Tagesprotokoll vom 7.6.1992 - Omalos-Hochebene

Carsten Kemp / Monika Steevens

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Fahrt auf die Omalos-Hochebene und Wanderung zur Kallergi-Schutzhütte (1677m ü. NN) in den Lefka Ori

Um 8.15 Uhr begaben wir uns auf den Weg in die Weißen Berge. An einem bewässerten Apfelsinenhain machten wir einen kurzen Stop. Die Bewässerung erfolgte durch am Boden verlaufende Wasserschläuche.
Auffallend war, daß sich an den Apfelsinenbäumen sowohl Früchte als auch Blüten befanden.
Wir stellten nur eine kurze Artenliste der Pflanzen am Wegesrand auf.
Bei diesen Kräutern handelte es sich überwiegend um Ackerwildkräuter oder Ruderalpflanzen. Diese Pflanzen kommen vor allem auf Flächen vor, die stark vom Menschen geprägt sind. Diese Standorte sind durch Stickstoffreichtum des Bodens une eine ständige Störung gekennzeichnet. Ungünstig ist der geringe Bodenfeuchtegehalt, der durch den hohen Steingehalt von etwa 25-50% hervorgerufen wird.

Artenliste:

Chrysanthemum segetum

Asteraceae

Chrysanthemum coronarium

Asteraceae

Lactura saligna

Asteraceae

Anthemis chia

Asteraceae

Galactites tomentosa

Asteraceae

Daucus carota

Apiaceae

Solanum nigrum

Solanaceae

Chenopodium album

Chenopodiaceae

Eruca sativa

Brassicaceae

Plantago lanceolata

Plantaginaceae

Plantago coronopus

Plantaginaceae

Linum bienne

Linaceae

Echium plantagineum

Boraginaceae

Malva sylvestris

Malvaceae

Bromus mollus

Poaceae

Trifolium hybridum

Fabaceae

Trifolium angustifolium

Fabaceae



Die Omalos-Hochebene in den Weißen Bergen liegt auf etwa 1000m; etwa auf dieser Höhe befindet sich der Einstieg in die Samaria-Schlucht. Von dieser Ebene aus wurde auf einen nur mit geländegängigen PKW's befahrbaren Weg einer der östlich gelegenen Gipfel auf dem sich eine Schutzhütte des griechischen Fremdenverkehrsverbandes befindet, bestiegen. Mit zunehmender Höhe sollten Wechsel in den Vegetationsformationen beobachtet werden. Ziel waren besonders die in einer Höhe über 1400 m erwarteten Igelpolster- oder Dornpolsterfluren, die in den Lefka Ori vor allem aus Astragalus angustifolius (A. creticus fehlt hier) und in größeren Höhen auch aus Acantholimon ulicinum bestehen (HAGER 1985).

Auf den ersten Höhenmetern konnten noch relativ viele Bäume und Sträucher festgestellt werden, die aber mehr oder weniger von den überall weidenden Ziegen verbissen waren.

Bestimmt wurden:

Acer sempervirens

Aceraceae

Zelkova abelicea

Ulmaceae

Quercus coccifera

Fagaceae

Berberis cretica

Berberidaceae

Crataegus monogyna

Rosaceae


Auf den Büschen von Quercus coccifera wuchs Aristolochia sempervirens.

Große Flächen an den Hängen waren mit einer lockeren Gebüschformation bedeckt, in der typische Weidezeiger sehr häufig waren.

Sträucher und Halbsträucher:


Rhamnus prunifolius

Rhamnaceae

Amelanchier cretica

Rosaceae

Thymus capitiatus

Lamiaceae

Phlomis lanata

Lamiaceae

Ballota pseudodictamnus

Lamiaceae

Hypericum empetrefolium

Hypericaceae

Phagnalon graecum

Asteraceae

Helichrysum italicum subsp. microphyllum

Asteraceae

Micromeria juliana

Lamiaceae

Kräuter:


Centaurea raphanina

Asteraceae

Centaurea idaea

Asteraceae

Trifolium uniflorum

Fabaceae

Linum bienne

Linaceae

Stauden:


Asphodelus microcarpus

Liliaceae

Ornithogalum creticum

Liliaceae

Arum idaeum

Araceae



In den folgenden 200 Höhenmetern nahm lediglich die Abundanz der Bäume ab; einige Exemplare z.B. von Quercus coccifera wiesen in Anbetracht des Weidedrucks eine relativ stattliche Größe auf (ca. 8 m). Der Anteil von Dornsträuchern, wie Berberis cretica war auffällig hoch.

Ab ca. 1300 m wurden von uns die ersten Dornpolsterarten im engeren Sinne bemerkt. Es handelte sich um relativ kleine Polster (ca. 20-40 cm Durchmesser) von Astragalus angustifolius, einer weißlich blühenden Fabacee mit fiedrigen Blättern. Seine Polster waren häufig eng verzahnt mit Polstern von Sideritis syriaca und Acinos alpinus. Etwa auch ab dieser Höhe nahmen wir Juniperus phoenica, Pinus brutia, Arabis alpina und Onosma erecta auf.
In kleinen Schneetälchen wurden verblühte Exemplare von Crocus sieberi gefunden.
Auf der Wanderung bis zur Berghütte des ansässigen Bergwandervereins (1680m) wandelte sich das Bild nun entscheidend.
Die vorherige lockere Gebüschformation mit einzelnen Bäumen und Sträuchern wurde immer stärker vom Eindruck der Dornpolsterfluren verdrängt. Astragalus angustifolius hat an einigen Stellen, besonders auf den von einigen Gruppenmitgliedern auf der Suche nach der zweiten Dornpolsterart bestiegenen, windexponierten Graten, einen Deckungsgrad an der Gesamtvegetation von über 60%; lediglich Berberis vulgaris erreicht auch noch höhere Deckungsgrade. Krautige Pflanzen kommen fast nur im Schutz der Dornpolster wachsend vor. Gräser sind nur durch Dactylis glomerata ssp. rigida und Poa bulbosa vertreten, unstet kamen Capsella bursa-pastoris, Centaurea raphanina und Anthemis rigida vor.

Unmittelbar unterhalb der Hütte war es endlich soweit; hellauf begeistert sahen wir Acantholimon ulininum, leider zuerst nicht blühend. Durch Farbe und Blattform leicht zu unterscheiden war die zweite bestandsbildende Art also erst in größerer Höhe anzutreffen. Nach einiger Suche kamen wir auch in den Genuß einiger spärlich rose blühender Exemplare, die im Verbund mit herrlichen Polstern (blaue Blüten) von Anchusa caespitosa (ab 1450m) und Astragalus angustifolius den besonderen Reiz der subalpinen Stufe Kretas ausmachen. Messungen des pH-Wertes ergaben unter den Polstern einen pH-Wert von 6 und zwischen den Polstern von 7.

Weitere Arten, die erst ab ca. 1500 m auftraten:

Prunus prostrata

Rosaceae

Verbascum spinosum

Scrophulariaceae

Euphorbia acanthothamnos

Euphorbiaceae

Juniperus oxycedrus

Cupressaceae

Cupressus sempervirens (an den Hängen der Samaria-Schlucht

Cupressaceae



Während unseres Aufstiegs konnten von uns zahlreiche Mönchsgeier (Aegypius monachus) beobachtet werden.

Ökologie:

Die typische Zonierung in der collinen bis subalpinen Stufe ist auf die unterschiedliche Ausprägung mehrerer Standortfaktoren in diesen Höhenlagen zurückzuführen.
In allen Höhenlagen relativ gleichmäßig scheint sich der Weidedruck auszuwirken. Auffällig wenige krautige Pflanzen, die meist Abwehrmechanismen aufweisen, sind daher zu finden. Fast alle anderen Arten weisen oft sogar zu halbkugeliger oder bonsai-artiger Form verbissene Exemplare auf. Dornsträucher wie Berberis vulgaris werden dadurch gefördert.

Zu den höheren Lagen und besonders im Gipfelbereich wirken zwei weitere Faktoren sehr intensiv. Strahlung und vor allem Wind. Durch dies kann der Konkurrenzvorteil und die damit erhöhte relative Abundanz von Dornpolsterarten wie Astragalus angustifolius und Acantholimon ulicinum erklärt werden. Die beiden Arten haben durch ihre Form und/oder durch Blattbau (Fiederblättchen + Dornen; Dornen) Wettbewerbsvorteile in puncto Strahlungs- und Windschäden, erzeugen sogar ihr eigenes Microklima. gefördert werden sie sicherlich auch durch die Beweidung der anderen Arten, dies ist aber nicht der Grund für das Vorkommen dieser Formation.

Literatur:

Hager, J. (1985): Pflanzenökologische Untersuchungen in den subalpinen Dornpolsterfluren Kretas. Vaduz.



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Oktober 2002
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