologisch sonst auf weite Strecken
einheitliche Vegetationstypus auf einem verhältnismäßig
so engem Raum wie Kreta noch eine auffallende floristische Gliederung
besteht (RECHINGER 1951).
RECHINGER (1951) stellt eine weitgehende
Übereinstimmung seiner Aufnahmen mit dem von BRAUN-BLANQUET
(1936) aus dem westlichen Mittelmeergebiet beschriebenen Ammophiletum
mediterraneum fest. In den Pflanzengesellschaften der Sandstrände
auf Kreta spielen einige Arten, die von BRAUN-BLANQUET nicht genannt
werden eine große Rolle. Zu ihnen gehören Gastridium
nitens, Erodium cicutarium, Daucus pumilus, Lotus
villosus und Cichorium spinosum. Diese Tatsache veranlaßt
RECHINGER (1951) zur Aufstellung eines Ammophiletum mediterraneum
creticum. Dieses ist außer durch die genannten
charakteristischen Arten durch das Zurücktreten von Ammophila
und des Agropyrom, sowie durch das in einigen Fällen auch
quantitativ bedeutende Vorkommen von endemischen oder subendemischen
Arten, wie Centaurea spinosa tomentosum, Aegialophila
cretica und Ae. pumila gekennzeichent (siehe Tabelle
1).
Auffällig ist das Vorkommen von Juniperus macrocarpa
an einigen Stellen an der Südküste Kretas bzw. auf den der
Südküste vorgelagerten kleinen Inseln. Nach RECHINGER
(1951) entwickelt sich dort, wo die Sukzession nicht gestört
wird, das Ammophiletum über das Juniperetum
macrocarpae mit Unterwuchs von Juniperus phoenicea und
einigen Macchieelementen zum Pinetum brutiae
weiter.
Dünenbildung im strengeren Sinn und größerem
Ausmaß konnte auf Kreta nirgends beobachtet werden.
Dünenvegetation
Agropyretum mediterraneum - Gesellschaft der
Primärdüne oder Vordüne
(Strandquecken-Gesellschaft)
Ähnlich wie in dem noch
besser bekannten westlichen Mediterrangebiet gehört auch im
östlichen Mittelmeerraum der Dünenbewuchs zur Klasse der
Strandhafer-Gesellschaften (Ammophiletea Br.-Bl. et Tüxen
43), und zwar zum Verband Ammophilon Br.-Bl. 33.
Als
Erstbesiedler des flach überspülten Strandes tritt fast
immer die im ganzen Mittelmeergebiet verbreitete
Strandquecken-Gesellschaft, das Agropyretum mediterraneum
Br.-Bl. 33, auf. Sie erreicht stets nur geringen Deckungsgrad und
besteht größtenteils aus salztoleranten Arten, denn das
kapillar ansteigende Grundwasser ist hier noch kochsalzhaltig (HORVAT
et al. 1974, S.108). Weitere Anpassungserscheinungen sind die relativ
derben, dickfleischigen Blätter der hier vorkommenden
Arten.
Arten aus dieser Gesellschaft bedsiedlen auch die Primär-
oder Vordünen. Das Substrat in diesem Bereich ist reicher an
Feinsand und ärmer an organischem Material als in der
Meersenf-Zone. Dominierend sind hier Rhizomgeophyten, es treten aber
auch noch Arten aus der Meersenf-Zone auf. Eine Anpassung der
Rhizomgeophyten an den Standort stellen die langauslaufenden Wurzeln
dar, an deren oberflächennahen Knoten sich ständig neue
Wurzeln bilden. Durch Internodienstreckung und Hebung der
Rhizomspitzen schieben sie ihre Vegetationskegel über die neue
Sandoberflächen hinaus. (Wilmanns 1984, S.120) Zu den
Phizomgeophyten gehören u.a. Agropyron junceum.
Artenliste:
Sandstrand- und Vordünenbesiedler am Mittelmeer:
Agropyron junceum |
Strandquecke |
Calystegia soldanella |
Strandwinde |
Echinophora spinosa |
Starre Igeldolde |
Diotis maritima |
Weiße Strandfilzblume |
Medicago maritima |
Strand-Schneckenklee |
Crucianella maritima |
Strand-Kreuzblatt |
Cyperus mucronatus |
Dünen-Zypergras |
Matthiola triscuspidata |
Dreihörnige Levkoje |
Centaurea spinosa |
Griech. Dornpolsterflockenblume |
Polygonum maritimum |
Strandknöterich |
Euphorbia paralias |
Strandwolfsmilch |
Eryngium maritimum |
Stranddistel |
(EBERLE 1975, S. 91-92)
Ammophiletum mediterraneum
(Strandhafer-Gesellschaft, Gesellschaft der Weißdüne)
Die
Strandhafer-Gesellschaft besiedelt in der Regel die Weißdüne,
deren Namen aus dem weißen, humusarmen Sand (Quarzsand)
resultiert. Austrocknung der Sandoberfläche und damit
einhergehende starke Sandverwehung charakterisieren den Standort.
Gräser, wie der namensgebende Strandhafer fangen ihn ein und
geben Anlaß zur Bildung von Dünenkuppen, indem sie den neu
aufgehäuften Hügel bald durchwurzeln und befestigen
(Sandfänger). In der Dünenzone sind Halophyten kaum
vorhanden, weil sich in den Dünen durch einsickernden Regen ein
Süßwasserkissen sammelt. Die Ammophila-Gesellschaften
sind aber auf die Nähe des salzreichen Meeres angewiesen, da sie
durch den das Wasser zerstäubenden Sturmwind eine
Nährstoffzufuhr erhalten (HORVAT et al. 1974, S.108). Das
Lebensformspektrum reicht von Therophyten (Culandia maritima)
über Hemikryptophyten, Chamaephyten bis zu Rhizomgeophyten
(Ammophila arenaria), wobei die Geophyten überwiegen.
Neben
den Rhizomgeophyten, die Übersandung und Zuwehen vertragen
können, gibt es noch andere Anpassungsmechanismen an den
Extremstandort. Carex arenaria (Sandsegge) verträgt
Sandauflagerung wie Abtragung, was A. arenaria nicht verträgt
(WALTER 1968, S.929).
Artenliste: Typische Besiedler von Weißdünen im Mittelmeergebiet
Ammophila arenaria |
Strandhafer |
Agropyron junceum |
Strandweizen |
Agropyron litterale |
Strandquecke |
Sporobolus pungens |
Stechendes Vilfagras |
Erianthus ravennae |
Ravenna-Gras |
Lagurus ovatus |
Hasenschwänzchen |
Anthemis maritima |
Dünenkamille |
Pancratium maritimum |
Dünen-Trichternarzisse |
viele Arten aus der Vordüne |
|
(EBERLE 1975, S. 92-93)
Silbergrasfluren der Graudünen (Corynephoretalia
cannescentis)
Auf die Weißdünen folgt meist
eine Zone grauer, also bereits längere Zeit festgelegter und
humushaltiger Dünensande. Die Bodenentwicklung ist schon weiter
vorangeschritten. Eine große Anzahl von Kräutern,
Zwergsträuchern bis hin zu Gebüschen und Bäumen haben
sich angesiedelt. Viele Arten gehören zu den typischen
Xerophyten des Mittelmeeres, die sich vor der Trockenheit durch
spezielle Anpassungsmerkmale schützen. Kleine Blattflächen,
verdickte Epidermis und Cuticula, oft versenkte Spaltöffnungen,
Ausbildung von Festigungsgewebe, starke Behaarung und ausgedehntes
Wurzelwerk sind einige typische Anpassungserscheinungen. Solche
Graudünen könnten sich schließlich zu klimazonalen
Wäldern entwickeln, wenn der Mensch sie nicht immer wieder
störte (HORVAT et al. 1974).
Arten der Silbergrasfluren im Mittelmeergebiet:
Solanum sodomeum |
Sodomapfel |
Juniperus macrocarpa |
Großfrüchtiger Wacholder |
Halimium halifolium |
Gelbblühende Zistrose |
(EBERLE 1975, S. 94)
In dem letzten Jahrzehnt hat die Zahl der Erholungssuchenden am
Meer stark zugenommen. Für die Besuchermassen mußten
Einrichtungen für Beherbergung, Versorgung und Verkehr
bereitgestellt und die Ver- und Entsorgung für die zusätzliche
Bevölkerung gesichert werden.
Der positive wirtschaftliche
Effekt für die zumeist industrielle unterentwickelten
Anrainerstaaten im Mittelmeerraum brachte aber auch Probleme mit
sich.
Insbesondere zu nennen sind:
- enormer Flächenverbrauch
in Strand- bzw. Meeresnähe
- neue Tourismus-Komplexe,
Feriendörfer und Clubanlagen entstehen in bisher völlig
unbebauten Strandbereichen
- an Flachstränden sind
durchgehende Verbauungen mit teilweise einigen Kilometer breiten
Ausdehnungen in das Hinterland keine Seltenheit
Die noch nicht
verbauten Küstenstreifen werden von Urlaubern durch Betreten des
Dünenbereichs stark beansprucht. Folge ist, daß die
Vegetation ausdünnt und Windrisse entstehen, die sich vergrößern
und damit der Sand wieder in Bewegung gerät. Die einstige
Küstenschutzfunktion durch Pflanzen ist durch anthropogene
Überbeanspruchung aus dem Gleichgewicht gebracht (GR 43 1991,
S.430-436).
EBERE, G. (1975): Pflanzen am Mittelmeer.- Frankfurt
ELLENBERG, H. (1986): Vegetation Mitteleuropas.- 4. Auflage, Stuttgart, S.73
HORVAT, I. u. GLAVAC, V., ELLEBERG, H. (1974): Vegetation Südosteuropas.- Stuttgart
KULINAT, K. (1991): Fremdenverkehr in den Mittelmeerländer.- In: GR 43 H. 7-8, S.430-436
LAVRENTIADES, G. (1971): On the Vegetation of Sand Dunes of Greek Coasts.- Colloques Phytosociologique, Bd. 1, Paris, S. 90.-98
LESER, H. u. PANZER, W. (1981): Geomorphologie.- Braunschweig, S.167-177
LOUIS, H. (1979): Allgemeine Geomorphologie.- (Lehrbuch der allgemeinen Geographie, Bd. 1), 4. Auflage, Berlin
SCHMIDT, G. (1969): Vegetationsgeographie.- Leipzig, S.207-214
SCHMITHÜSEN, J. (1968): Allgemeine Vegetationsgeographie.- Berlin
TISCHLER, W. (1990): Ökologie der Lebensräume.- Stuttgart
WALTER, H. (1968): Die Vegetation der Erde.- Stuttgart
WALTER, H. (1986): Allgemeine Geobotanik.- Stuttgart
WILMANNS, O. (1984): Ökologische Pflanzensoziologie.- 3. Auflage, Heidelberg
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