Tagesprotokoll vom 14.6.1992 - Wanderung von der Kapelle Agios Georgios (Lassithi-Hochebene) hinunter nach Krasi

Gruppenprotokoll

zurück zum Inhaltsverzeichnis des Exkursionsführers

Ehemals stark landwirtschaftlich genutzte Gebiet, heute Großteils nur noch Weidewirtschaft (-> Verbiß). Seit der Türkenherrschaft war in dieser Region die Kaliwir-Viehwirtschaft weit verbreitet. Damals wurden die Bauern von den Türken aus den meeresnahen Tälern in den Berge vertreiben. Um 800 - 1000 m Höhe dominierte schon damals aufgrund der natürlichen Gegebenheiten die Viehwirtschaft. Die Bauern betrieben aber nebenbei auch Ackerbau, der v.a. zur Selbstversorgung diente. Die Ackerterrassen sind heute noch gut zu erkennen. In der Regel zogen die Bauern im Sommer mit ihren Familien und Herden hoch in die Berge und im Winter wegen der Kälte in tiefer gelegene Regionen, wo sie den Türken noch oft Pacht zahlen mußten.
Geologisch befindet man sich im unteren Teil der Tripolitza-Serie, dem Tonschiefercarbonat. Die geologische Schicht ist ca. 140 Mio. Jahre alt.

1. Exkursionspunkt: Höchste Aufnahmestelle der Tagesexkursion; Sarcopoterium-Phrygana

An der Aufnahmestelle wurden zwei unterschiedliche Ausprägungen einer Sarcopoterium-Phrygana in einer Artenliste zusammengefaßt. Bei dem einen Typ handelte es sich um eine mehr oder weniger typische Ausprägung dieser stark überweideten Phrygana. Der andere Typ wurde von einem Phrygana-Sukzessionsstadium nach einem Weidebrandrepräsentiert. Der Brand lag schätzungsweise 3-5 Jahre zurück. Auffallend hierbei ist, daß Sarcopoterium noch dominanter wird und das Dactylis als einziges Gras vorkommt. Die Arten, die nur in dem Brand-Sukzessionsstadium vorkamen, sind in der Pflanzenliste mit 'B' gekennzeichnet.

Ah-Horizont

0 - 2 cm

pH 5

Bv /Cv-Horizont

2 - 10 cm

pH 6

Cv (Aufschluß am Weg)


pH 7



Sträucher und Halbsträucher:


Sarcopotherium spinosum L. (d)

Rosaceae

Crataegus cf. monogyna (1 Exempl., 1.5 m hoch)

Rosaceae

Phlomis lanata Willd.

Lamaiceae

Thymus capitiatus Hoffmans & Link

Lamaiceae

Teucrium brevifolium Schreber (B)

Lamiaceae

Satureja thymbra

Lamiaceae

Acer sempervirens L. (1 Exempl., 2 m hoch, stark verbissen)

Aceraceae

Quercus coccifera L.

Fagaceae

Genista acanthoclada DC (max. 1 m hoch) (B)

Fabaceae

Ononis sieberi DC.

Fabaceae

Calicotome villosa

Fabaceae

Rhamnus alaternus L.

Rhamnaceae

Galium fruticosum

Rubiaceae

Asperula incana L.

Rubiaceae

Asparagus aphyllus L.

Liliaceae

Fumana thymifolia Spach ex Webb

Cistaceae

Daphne sericea Vahl

Thymelaeaceae

Hypericum empetrifolium Willd. (B)

Guttiferae

Kräuter und Stauden:


Urginea maritima Bak.

Liliaceae

Asphodelus microcarpus Viv.

Liliaceae

Campanula cf. tubulosa

Campanulaceae

Ferula communis L.

Apiaceae

Eryngium campestre L.

Apiaceae

Convolvulus althaeoides L.

Convolvulaceae

Trifolium campestre Schreber

Fabaceae

Trifolium tomentosum L.

Fabaceae

Trifolium angustifolium L.

Fabaceae

Trifolium stellatum L.

Fabaceae

Trifolium uniflorum (B)

Fabaceae

Anthyllis vulneraria L.

Fabaceae

Hymenocarpus circinnatus

Fabaceae

Pterocephalus plumosus L.

Dipsacaceae

Blackstonia perfoliata L. (B)

Gentianaceae

Linum corymbulosum Reichenb. (B)

Linaceae

Anagallis arvensis (B)

Primulaceae

Plantago lanceolata L.

Plantaginaceae

Plantago lagopus

Plantaginaceae

Pallenis spinosa (B)

Asteraceae

Crepis rubra L.

Asteraceae

Centaurea solstitialis L.

Asteraceae

Scolymus hispanicus

Asteraceae

Tragopogon hybridus

Asteraceae

Carlina corymbosa

Asteraceae

Biscutella didyma

Brassicaceae

Eruca sativa

Brassicaceae

Hypericum perfoliatum

Guttiferae

Mandragora autumnalis

Solanaceae

Papaver rhoeas

Papaveraceae

Asperula crassula

Rubiaceae

Gräser:


Avena barbata Pott ex Link


Bromus spec.


Hordeum leporinum Link


Dactylis glomerata L.


Briza maxima L.




2. Exkursionspunkt: Felsnase

Ganz im Gegensatz zu der sehr lückigen Phrygana des 1. Exkursionspunktes, präsentierte sich einige hundert Meter weiter ein ganz anderes Bild. In einem leichten Hangeinschnitt wuchsen die bisher nur wenig mehr als 30 cm hohen Pflanzen sehr viel besser. Die Phrygana ist insgesamt höher (bis 1 m) und dichter. Der Durchmesser der einzelnen Polster sich größer. Die Bodenbedeckung durch die Sträucher erreichte Werte über 90%, was sich auch beim Gehen bemerkbar machte. Die genauen Gründe für diesen Wechsel in der Wüchsigkeit konnten nicht exakt geklärt werden. Zu einer vermutlich geringfügig besseren natürlichen Lage und dadurch bedingt einer besseren Wasserversorgung und größeren Gründigkeit kommt wahrscheinlich auch eine geringere Beweidung. Die Pflanzen sind nicht so stark verbissen wie im Bereich der Kapelle. Ein Weidezaun, der nach der Durchquerung des Gebietes den Weg versperrte, spricht zumindest für den zeitweisen Ausschluß des weidenden Viehs. Allerdings schien dieser Zaun offensichtlich nur einen Teil des gesamten Gebietes zu umschließen, so daß die geringere Beweidung evtl. nut ein Grund von vielen ist. Möglich wäre auch eine abweichende frühere Nutzung aufgrund anderer Besitzverhältnisse.

Artenliste:

Quercus coccifera L.
nicht mehr so verbissen

Fagaceae

Genista acanthoclada DC.
bestandbildend, Aspekt: gelb

Lamiaceae

Salvia triloba L. fil.

Lamiaceae

Phlomis lantana Willd.

Lamiaceae

Thymus capitiatus (L.) Hoffmans & Link

Lamiaceae

Origanum onites L.

Lamiaceae

Origanum vulgare L.

Lamiaceae

Micromeria juliana (L.) Bentham

Lamiaceae

Stachy cretica

Lamiaceae

Cistus incanus

Cistaceae

Sedum spec.

Crassulaceae

Rhamnus alaternus L.

Rhamnaceae

Euphorbia characias L.

Euphorbiaceae

Phagnalon graecum

Asteraceae

Tragopogon lassiticus

Asteraceae

Scorzonera cretica

Asteraceae

Silene gigantea

Caryophyllaceae

Petrorhagia velutina

Caryophyllaceae

Biscutella didyma

Brassicaceae

Valantia hispida

Rubiaceae


Der weitere Weg führte dann in ein Gebiet, das stärker landwirtschaftlich genutzt wurde. Die Mittagsrast wurde in der Nähe eines Maulbeerhains (Morus alba) verbracht.

Zwischennotiz: an der Schotterstraße nach Krassi
Die gemischte Phrygana wird abgelöst durch einen dominanten Cistus creticus-Bestand. Cistus creticus wächst an diesem Standort mit violetten, hellvioletten und weißen Blüten.
Prunus webii steht in dem dominanten Cistus-Bestand. Der am 1. Exkursionspunkt dominante Sarcopoterium spinosum gedeiht jetzt nur noch kümmerlich im Unterwuchs. Möglicherweise handelt es sich auch hier um ein etwas fortgeschritteneres Sukzessionsstadium einer Phrygana nach einem Brand.

3. Exkursionspunkt: Genista acanthoclada-Phrygana am Wegrand oberhalb der Schlucht

Der Bestand wird dominiert von Genista acanthoclada und Quercus coccifera. Die Wuchshöhe der Phrygana ist relativ groß (Quercus 4 m, Genista 1,5 m), was auf einen geringeren Tierverbiß schließen läßt. Die Exposition der Aufnahmestelle ist W-NW bei einer Hangneigung von ca. 15°. Die vertikale Hanglage ist gestreckt und die horizontale Hanglage konvex.

Sträucher und Halbsträucher:


Quercus coccifera L. (d)

Fagaceae

Quercus pubescens Willd (1 Exmpl., 3 m hoch)

Fagaceae

Genista acanthoclada DC. (d)

Lamiaceae

Thymus capitatus Hoffmanns & Link

Lamiaceae

Salvia triloba L.

Lamiaceae

Phlomis lanata Willd.

Lamiaceae

Origanum onites L.

Lamiaceae

Teucrium brevifolium

Lamiaceae

Micromeria juliana

Lamiaceae

Sarcopoterium spinosum L.

Rosaceae

Cistus creticus L.

Cistaceae

Ononis sieberi DC.

Fabaceae

Calicotome villosa Link

Fabaceae

Spartium junceum

Fabaceae

Rhamnus oleoides L.

Rhamnaceae

Phagnalon graecum

Asteraceae

Hypericum empetrifolium

Guttiferae

Asparagus aphyllus

Liliaceae

Kräuter und Stauden:


Urginea maritima Bak.

Liliaceae

Anagallis arvensis L.

Primulaceae

Bromus spec.

Poaceae

Convolvulus amthaeoides L.

Convolvulaceae

Asphodelus microcarpus Viv.

Liliaceae

Trifolium campestre

Fabaceae

Trifolium stellatum

Fabaceae

Trifolium angustifolium

Fabaceae

Medicago arabica

Fabaceae

Medicago minima

Fabaceae

Pterocephalus plumosus

Dipsacaceae

Centaurea raphanina

Asteraceae



4. Exkursionspunkt: Bachtal vor Krasi

Bachbegleitendes Gehölz
Aufgrund der guten Wasserversorgung durch den Bachlauf und der ausgleichenden mikroklimatischen Bedingungen (enges Kerbtal) zeigten die hier vorkommenden Pflanzen ein sehr üppiges Wachstum. Auffällig war, daß hier einige Arten baumförmig wuchsen, die man zuvor bestenfalls als Busch kennengelernt hatte. Dies gilt vor allem für die mächtigen Exemplare von Quercus coccifera, die in unmittelbarer Nähe des kleinen Bachlaufes stehen. Viele der Sträucher kommen auch in Mitteleuropa vor. Auffällig war auch die reich entwickelte Krautschicht und das häufige Vorkommen von Lianen.

Bäume:


Quercus coccifera L. (10 - 15 m)

Fagaceae

Morus alba L.

Moraceae

Sträucher und Halbsträucher:


Crataegus monogyna Jacq.

Rosaceae

Rosa spec.

Rosaceae

Rubus sanctus

Rosaceae

Ruscus aculeatus L.

Liliaceae

Lianen:


Lonicera etrusca G.Santi

Caprifoliaceae

Vitis vinifera L.

Vitaceae

Hedera helix L.

Araliaceae

Tamus communis L.

Dioscoreaceae

Aristolochia sempervirens L.

Aristolochiaceae

Clematis cirrhosa

Ranunculaceae

Rubia peregrina

Rubiaceae

Kräuter:


Allium spec.

Liliaceae

Blackstonia perfoliata (L.) Hudson

Gentianaceae

Hypericum perforatum L.

Guttiferae

Silene vulgaris Garcke

Caryophyllaceae

Avena barbarta Pott ex Link

Poaceae

Scrophularia peregrina

Scrophulariaceae



An einer Mauer:

Clematis cirrhosa L.

Ranunculaceae

Galium aparine L.

Rubiaceae

Galium mollugo P.P.

Rubiaceae

Muscari spec.

Liliaceae

Hedera helix L.

Araliaceae

Acanthos spinosus L.

Acanthaceae

Geranium robertianum L.

Geraniaceae

Euphorbia characias L.

Euphorbiaceae

Cistus incanus

Cistaceae

Anagallis arvensis

Primulaceae

Aristolochia sempervirens L.

Aristolochiaceae

Arum spec.

Araceae

Arisarum vulgare Targ-Tozz

Araceae

Cyclamen creticum Hildebr.

Primulaceae



Aufgehackter Olivenhain:

Fumaria officinalis L.

Papaveraceae

Cichorium intybus L.

Asteraceae

Rhagadiolus stellatus

Asteraceae

Medicago arabica (L.) Huds.

Fabaceae

Scrophularia lucida L.

Scrophulariaceae

Bunium ferulaceum

Apiaceae



Unkräuter wie bei uns auch: Chenopodium album L.

5. Exkursionspunkt: Lasiti-Hochebene unterhalb der Zeus-Höhle

Auf der Hochebene wird intensiver Bewässerungsfeldbau betrieben. Charakteristisch für die Lasiti-Ebene sind die zahlreichen Windräder mit deren Hilfe man das Grundwasser auf die Felder pumpte. Heute haben vor allem Motorpumpen die schönen Windpumpen verdrängt, die dieser Gegend ihren eigenwilligen Reiz verliehen.
Der Bodentyp ist ein Hortisol, die Bodenart ein schluffiger Lehm. Der Boden bietet somit beste Vorraussetzungen für eine ackerbauliche Nutzung.
Anbau: Apfel. Kirsche. Birne, Wein, Quitte, Mandel, Walnuß
Nutzpflanzen: Kartoffel, Gerste, Hafer, Bohnen, Zwiebel, Artischocken

Ackerunkräuter:


Eruca sativa Miller

Brassicaceae

Cardaria draba Desv.

Brassicaceae

Oenanthe pimpinelloides L.

Apiaceae

Daucus carota L.

Apiaceae

Eryngium campestre L.

Apiaceae

Ferula communis L.

Apiaceae

Campanula cf. patula L.

Campanulaceae

Galium aparine L.

Rubiaceae

Malva sylvestris L.

Malvaceae

Convolvulus arvensis L.

Convolvulaceae

Bromus hordeaceus L.

Poaceae

Hordeum cf. marinum Huds.

Poaceae

Lolium perenne L.

Poaceae

Triticum spec.

Poaceae

Dactylis glomerata L.

Poaceae

Avena barbarta Pott ex Link

Poaceae

Lactuca serriola L.

Asteraceae

Sonchus oleraceus

Asteraceae

Chrysanthemum segetum L.

Asteraceae

Matricaria recutita

Asteraceae

Tanacetum parthenium

Asteraceae

Hypericum perforatum L.

Guttiferae

Silene vulgaris Garcke

Caryophyllaceae

Papaver rhoeas L.

Papaveraceae

Ononis sieberi DC.

Fabaceae

Sanguisorba minor Scop.

Rosaceae

Sarcopoterium spinosum L.

Rosaceae

Rumex crispus L.

Polygonaceae

Rumex acetosella L.

Polygonaceae

Hymenocarpos circinnatus Sari.

Fabaceae

Lupinus spec.

Fabaceae

Solanum spec.

Solanaceae

Muscari cf. parviflorum Desf.

Liliaceae

Asparagus spec.

Liliaceae

Allium spec.

Liliaceae

Amaranthus spec.

Liliaceae

Ranunculus cf. radinotrichus Greuter & Strid

Ranunculaceae

Geranium dissectum L.

Geraniaceae

Chenopodium album L.

Chenopodiaceae

Plantago major L.

Plantaginaceae

Plantago lanceolata L.

Plantaginaceae



Bäume am Wegesrand:

Crataegus monogyna Jacq.


Quercus pubescens Willd.


Quercus coccifera L.






Inhalt und Design by Andrea
Oktober 2002
Diese Seite ist Teil eines Framesets - www.amleto.de -