Hartlaubgehölze und ihre Anpassung an mediterrane Standorte

Michael Minnich

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Einleitung, Definition

Unter Hartlaubvegetation versteht man die an warme, sommertrockene und winterfeuchte Klimate der gemäßigten Breiten angepasste Pflanzengesellschaften. Charakteristisch für die meist immergrünen Pflanzen der Hartlaubvegetation sind Hartblättrigkeit, filzige Blattbehaarung und aromatische Stoffe, wodurch sie scheinbar optimal an mediterrane Standorte angepasst sind. In Abhängigkeit vom Klima bilden die Hartlaubgehölze einen wichtigen Bestandteil der Flora an der Westküste Nordamerikas, an der Süd- und Westküste Australiens, in Südafrika, in Chile und im Mittelmeerraum (vgl. Abbildung 1).
Auffallend dabei ist, daß der Vegetationstyp nur (mit kleinen Abweichungen) an den Westküsten der Kontinente zwischen dem 30. und 45. Breitengrad gedeiht. Beispielhaft für die gesamten Hartlaubgehölze wird nachfolgend nur der Mittelmeerraum behandelt.
Das Klima im Mittelmeergebiet zeichnet sich aus durch Niederschlagsmengen zwischen 280 mm und 900 mm mit starken Schwankungen im Jahresvergleich. Niederschläge fallen vor allem im Frühjahr und im Herbst, wobei selten die ganze Niederschlagsmenge bei den häufig auftretenden Starkregen pflanzenverfügbar ist. Die typische Sommerdürre kann einen bis acht Monate dauern. Die durchschnittlichen Wintertemperaturen liegen zwischen 7°C und 12°C, die Sommertemperaturen zwischen 23°C und 28°C. Die Temperaturmaxima bzw. -minima (Fröste) beeinflussen die Vegetation erheblich. Die Strahlungsmengen wirken sich im Sommer wie im Winter nicht schädlich auf die Pflanzen aus, werden aber im Winter zum begrenzenden Faktor der Photosynthese. Die Winde wie der Mistral in Südfrankreich. die Bora im ehemaligen Yugoslawien oder der Schirokko, die je nach dem Trockenheit oder Niederschläge bringen, sind ebenfalls von wichtiger Bedeutung für den Mittelmeerraum.

Hartlaubgehölze im Mittelmeerraum

Aufgrund der speziellen Standortbedingungen sind Hartlaubgehölze charakterisiert durch eine Reihe morphologisch-anatomischer, d.h. äußerlich sichtbarer Besonderheiten. Die Xeromorphen haben transpirationshemmende Einrichtungen ausgebildet. Dazu gehören Epidermen mit stark verdickten Zellen und dicker Cuticula sowie Überzüge aus Wachse bzw. harzhaltigen Stoffen ("lackierte Blätter"), Behaarung, ferner die Einsenkung der Stomata (einzeln oder in Gruppen) und die Ausbildung sklerenchymatischer Gewebepartien (z.B. subepidermale Sklerenchymschichten) in den Blättern. Das Blatt ist zudem oft äquifazial gebaut. In ihrer Gestalt sind die Gehölze häufig an der geringen Größe der oft zur Unterseite eingerollten Blätter (Rollblätter) zu erkennen.
Typische Vertreter der Hartlaubgehölze sind der Lorbeer, die Steineiche, der Erdbeerbaum, der Johannisbrotbaum, der Ölbaum, der Oleander und die Myrte.
Lorbeer (Lauris nobilis): Immergrüner aromatischer Strauch oder Baum, 7-15m hoch, kegelförmiger Wuchs, dicht beblättert, Triebe schwarzrot, kahl; Blätter schmal elliptisch, nach beiden Enden zugespitzt, 5-10 cm lang, Rand wellig, oben glänzend dunkelgrün. Ursprünglich in Kleinasien beheimatet, heute überall im Mittelmeergebiet und dem Balkan verwildert.
Steineiche (Quercus ilex): Immergrüner, bis 20 m hoher Baum, Krone breit, rundlich, Borke fast ganz glatt, erst im Alter schuppig, Äste alter Bäume meist hängend, junge Triebe graufilzig; Blätter ledrig, in der Form sehr veränderlich, meist elliptisch bis schmal eiförmig oder eilanzettlich, 3-7 cm lang, spitz, Basis rund bis breit keilförmig, entweder ganzrandig oder mehr oder weniger weitläufig gezähnt, in der Jugend locker weißlich filzig, doch bald oben dunkelgrün und glänzend, unten graufilzig. Im gesamten Mittelmeerraum verbreitet.
Erdbeerbaum (Arbutus L.): Immergrüne Bäume oder Sträucher mit abblätternder, rötlicher, brauner oder weißgrauer Rinde; Blätter wechselständig, gestielt, gesägt oder ganzrandig. Etwas 20 Arten im Mittelmeergebiet, Westeuropa, Kleinasien, Nord- und Mittelamerika.
Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua): Walnußartiger Baum mit breiter Krone (in den Plantagen kaum über 4 m hoch und breit), dicht belaubt; Blätter 10-20 cm lang. Blättchen, rundlich oder oval, 3-7 cm lang, an der Spitze oft ausgerandet. Stammt aus dem Iran, jetzt überall im Mittelmeergebiet angebaut als Viehfutter.
Ölbaum (Olea europaea): auch Olive. Immergrüner, kleiner Baum, meist nicht über 5-6 m hoch, langsamwachsend und sehr alt werdend, Stamm der Kulturpflanze meist kurz, dick, rissig und unregelmäßig; Blätter silbergrau, derb ledrig. Verbreitung im gesamten Mittelmeerraum.
Oleander (Nerium oleander): Ein giftiger immergüner Strauch mit weißen, rosa oder roten Blüten. Blätter sind lanzettlich. Wild wächst er vornehmlich an feuchten Stellen in Flußbetten oder an Wasserläufen. Einzelne Bäume können bis zu 8 m hoch werden.
Myrte (Myrtus communis): Immergrüner Strauch, in seiner Heimat 3-5 m hoch; Blätter gegenständig, mitunter zu 3, eirund bis lanzettlich, ganzrandig, glatt, glänzend, kahl, gerieben sehr aromatisch, lederig, durchscheinend punktiert, 2,5 bis 5 cm lang, Stiel sehr kurz ode fehlend. Vorkommen von Südeuropa bis Westasien, im Mittelmeergebiet weit verbreitet.

Anatomisch-morphologische Anpassungen der Hartlaubgehölze

Das Blatt

Die immergrünen Hartlaubblätter sind meist klein, dick, lederartig und saftarm (vgl. Myrtus, Olea),Oft sind sie am Rande eingerollt (Rollblätter) und stachelig gezähnt. Um möglichst viel Strahlung (direkte Strahlung und Wärmestrahlung des Bodens) zu reflektieren, glänzt häufig die Oberseite der Blätter lackartig und die Unterseite der Blätter ist oft stark behaart. Die Behaarung dient zudem als Verdunstungsschutz, indem sie windstille wassergesättigte Räume schafft. Außerdem besitzen einige Arten die Möglichkeit, ihr Blattstellung je nach Sonnenstand zu regulieren. Sie haben die Blätter so orientiert, daß sie während der Zeit der intensivsten Lichteinwirkung (um die Mittagszeit) von den Sonnenstrahlen nur auf der schmalen Kante getroffen werden (z.B. Eucalyptus, z.T. Olea).
Der Aufbau des Blattes bedingt im Vergleich zu laubwerfenden Arten ein hohes Verhältnis von Trockengewicht zur Blattfläche. Das Verhältnis nennt man Sklerophylliegrad und kann den Hartlaubcharakter eines Gehölzes beschreiben. Der Sklerophylliegrad nimmt mit dem Alter der Blätter stark zu. Versuche am Johannisbrotbaum von CATARINO (1981) zeigen, daß unter sonst gleichen Bedingungen bei zunehmender Lichtstärke die Blattdicke, die Anzahl der Palisadenschichten, die Anzahl der Spaltöffnungen, die Cuticuladicke, der Chlorophyllgehalt, der Wurzel-Sproß-Verhältnis und die Transpirationsrate erheblich größer wird. Das bedeutet, der Sklerophylliegrad nimmt mit steigendem Lichteinfall auf ein Hartlaubgehölz zu.
Die Blätter der Hartlaubgehölze sind immergrün, d.h. sie haben auch im Winter die Fähigkeit zur Assimilation. Die Blätter leben durchschnittlich ein bis zwei Jahre (1 Jahr: Pistacia lentiscus, Quercus coccifera; 2 Jahre: Quercus ilex, Olea oleaster (DIAMNTAGLOU 1981)). Vereinzelt beträgt die Lebensdauer auch drei oder vier Jahre. Der Blattaustrieb und die Hauptwachstumsphase ist im Frühjahr, wobei gleichzeitig alte Blätter abgestoßen werden. Die Blattbildung endet meist zu Beginn der Sommerdürre. Zum Schutz vor Tierfraß hat z.B. Quercus ilex am Blatt Stacheln ausgebildet. Andere Arten schützen sich durch ätherische Öle (Myrtus) oder durch Gerbstoffe.



Abbildung 2



Cuticula:
Die Cuticula ist due äußerste Haut des Blattes und ist für Gas und Wasser fast uhndurchlässig. Sie besteht aus Korkstoff (Kutin). Die Hartlaubblätter besitzen als Transpirationsschutz eine außergewöhnlich dicke und dichte Kutinschicht. Die mit Wachs überzogene Kutikula glänzt oft lackartig und vermindert daher die Strahlungsaufnahme (=> geringere Transpiration) durch Reflexion der Strahlung.
Epidermen und Spaltöffnungsapparate:
Die Blattepidermis besitzt als lebender Abschluß des Blattes zwei Aufgaben. Zum einen hat sie die Pflanze vor Austrocknung zu schützen und zum anderen muß sie den Gasaustausch der Pflanze mit der Umgebung zulassen. Um einen möglichst großen Verdunstungsschutz zu erhalten, sind die Zellwände der Epidermiszellen der Hartlaubgehölze sehr stark verdickt, meistens stark verholzt und mit Cutineinlagen versehen. Zum Teil verholzen auch Bereiche zwischen den Zellen oder treten Cutineinlagen auf. Dadurch gewinnt das Blatt an Stabilität. Aus diesen Gründen sind die Epidermiszellen der Hartlaubgehölze meist sehr klein und oft in mehreren lagen ausgebildet.
Die Spaltöffnungen, die die gasundurchlässigen Epidermiszellen an der Blattunterseite unterbrechen, dienen dem Gasaustausch. Die Stomata der Hartlaubgehölze sind so gebaut, daß die CO2-Aufnahme mit einem möglichst geringen Wasserverlust vonstatten gehen kann und daß sie möglichst dicht schließen. Die Anzahl der Stomata bei Hartlaubgehölze ist sehr hoch, um einen hohen Gasaustausch zu Optimalzeiten zu gewährleisten. Um die Verdunstung zu minimieren befinden sich die Stomata in windstillen, relativ wassergesättigten Räumen. Das kann durch Einsenken (Nerium oleander), Einengung des Vorhofes durch Cutinleisten (Quercus ilex) oder Überwachsung der Spaltöffnungen durch Nebenzellen bis auf einen kleinen Spalt (Laurus nobilis) geschehen. Die Spaltöffnungen sind aus diesem Grund auch bei Quercus ilex und Olea europaea durch einen dichten Haarfilz bedeckt. Die Bauchseite der Schließzellen ist außerdem stets cutinisiert. Manche Arten wie Arbutus unedo besitzen sogar die Möglichkeit, nicht mehr funktionstüchtige Stomata wieder zu verschließen, indem sie mit Hilfe von sich teilenden Schwammparenschymzellen die Öffnung zuwuchern.
Palisadenparenchym und Schwammparenchym
Das Palisadenparenchym mit seinen langen, relativ schmalen, chloroplastenreichen Zellen in dichter Packung dient neben der Assimilation der Festigung des Blattes. Charakteristisch für die meisten Hartlaubblätter ist ein gut ausgebildetes, stets mehrschichtiges Palisadenparenchym. Das Schwammparenchym dagegen mit seinen zahlreichen Interzellularen ist bei den Hartlaubgehölzen nur sehr schwach ausgeprägt oder bei einigen Arten überhaupt nicht vorhanden. Dadurch erhält das Blatt einen äquifazialen Charakter. Das Verhältnis Palisadenparenchym zu Schwammparenchym ist bei den Sklerophyllen stets sehr hoch.
Festigungsgewebe
Das Festigungsgewebe in den Blättern ist für Hartlaubgehölze von hoher Bedeutung, um eine stärkere Austrocknung während der Sommerdürre ohne große Schäden überstehen zu können. Ein stabiles Blatt kann das Kollabieren der Zellen, was deren Zerstören bedeutet, und das Welken des Blattes verhindern. Die Blätter der Sklerophyllen sind daher von verschiedensten Festigungsgeweben durchzogen. Quercus ilex zum Beispiel besitzt Strebewände, die von der einen zur anderen Epidermis reichen und aus stark verholzten, dickwandigen Leitgewebszellen bestehen. Bei Olea europaea wird das Festigungsgewebe aus einem Netzwerk aus Bastzellen, die durch das Mesophyll gezogen und dort mit den Palisadenzellen verwachsen sind, gebildet. Blätter anderer Arten werden auch durch säulenförmige Sclerenchymzellen gestützt.

Andere morphologische Anpassungen der Hartlaubgehölze

Die Hartlaubgehölze zeichnen sich durch eine relativ geringe Wuchshöhe (max. 20 m) aus, wobei die Stämme im Vergleich zu unseren mitteleuropäischen Gehölzen kurz und dick sind. Sie sind in der Regel zum Stockausschlag befähigt. Ihr Holz ist meist sehr engporig, so daß die Wasserversorgung bei Trockenheit unter großer Saugspannung nicht abreißt. Die Wuchsform der Bäume ist oft weit ausladend, um möglichst viel Boden vor dem Austrocknen durch Beschattung zu schützen. Um den Stammabfluß bei Regen zu maximieren, sind die Äste meist nach oben gerichtet. Rutensträucher besitzen sogar in den Sproßachsen grünes Assimilationsgewebe, die die Aufgabe der Blätter übernehmen und somit die transpirierende Oberfläche reduziert wird.

Physiologische Anpassungen der Hartlaubgehölze

Die Hartlaubgehölze besitzen aufgrund ihrer speziellen Standortbedingungen verschiedene ökophysiologische Anpassungen, die ihnen beim Überleben helfen. So zeigt die Photosyntheseaktivität einen typischen Jahresgang auf, die Photosynthese ist an hohe Temperaturen und Temperaturmaxima angepasst und der Wasserhaushalt der Sklerophyllen ist auch durch Besonderheiten gekennzeichnet. Die Photosynthese wird vor allem durch die Faktoren Licht, Temperatur und CO2-Konzentration begrenzt.

Der Jahresgang der Photosyntheseaktivität

Das Jahresoptimum der Photosyntheseaktivität der Hartlaubgehölze liegt im Frühling. Der Grund dafür ist die hohe Strahlungsintensität bei gleichzeitig optimalen Temperaturen und guter Wasserversorgung (Hauptniederschlagszeiten im Frühjahr und im Herbst). Mit dem Beginn der Trockenperiode und den sehr hohen Temperaturen im Sommer nimmt die Photosyntheserate stark ab. Nach herbstlichen Niederschlägen erreicht die Photosyntheseaktivität ein zweites Maximum, welches aber unter normalen Verhältnisse unter dem des Frühjahrs liegt. Die Blätter sind im Herbst meist aufgrund ihres Alters und aufgrund von Beeinträchtigungen infolge der Sommerdürre weniger produktiv. Minimal dagegen ist die Photosyntheserate wieder im Winter, da die Photosynthese von niedrigen Temperaturen, geringerer Strahlung und kürzeren Tagen gehemmt wird. Dieses Grundschema kann je nach regional auftretenden Klimabedingungen durchbrochen werden.

Anpassungen an die Temperaturbedingungen

Die Temperatur ist ein wichtiger, begrenzender Faktor der Photosynthese. Für Olea liegt die Optimaltemperatur nach Untersuchungen von LARCHER (1961a) am Gardasee für junge Blätter bei 18°C, für Quercus ilex sogar nur bei 15°C. Für ausgewachsene Blätter und Pflanzen, die bei höheren Temperaturen herangewachsen waren, liegt die Optimaltemperatur bei 23°C. Pflanzen sind also in der Lage ihr Temperaturoptimum der Photosynthese an die vorherrschenden Temperaturbedingungen anzupassen. Versuche von BJÖRKMANN (1980) an Nerium oleander belegen, daß Pflanzen, die bei höheren Temperaturen (45°C am Tag; 23°C in der Nacht) gezogen wurden, ein deutlich höheres Temperaturoptimum besitzen als Pflanzen, die bei niedrigeren Temperaturbedingungen (20°C am Tag; 15°C in der Nacht) gezogen wurden.

Abbildung 3

Chemische Untersuchungen zeigten einen Umbau von Membranproteinen. Eine unterschiedliche Hitzeresistenz der Thylakoidmembran wird daher angenommen. Anatomisch-morphologische Unterschiede wurden dabei nicht festgestellt.
Dauerhafte Hitzeschäden der Membranen und der Proteine sind bei den mediterranen Hartlaubgehölze erst bei Blattemperaturen von 52°C bis 60°C zu beobachten (WALTER 1968). Unter den mediterranen Klimabedingungen können aber bei starker Wärmestrahlung und hoher Lufttemperatur bei fehlendem Wind maximale Blattemperaturen von 45°C erreicht werden.
Eine weitere Anpassung an die Standortbedingungen zeigen die Spaltöffnungsapparate der Sklerophyllen. Der Gasaustausch der Blätter erstreckt sich vor allem auf CO2, O2 und Wasserdampf. Der den Gasaustausch bewirkende Prozeß ist die Diffusion. Cuticula, Stomata und das Mesophyll stellen der Diffusion Widerstände entgegen. Für den Öffnungsgrad der Stomata ist der Diffusionswiderstand ein direktes Maß. Je geringer der Diffusionswiderstand, um so größer das Ausmaß der Spaltöffnung. Der Diffusionswiderstand der Blätter der Hartlaubgehölze zeigt einen charakteristischen Tagesgang (nach Versuchen von TENHUSEN (1981) an Arbutus unedo und Quercus coccifera). Bei Sonnenaufgang öffnen sich die Stomata sehr schnell, d.h. der Diffusionswiderstand des Blattes sinkt. Bei erreichen einer Blatttemperatur von über 30°C schließen sich die Spaltöffnungen sofort, aber nicht vollkommen, so daß noch CO2 in geringen Mengen aufgenommen werden kann. Nach Abkühlung, z.B. durch Wind oder gegen Nachmittag, werden die Stomata wieder geöffnet. In der Nacht sind sie dann wieder fest verschlossen. Das bedeutet also, der Öffnungsgrad der Stomata wird hauptsächlich durch die Temperatur reguliert. Das widerspricht der alten Lehrmeinung, nach der das Schließen der Spaltöffnungen durch Wasserverlust bedingt wird und die Pflanze vor noch stärkerem Wasserverlust schützen soll.

Die Photosynthese bei hohen Temperaturen

Bei starker Erwärmung des Blattes nimmt die Photosyntheseleistung stark ab, da sich die Stomata der Hartlaubgehölze bei Temperaturen von 30°C bis 35°C schließen. Gleichzeitig setzt die aufgrund schneller ablaufender chemischer Prozesse zunehmende Atmung größere Mengen CO2 frei. An der Hitzegrenze der Nettophotosynthese kann das durch die Atmung anfallende CO2 gerade noch assimiliert werden.

Abbildung 4

Die Hitzegrenze von Olea europaea liegt bei 48°C und von Quercus ilex bei 42°C. Bei höheren Temperaturen wird das CO2 ausgeschieden, die C-Bilanz wird negativ. Unter natürlichen Voraussetzungen ist die Kohlenstoffbilanz aber stets positiv. An einigen chilenischen Sklerophyllen wurde jedoch bei extremem Trockenstreß eine negative C-Bilanz gemessen.

Die Photosynthese bei niedrigen Temperaturen

Unter niedrigen Temperaturen versteht man im Mittelmeerraum Temperaturen, die durchschnittlich im Winter zwischen 7°C und 12°C liegen. Die Hartlaubgehölze sind auch bei diesen Temperaturen in der Lage Photosynthese zu betreiben, wobei die Photosyntheserate unter 10°C beträchtlich absinkt. Aber selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist die C-Bilanz der Hartlaubgehölze noch positiv. Als Beispiele seien genannt Olea europaea, der bei 5°C noch 50% und Quercus ilex, der bei 5°C noch 60% seiner maximalen Photosyntheseleistung erreicht. Bei 0°C wurden bei Olea europaea sogar noch 10% und bei Quercus ilex noch 25% der maximalen Photosyntheseleistung gemessen. Die Temperaturen, bei denen keine Photosynthese mehr möglich ist, liegen bei diesen Arten bei 08°C bis –9°C (KIEBEL, A. (1987/88)).
Frostschäden treten aufgrund des Klimas im Mittelmeergebiet an den Hartlaubgehölzen so gut wie nie auf. Dafür wären Fröste von unter –10°C nötig. In den Randzonen der Verbreitung werden niedrige Temperaturen aber dennoch zum begrenzenden Faktor, wenn sie die Vermehrung der Pflanzen unterbinden. Das ist der Fall, wenn aufgrund von Frösten Früchte nicht mehr ausreifen können oder Blütenknospen bzw. Keimlinge erfrieren.

Besonderheiten im Wasserhaushalt der Hartlaubgehölze

Die Hartlaubgehölze zeichnen sich aus durch die Fähigkeit Trockenstreß während der Sommerdürre zu ertragen. Ein Kennzeichen für die hohe Trockenresistenz ist, daß der osmotische Wert der Sklerophyllen im Vergleich zu den sommergrünen Gehölzen bei Trockenstreß weitgehend konstant gehalten werden kann. Ein starkes Ansteigen des osmotischen Wertes durch Wasserverlust würde die Zellsaftkonzentration drastisch erhöhen, was zu einer Entquellung und damit zu einer Schädigung der Pflanze führen würde. Ein weiterer Indikator der hohen Trockenresistenz der Hartlaubgehölze ist das Wassersättigungsdefizit. Die Blätter das Sklerophyllen sind in der Lage ein so hohes Wassersättigungsdefizit zu ertragen, wie es unter natürlichen Verhältnissen nicht vorkommt. So können sie sogar mit nut 40% des Wassergehaltes im vollgesättigten Zustand ohne Schäden überleben. Außerdem besitzen die Hartlaubgehölze im Vergleich zu Sommergrünen die Fähigkeit auch bei steigendem Wassersättigungsdefizit noch relativ hohe Nettophotosyntheseleistungen zu erbringen.

Abbildung 5

Eine andere Anpassung an Wasserstreß ist das Absinken des Turgordruckes, der bei Hartlaubgehölzen z.T. sogar negativ wird. Das bedeutet, daß die Saugspannung den osmotischen Wert übersteigen kann (KREEB (1961)). Der skleromorphe Bau der Hartlaubblätter, der das Kollabieren der Zellen verhindert, ist die Voraussetzung, daß die Pflanze den Turgor absenken kann.
Bei günstiger Temperatur und guter Wasserversorgung zeichnen sich Hartlaubgehölze durch ein hohes Assimilationsvermögen aufgrund starker Transpiration aus. Die Sklerophyllen können bei ungünstigeren Bedingungen die Transpiration aber wieder stark einschränken.

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Seminarleiter: Prof. Dr. B. Ruthsatz und Dr. M. Neitzke.

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Oktober 2002
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