Carsten Kemp / Monika Steevens
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Um 8.15 Uhr begaben wir uns auf den Weg in die Weißen Berge.
An einem bewässerten Apfelsinenhain machten wir einen kurzen
Stop. Die Bewässerung erfolgte durch am Boden verlaufende
Wasserschläuche.
Auffallend war, daß sich an den
Apfelsinenbäumen sowohl Früchte als auch Blüten
befanden.
Wir stellten nur eine kurze Artenliste der Pflanzen am
Wegesrand auf.
Bei diesen Kräutern handelte es sich
überwiegend um Ackerwildkräuter oder Ruderalpflanzen. Diese
Pflanzen kommen vor allem auf Flächen vor, die stark vom
Menschen geprägt sind. Diese Standorte sind durch
Stickstoffreichtum des Bodens une eine ständige Störung
gekennzeichnet. Ungünstig ist der geringe Bodenfeuchtegehalt,
der durch den hohen Steingehalt von etwa 25-50% hervorgerufen wird.
Artenliste:
Chrysanthemum segetum |
Asteraceae |
Chrysanthemum coronarium |
Asteraceae |
Lactura saligna |
Asteraceae |
Anthemis chia |
Asteraceae |
Galactites tomentosa |
Asteraceae |
Daucus carota |
Apiaceae |
Solanum nigrum |
Solanaceae |
Chenopodium album |
Chenopodiaceae |
Eruca sativa |
Brassicaceae |
Plantago lanceolata |
Plantaginaceae |
Plantago coronopus |
Plantaginaceae |
Linum bienne |
Linaceae |
Echium plantagineum |
Boraginaceae |
Malva sylvestris |
Malvaceae |
Bromus mollus |
Poaceae |
Trifolium hybridum |
Fabaceae |
Trifolium angustifolium |
Fabaceae |
Die Omalos-Hochebene in den Weißen Bergen liegt auf etwa 1000m; etwa auf dieser Höhe befindet sich der Einstieg in die Samaria-Schlucht. Von dieser Ebene aus wurde auf einen nur mit geländegängigen PKW's befahrbaren Weg einer der östlich gelegenen Gipfel auf dem sich eine Schutzhütte des griechischen Fremdenverkehrsverbandes befindet, bestiegen. Mit zunehmender Höhe sollten Wechsel in den Vegetationsformationen beobachtet werden. Ziel waren besonders die in einer Höhe über 1400 m erwarteten Igelpolster- oder Dornpolsterfluren, die in den Lefka Ori vor allem aus Astragalus angustifolius (A. creticus fehlt hier) und in größeren Höhen auch aus Acantholimon ulicinum bestehen (HAGER 1985).
Auf den ersten Höhenmetern konnten noch relativ viele Bäume und Sträucher festgestellt werden, die aber mehr oder weniger von den überall weidenden Ziegen verbissen waren.
Bestimmt wurden:
Acer sempervirens |
Aceraceae |
Zelkova abelicea |
Ulmaceae |
Quercus coccifera |
Fagaceae |
Berberis cretica |
Berberidaceae |
Crataegus monogyna |
Rosaceae |
Auf den Büschen von Quercus coccifera wuchs
Aristolochia sempervirens.
Große Flächen an den Hängen waren mit einer lockeren Gebüschformation bedeckt, in der typische Weidezeiger sehr häufig waren.
Sträucher und Halbsträucher: |
|
Rhamnus prunifolius |
Rhamnaceae |
Amelanchier cretica |
Rosaceae |
Thymus capitiatus |
Lamiaceae |
Phlomis lanata |
Lamiaceae |
Ballota pseudodictamnus |
Lamiaceae |
Hypericum empetrefolium |
Hypericaceae |
Phagnalon graecum |
Asteraceae |
Helichrysum italicum subsp. microphyllum |
Asteraceae |
Micromeria juliana |
Lamiaceae |
Kräuter: |
|
Centaurea raphanina |
Asteraceae |
Centaurea idaea |
Asteraceae |
Trifolium uniflorum |
Fabaceae |
Linum bienne |
Linaceae |
Stauden: |
|
Asphodelus microcarpus |
Liliaceae |
Ornithogalum creticum |
Liliaceae |
Arum idaeum |
Araceae |
In den folgenden 200 Höhenmetern nahm lediglich die Abundanz der Bäume ab; einige Exemplare z.B. von Quercus coccifera wiesen in Anbetracht des Weidedrucks eine relativ stattliche Größe auf (ca. 8 m). Der Anteil von Dornsträuchern, wie Berberis cretica war auffällig hoch.
Ab ca. 1300 m wurden von uns die ersten Dornpolsterarten im
engeren Sinne bemerkt. Es handelte sich um relativ kleine Polster
(ca. 20-40 cm Durchmesser) von Astragalus angustifolius, einer
weißlich blühenden Fabacee mit fiedrigen Blättern.
Seine Polster waren häufig eng verzahnt mit Polstern von
Sideritis syriaca und Acinos alpinus. Etwa auch ab
dieser Höhe nahmen wir Juniperus phoenica, Pinus
brutia, Arabis alpina und Onosma erecta auf.
In
kleinen Schneetälchen wurden verblühte Exemplare von Crocus
sieberi gefunden.
Auf der Wanderung bis zur Berghütte des
ansässigen Bergwandervereins (1680m) wandelte sich das Bild nun
entscheidend.
Die vorherige lockere Gebüschformation mit
einzelnen Bäumen und Sträuchern wurde immer stärker
vom Eindruck der Dornpolsterfluren verdrängt. Astragalus
angustifolius hat an einigen Stellen, besonders auf den von
einigen Gruppenmitgliedern auf der Suche nach der zweiten
Dornpolsterart bestiegenen, windexponierten Graten, einen
Deckungsgrad an der Gesamtvegetation von über 60%; lediglich
Berberis vulgaris erreicht auch noch höhere
Deckungsgrade. Krautige Pflanzen kommen fast nur im Schutz der
Dornpolster wachsend vor. Gräser sind nur durch Dactylis
glomerata ssp. rigida und Poa bulbosa vertreten, unstet
kamen Capsella bursa-pastoris, Centaurea raphanina und
Anthemis rigida vor.
Unmittelbar unterhalb der Hütte war es endlich soweit; hellauf begeistert sahen wir Acantholimon ulininum, leider zuerst nicht blühend. Durch Farbe und Blattform leicht zu unterscheiden war die zweite bestandsbildende Art also erst in größerer Höhe anzutreffen. Nach einiger Suche kamen wir auch in den Genuß einiger spärlich rose blühender Exemplare, die im Verbund mit herrlichen Polstern (blaue Blüten) von Anchusa caespitosa (ab 1450m) und Astragalus angustifolius den besonderen Reiz der subalpinen Stufe Kretas ausmachen. Messungen des pH-Wertes ergaben unter den Polstern einen pH-Wert von 6 und zwischen den Polstern von 7.
Weitere Arten, die erst ab ca. 1500 m auftraten:
Prunus prostrata |
Rosaceae |
Verbascum spinosum |
Scrophulariaceae |
Euphorbia acanthothamnos |
Euphorbiaceae |
Juniperus oxycedrus |
Cupressaceae |
Cupressus sempervirens (an den Hängen der Samaria-Schlucht |
Cupressaceae |
Während unseres Aufstiegs konnten von uns zahlreiche Mönchsgeier (Aegypius monachus) beobachtet werden.
Ökologie:
Die typische Zonierung in der collinen bis subalpinen Stufe ist
auf die unterschiedliche Ausprägung mehrerer Standortfaktoren in
diesen Höhenlagen zurückzuführen.
In allen
Höhenlagen relativ gleichmäßig scheint sich der
Weidedruck auszuwirken. Auffällig wenige krautige Pflanzen, die
meist Abwehrmechanismen aufweisen, sind daher zu finden. Fast alle
anderen Arten weisen oft sogar zu halbkugeliger oder bonsai-artiger
Form verbissene Exemplare auf. Dornsträucher wie Berberis
vulgaris werden dadurch gefördert.
Zu den höheren Lagen und besonders im Gipfelbereich wirken zwei weitere Faktoren sehr intensiv. Strahlung und vor allem Wind. Durch dies kann der Konkurrenzvorteil und die damit erhöhte relative Abundanz von Dornpolsterarten wie Astragalus angustifolius und Acantholimon ulicinum erklärt werden. Die beiden Arten haben durch ihre Form und/oder durch Blattbau (Fiederblättchen + Dornen; Dornen) Wettbewerbsvorteile in puncto Strahlungs- und Windschäden, erzeugen sogar ihr eigenes Microklima. gefördert werden sie sicherlich auch durch die Beweidung der anderen Arten, dies ist aber nicht der Grund für das Vorkommen dieser Formation.
Literatur:
Hager, J. (1985): Pflanzenökologische Untersuchungen in den subalpinen Dornpolsterfluren Kretas. Vaduz.
Inhalt und Design by Andrea
Oktober
2002
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