Tagesprotokoll vom 9.6.1992 - Eichenwälder bei Armeni und Kastellos, Palmenstrand von Preveli

Jan Irrek und Michael Minnich

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1. Exkursionspunkt: laubwerfender Eichenwald (Quercus macrolepis) in der Nähe von Armeni

Die 1. Aufnahmestelle befindet sich an einem leicht nach Osten abfallenden Hang in Talnähe in der Nähe von Armeni. Der Exkursionspunkt ist ein spätminoisches Gräberfeld, das etwa 1700- 1100 v. Chr. entstand und in den 60'er Jahren wiederentdeckt wurde. Es zählt zu den bedeutendsten Ausgrabungen in Europa. Ca. 280 Gräber sind in O-W Richtung angelegt. Der Grund dafür liegt wohl im Jenseitsgedanken der Minoer (sofortigeer Übergang ins Jenseits, Verbringen einer Bußzeit in den Gräbern oder Reinkarnation). Die Toten wurden in seitlich gekrümmter Stellung, je nach Stand in Sarkophagen oder in Tonkuppeln, beigesetzt. Die Gräber enthielten viele Grabbeigaben wie z.B. Waffen, Schmuck, Töpfe oder Nahrungsmittel. Ursprünglich hatten die Gräber eine Kuppelform, heute sind nur noch die freigelegten Treppeneingänge in die unterirdischen Grabkammern zu erkennen.

Botanisch zeichnet sich der Standort durch einen hohen Lichteinfall (lichter Baumbestand), gute Erwärmungsmöglichkeiten bei Strahlungseinfall und Trockenheit (Kalkgestein, spez. Klima) aus. Der Boden ist infolge Kalkverwitterung basenreich.

Bäume:


Quercus macrolespis Hedge & Yalt


Quercus coccifera L. (Jungwuchs)


Strauch- und Krautschicht:


Stachys cretica L.


Micromeria nervosa Bentham


Thymus capitatus Hoffmanns & Link


Trifolium campestre Schreber


Trifolium angustifolium L.


Trifolium tomentosum L.


Trifolium stellatum L.


Scorpiurus muricatus L.


Medicago arabica Huds.


Hymenocarpos circinnatus Savi


Onobrychis caput-galli Lam.


Asphalthium bituminosum Fourr.


Hippocrepis ciliata Willd.


Coronilla securidaca L.


Eryngium campestre L.


Pollenis spinosa


Filago spec.


Centaurium erythraea Rafn.


Lagoecia suminoides L.


Oenanthe pimpinelloides L.


Acanthus spinosus L.


Petrorhagia velutina P.W. Ball & Heywood


Convolvulus althaeoides L.


Tragopogon hybridus L.


Blackstonia perfoliata L.


Knautia integrifolia L.


Hypericum empetrifolium Willd.


Linum trigynum L.


Anagallis arvensis L.


Sarcopoterium spinosum L.


Osyris alba L.


Asparagus aphyllus L.


Asphodelus microcarpus Viv.


Valantia hispida L.


Silene vulgaris Garcke


Cistus parviflorus Lam.


Gitterpilz


Carex spec.


Urginea maritima Bak.


Centaurea solsticialis L.


Salvia spec.


Pteridium aquilinum Kuhn


Gräser:


Lagurus ovatus L.


Briza maxima L.


Poa bulbosa L.


Triticum vagans Greuter


Triticum comosum K.Richter



Es handelt sich um einen laubwerfenden Eichenwald, der stark anthropogen überformt (minoisches Gräberfeld, später Schweinemast) ist. Die Valloneneiche (Quercus macrolepis) ist die bestandsbildende Baumart. Ihre auffallenden Bestimmungsmerkmale sind die stacheligen Fruchtbecher und die beidseitig behaarten und spitz gezähnten Blätter.
Die Strauch- und Krautschicht ist aufgrund der späten Aufnahmezeit im Jahr zum Teil nur noch relikthaft vorhanden, d.h. vertrocknet.
Im Talgrund sind v.a. laubwerfende Eichen, dagegen in höheren Lagen immergrüne Eichen (vgl. 2. Aufnahmestelle) vorherrschend.

2. Exkursionspunkt: Quercus macrolepis Wald oberhalb des ersten Waldes an der Straße nach Kastellos.

Baumschicht:


Quercus macrolepis Hedge & Walt


Strauch- und Krautschicht:


Sarcopoterium spinosum L.


Cistus parviflorus


Cistus incanus


Cistus salvifolius


Trifolium campestre Schreber


Hymenocarpos circinnatus Savi


Stachys cretica L.


Oenanthe pimpinelloides L.


Pteridium aquilinum Kuhn


Acanthus spinosus L.


Anagallis arvensis


Aparagus aphyllus L.


Asphodelus microcarpus viv.


Urginea maritima Bak.


Briza maxima


Poa bulbosa


Crataegus cf. monogyna Jacq.


Calicotome villosa Link


Rubus fruticosus


Rhamnus oleoides L.


Quercus pubescens Willd.


Pistacia terebinthus L.


Phlomis fruticosa L.


Smilax aspera L.


Satureja thymbra L.


Genista acanthoclada DC. (Straßenrand)


Ononis sibieri DC: (Straßenrand)


Origanum vulgare L.


Origanum onites L.


Hypericum empetrifolium Willd.


Lavatera arborea L. (Straßenrand)


Rhagadiolus stellatus Gaertner


Galactites tomentosa Moench


Inula spec.


Dracunculus vulgaris Schott


Arum spec.


Cyclamen creticum Hildebr.


Torilis leptophylla Reichenb. fil.


Ferula communis L.


Euphorbia characias L.


Geranium columbinum L.


Geranium robertianum L.


Anthemis chia


Gräser:


Anthoxanthum odoratum


Dactylis glomerata


Cynosorus echinatus


Vulpia spec.


Bromus sterilis


Avena barbarta



Dieser Quercus macrolepis Wald unterscheidet sich schon physiognomisch deutlich von dem beim Gräberfeld von Armeni gelegenen. Die vielschäftigen bis 8 m hohen Eichen, deuten auf eine ehemalige Niederwaldwirtschaft hin, am Unterhang befinden sich aufgelassene ehemalige Ackerterrassen, in deren Umgebung bis 15 m große Quercus macrolepis-Exemplare zu finden sind. Der pH-Wert des Bodens liegt bei 6 im Ah- und bei 7 im Bv-Horizont. Die Deckung der Baumschicht beträgt 70%. Besonders auffällig ist der hohe Wuchs (bis 2,00 m) und die recht hohe Deckung (50%) der Strauchschicht, die im krassen Gegensatz zu dem ersten Exkursionspunkt steht. Die Krautschicht hat einen Deckungsgrad von 85% und eine Höhe von 10 cm bis zu 1,20 m. Die großen Höhen werden im wesentlichen durch die Blütenstände der Asphodelus microcarpus Viv. gebildet. Dieses Weideunkraut deutet somit auf eine Beweidung hin, was durch das Auftreten der dornigen Sträucher (z.B. Sarcopoterium spinosum) noch verstärkt wird. Die Beweidung scheint aber eingestellt worden zu sein, da ansonsten nicht so eine dichte Krautschicht anzutreffen wäre.

3. Exkursionspunkt: Degenerierte Phrygana oberhalb des Palmstrandes

Sträucher und Halbsträucher:


Phagnalon graecum Boiss. & Heldr.

Asteraceae

Sarcopoterium spinosum L.

Rosaceae

Prunus webii Vierh.

Rosaceae

Pistacia lentiscus L.

Anacardiaceae

Ononis sieberi DC.

Fabaceae

Olea europaea L.

Oleaceae

Ceratonia siliqua L.

Fabaceae

Thymus captitatus Hoffmanns & Link

Lamiaceae

Teucrium brevifolium Schreber

Lamiaceae

Phlomis fruticosa

Lamiaceae

Calicotome villosa Link

Fabaceae

Genista acanthoclada

Fabaceae

Euphorbia acanthothamnos Heldr. & Sart. ex Boiss.

Euphorbiaceae

Rhamnus oleoides L.

Rhamnaceae

Lavatera arborea L.

Malvaceae

Galium graecum L.

Rubiaceae

Fumana arabica Spach

Cistaceae

Kräuter und Stauden:


Pterecephalus plumosus L.

Dipsacaceae

Lagoecia cuminoides L.

Apiaceae

Valantia hispida

Rubiaceae

Centaurea solstitialis L.

Asteraceae

Galactites tomentosa Moench

Asteraceae

Scolimus hispanicus

Asteraceae

Onopordion illyricum

Asteraceae

Picnomon acarna

Asteraceae

Urginea maritima

Liliaceae

Asphodeline lutea Reichenb.

Liliaceae


Diese stark degradierte Phrygana stockt auf felsigem Untergrund mit wenig Feinerdeauflage zwischen Steinen. Durch Touristen ist sie zudem stark beansprucht.

4. Exkursionspunkt: Palmenwald bei Moni Preweli im Mündungsbereich des ins Mittelmeer mündenden Megalopotamos

Artenliste:

Arundo donax L.


Phragmitis australis Trin. ex Steudel


Rhoenix theoprasti Greuter


Nerium oleander L.


Juncus acutus L.


Salix alba L.


Ceratonia siliqua L.


Pistacia lentiscus L.


Tamus communis L.



Der Palmenwald ist hier als Auwald im Mündungsbereich des Flusses oberhalb der Hochwasserzone ausgebildet. Er stockt auf grob- bis mittelsandigem Substrat. Der Wald ist durch dort zeltende Touristen stark anthropogen überformt, worauf auch Pistacia lentiscus hinweist. Starkes Algenwachstum im Gewässer läßt zudem auf Eutrophierung desselben schließen. Die bestandsbildende Baumart ist die endemische Phoenix theoprasti. Der Baum ist bis zu 10 m hoch. Die Abfolge der Vegetation beginnt im Uferbereich mit Phragmitis communis und Arundo donax, einem aus Australien eingeschleppten Neophyten. Daran anschließend bildet der Oleander stellenweise ein geschlossenes Gebüsch, das dann in den aufgelockerten Bestand der Palmen übergeht. Halophyten fehlen in diesem meeresnahen Wald, wahrscheinlich durch den hohen Grundwasserspiegel des Süßwassers bedingt.



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Oktober 2002
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