Das Zusammenleben von Ameisen und einigen Tillandsienarten.
Ameisen können in vielfältiger Weise mit Pflanzen
zusammenleben. Pflanzen, die sich zu einem gewissen Prozentsatz
durch das Zusammenleben mit Ameisen ernähren (Myrmecotrophie)
und Behausungen für diese anbieten, entwickeln sich vielfach
unabhängig von einander in allen tropischen Regionen; die am
besten an die Unterbringung von Ameisen spezialisierten Arten sind
die australischen. (Huxley 1991) Unter Vertretern der
Bromelioideae finden sich eine ganze Reihe von
Ameisengartenpflanzen. Die Tillandsien fallen aus dem Kreis der
potentiellen Ameisengartenpflanzen heraus, sie haben einen viel
besser an das Leben mit den Ameisen angepaßten Mechanismus
entwickelt.
Doch zunächst zum Ameisengarten, damit ein
Vergleich der beiden Adaptionsformen möglich wird. Ein
Ameisengarten entsteht, wenn eine Ameisenkönigin am Fuße
einer bereits auf einem Baum festsitzenden Pflanze ein Nest anlegt.
Das sich ausweitende Nest - Substrate werden von den Ameisen
angesammelt - wird in Folge von vielen anderen Pflanzen besiedelt.
Die Pflanzen durchwurzeln das Nest und bilden das Gerüst und
damit Stabilität. Nahrung produzieren die Pflanzen für die
Ameisen nicht. Andererseits sind Ameisen beobachtet worden, die
fleischige Früchte von Aechmea mortensii in ihren
Garten transportiert haben und somit wesentlich zur
Ausbreitung der Pflanze beitragen. Versuche, diese Bromelie in
Topfkultur zu halten, erschien schwierig, da sie an den Standort
Ameisengarten adaptiert zu sein scheint. Das gleiche
findet sich z.B. bei der Orchidee Coryanthes. Diese Orchidee
braucht ein saures Substrat und findet in einem Ameisengarten einen
mit einem pH-Wert von 4 außergewöhnlich sauren Standort.
(nach Benzing 1980)
Vorsichtig lösen wir ein großes Exemplar der Medusenhaupt-Tillandsie von der rissigen Eichenrinde, um sie nicht zu beschädigen. Dabei machen wireine unangenehme Entdeckung, denn T. caput-medusae erweist sich als eine üble Ameisenpflanze, die in der von den scheidig verbreiterten Blattbasen gebildeten Zwiebeln ganze Nester bissiger Ameisen beherbergt. Schauen wir sie genau an, so stellen wir an der Basis der äußeren Blätter ein ansehnliches Loch fest, duch das die Ameisen ein und auslaufen. Beim Durchschneiden einer solchen Zwiebel beobachten wir, daß sich in den Hohlräumen ein ganzer Ameisenstaat etabliert hat. (Rauh, 1981) Pflanzen aus Nachzuchten, die offensichtlich ohne Ameisen aufgewachsen sind, zeigen keine Eingangslöcher, so daß man davon ausgehen kann, daß diese von den Ameisen selbst angefertigt werden.
|
Tillandsien mit Scheinzwiebeln leben ausschließlich
epiphytisch sowohl in Trockengebieten als auch in
niederschlagsreicheren Regionen. Im Gegensatz zu den
Trichterbromelien wachsen diese Arten nicht streng nach oben
gerichtet (negativer Geotropismus) sondern, was ziemlich selten im
Pflanzenreich vorkommt, wahllos in alle Richtungen (ageotropisch),
also auch kopfüber in Richtung Erdboden oder zur Seite. Beispiel
für diese auch bulbose Tillandsien genannte Gruppe
sind: T. atroviridipetala, T. bulbosa, T.
caput-medusae, T. seleriana, T. argentea, T.
balbisiana, T. baileyi, T. butzii, T. disticha,
T. streptophylla und einige andre.
Tillandsia bulbosa beherbergt eine Vielzahl von Ameisenarten. Es werden in Quintana Roo, Mexico, 17 Arten (aus 11 Gattungen und 4 Unterfamilien) angegeben. Von Tillandsia butzii und Tillandsia caput-medusae sind etwas weniger Arten aus 9 Gattungen als Untermieter aus Mexico und Costa Rica bekannt. (aus: Huxley 1991)
|
|
Vor allem wandernde Ameisen zeigen eine Vorliebe für
pflanzliche Hohlräume: Sie besetzen 10-15% der bescheidenen
Zwischenblatträume an den Blattbasen von Tillandsia
paucifolia in Süd-Florida. (nach Huxley 1991)
Von den hauptsächlich gehandelten Arten bilden T. butzii, T. caput-medusae, T. seleriana und T. xerographica sogenannte Scheinzwiebeln aus.
|
In den Hohlräumen dieser Scheinzwiebeln finden bestimmte
Ameisenarten, insbesondere der Gattung Cremogaster,
Nistplätze, die gut vor Nässe geschützt sind. Es wird
angenommen, daß die Pflanzen Mineral- und Nährstoffe
aufnehmen, die durch die Ameisen in Form von Erdpartikeln und
Beutetieren in die Hohlräume gebracht werden.
Inhalt und Design by Andrea
Januar 2002
Diese Seite ist Teil eines Framesets -
www.amleto.de -