Gudrun Ritter und Christian Klein
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Die Akrotiri-Halbinsel liegt östlich von Chania. Die Halbinsel besteht aus Dolomiten, Kalken und Marmor aus der Tripali-Einheit. Ihr Alter beträgt 200-174 Millionen Jahre.
Der Ausgangspunkt der Wanderung befindet sich beim Kloster
Gouverneto. Das Kloster liegt 440 Meter hoch in den Bergen und wurde
1548 erbaut. Seinen Ruhm verdankt es hauptsächlich dem Eremiten
Johannes,, der in der Schlucht unterhalb des heutigen Klosters in
einer Höhle lebte und sich nur von Kräutern und Wurzeln
ernährte. Eines Tages wurde der Heilige beim Sammeln von
Kräutern von einem Jäger erschossen, der den nur mit einem
härenen Gewand bekleideten Eremiten für ein wildes Tier
gehalten hatte. Vom Kloster Gouverneto führt ein Weg zur
Bärenhöhle. Ihren Namen verdankt sie einem mächtigen
Stalagniten im Inneren, der einem Bären ähnelt.
Stickstoffzeiger, wie Urtica pilulifera (Pillen-Brennessel)
und Urtica dubia (Geschwänzte Brennessel) im
Eingangsbereich der Höhle deuten auf den starken Besucherstrom
hin, der jedes Jahr zu dieser Touristenattraktion führt. In den
Felsritzen an der Höhle wachsen typische Vertreter der
Chasmophytenvegetation wie Scutellaria hirta (Endemit).
Teucrium divaricatum ist dagegen auf Kreta nicht als typischer
Vertreter der Felsspaltenvegetation anzusehen, da es auch in
Felstriften vorkommt.
Thema während des ersten Teiles der
Wanderung ist die Phrygana. Dies ist eine durch Degradation der
natürlichen Vegetation entstandene Kleinstrauchgesellschaft. Die
natürlich vorkommende Waldvegetation wurde durch frühe
Abholzung während der Antike zerstört und eine Regeneration
durch die wohl seit Jahrtausenden andauernde menschliche Einwirkung
wie Abbrennen und Beweidung verhindert.
Der Begriff Phrygana wurde wurde in die geobotanische
Literatur durch HELDREICH (1878) eingeführt. Eigentlich waren
Namen wie Phrygana, Macchia, Heide usw. Rechtsbegriffe. Sie
bezeichneten die Allmende, d.h. das Weideland außerhalb des
Privatbesitzes, der durch Mauern, Hecken oder Zäune gegen den
Zutritt der Viehherden geschützt werden mußte.
Ursprünglich meinen alle diese Begriffe keine bestimmten
Vegetationsformen und können sowohl Grasland als auch steinige
oder sandige Triften, Zwerggesträuch, Gebüsche, lichte
Wälder oder andere Pflanzengruppierungen mitumfassen. (HORVAT et
al. 1974)
Pflanzensoziologisch definiert man den Begriff Phrygana
nach HORVAT et al (1974) am besten als Gesellschaftsklasse der
östlichen Cistrosen-Zwergstrauchheiden (Cisto-Micromerietea
Oberdorfer 54). Floristisch unterscheidet sich die Phrygana von den
verwandten Formationen durch das hervortreten von ostmediterranen und
das Zurücktreten von westmediterranen Arten (HORVAT et al.).
Typisch für die Phrygana ist ein saisonaler Dimorphismus (PSARAS
et al 1984). Der provencalische Ausdruck "Garigue", der
sich auf eine steinige und mit sehr niedrigen, immergrünen
Gebüschen locker besetzte Gegend in der Provence bezieht, wird
für die im Sommer weniger ausdörrende, vorwiegend
immergrüne Zwergstrauch- und Strauchformationen des westlichen
Mediterrangebietes verwendet.
Charakteristisch für die
Physiognomie der Phrygana ist das Vorherrschen von xeromorphen
Zwergsträuchern mit halbkugeligem oder fast kugeligem Wuchs.
Allerdings ist die Halbkugelform vieler Sträucher der Phrygana
nicht ihre natürliche Wuchsform, sondern eine Folge des
Viehverbisses. Durch die starke Beweidung werden die Blätter,
weichen Blüten und jungen Triebe in der Regel sofort von Schafen
und Ziegen abgefressen. Somit bildet sich der für die Phrygana
typische kugel- oder halbkugelförmige Wuchs der Zwergsträucher
aus. Verbreitet sind Pflanzen mit kleinen, hartlaubigen und
stacheligen Blättern. Die Sprosse sind oft verholzt und stark
bedornt. Zum Schutz gegen Verbiß enthalten viele Arten stark
riechende, ätherische Öle. Viele krautige Pflanzen wachsen
im Schutz dorniger Sträucher.
Eine weitere Folge der
Überweidung sind neben Krüppelwuchs aufgrund des Verbisses
der jungen, zarten Sprosse ein sehr lückiger Bestand der
Vegetation.
Die von uns untersuchte Phrygana war sehr lückig. Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit waren bereits viele Kräuter vertrocknet, so daß Sträucher und Halbsträucher vorherrschten. Der vorherrschende Bodentyp ist eine flachgründige Rendzina.
Pflanzenliste:
Strauchschicht: |
|
Olea europaea |
Oleaceae |
Ceratonia siliqua |
Fabaceae |
Pistacia lentiscus |
Anacardiaceae |
Cistus incanus subsp. creticus |
Cistaceae |
Genista acanthoclada |
Fabaceae |
Rhamnus oleoides |
Rhamnaceae |
Calicotome spinosa |
Fabaceae |
Phlomis fruticosus |
Lamiaceae |
Sarcopoterium spinosum |
Rosaceae |
Thymus capitatus |
Lamiaceae |
Teucrium microphyllum |
Lamiaceae |
Prasium majus |
Lamiaceae |
Phagnalon graecum |
Asteraceae |
Kräuter: |
|
Ballota acetabulosa |
Lamiaceae |
Valantia hispida |
Rubiaceae |
Biscutella didyma |
Brassicaceae |
Tordylium apulum |
Apiaceae |
Urginea maritima |
Liliaceae |
Rhagadiolus stellatus |
Asteraceae |
Silene colorata |
Caryophyllaceae |
Galactites tomentosa |
Asteraceae |
Bryonia cretica |
Cucurbitaceae |
Ricotia cretica |
Cruciferae |
Dracunculus vulgaris |
Araceae |
Gräser: |
|
Briza maxima |
Poaceae |
Lagurus ovatus |
Poaceae |
Melica minuta |
Poaceae |
Aegilops geniculata |
Poaceae |
Von der Bärenhöhle führt ein aus dem Fels gehauener Weg zum verlassenen Kloster Katholico. Es wurde nach dem Einfall arabischer Piraten im 16. Jahrhundert verlassen, die Mönche übersiedelten ins weiter oben gelegene Gouverneto. An den Mauern des Klosters sowie eines 50 m langen und 15 m breiten Brückenbogens, der 30 m hoch die Schlucht überspannt fanden wir weitere typische Chasmophyten, die z.T. auf Kreta endemisch sind:
Pflanzenliste:
Inula candida |
Asteraceae |
Ebenus creticus (Endemit) |
Fabaceae |
Achillea cretica (Endemit) |
Asteraceae |
Galium fruticosum (Endemit) |
Rubiaceae |
Galium graecum |
Rubiaceae |
Asperula incana |
Rubiaceae |
Rosularia serrata |
Crassulaceae |
Sedum creticum |
Crassulaceae |
Umbilicus rupestris |
Crassulaceae |
Capparis orientalis |
Capparaceae |
Campanula tubulosa (Endemit) |
Campanulaceae |
Petromarula pinnata |
Campanulaceae |
Verbascum arcturus (Endemit) |
Scrophulariaceae |
Helichrysum orientale |
Asteraceae |
Ceterach officinarium |
Aspleniaceae |
Parietaria cretica |
Urticaceae |
keine strengen Felsspaltenvertreter: |
|
Hypericum empetrifolium |
Gutiferae |
Teucrium divaricatum |
Lamiaceae |
Vom Kloster Katholico führt ein Weg durch eine enge Schlucht bis zum Meer. Diese Schluchten stellen ein ideales Gebiet für zahllose Pflanzen, die auf felsigem Untergrund wachsen, dar. An diesen Standorten sind die Pflanzen vor Schädigungen durch Mensch und Tier weitgehend geschützt. Hier wachsen ebenfalls die bereits an den Mauern des Klosters gefundenen Chasmophyten. Am Wegesrand finden wir noch:
Lotus cytisoides |
Fabaceae |
Trifolium angustifolium |
Fabaceae |
Cichorium spinosum |
Asteraceae |
Daucus carota |
Umbelliferae |
Limonium oleifolium |
Plumbaginaceae |
Auf dem Rückweg machten wir kurz an dem Kloster Agia Triada halt. Es wurde unter venzianischem Einfluß gebaut. Rechts vor dem Kirchenportal ist ein interessanter Zitrusbaum, der vier Fruchtsorten aufweist: Bitterorange, Orange, Mandarine und Zitrone.
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Oktober
2002
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