Ciudad de México, Metropolis im Hochtal (nach Gierloff-Emden)

Inhalt:
Stadtgründung
Das Wachstum der Stadt
Straßen
Der Stadtkomplex
Klimatische Verhältnisse
Baugrund
Wasserversorgung
Landwirtschaft

Die Hauptstadt erfüllt mit ihrer bebauten Fläche zu großem Teil den Bereich des bundeseigenen Verwaltungsbereiches „México, Distrito Federal“, abgekürzt „México D.F.“, was auch als Bezeichnung für den Hauptstadt-Komplex verwendet wird. Der Stadtkomplex ist über die Grenzen des Bezirks D.F. hinausgewachsen und in die Bereiche der Staaten México, Hidalgo, Puebla und Tlaxcala im Hochtal. Dieses Hochtal, Im Süden des zentralmexikanischen Hochlandes gelegen, erstreckt sich etwa 110 km von Norden nach Süden und 80 km vom Westen nach Osten.

Ciudad de México wird verwaltungstechnisch in 2 „cuarteles“, d.h. Quartiere, und die umliegenden Areale in 12 „Delegaciones“ eingeteilt.

Die Hauptstadt liegt 2265 m hoch (mittlere Höhe) über dem Meeresspiegel im Westteil der ebenen Beckenlandschaften des inneren Hochtals von Mexico (40 km O-W und 50 km N-S Erstreckung), das von zahlreichen kleinen Vulkanbergen und Aschenkegeln überragt wird und von hohen Bergen umgeben ist: Im Südosten dem schneebedeckten Popocatépetl-Vulkan, im Osten dem ebenfalls über 5000 m hohen Vulkan Ixtaccíhuatl, im Nordwesten der Sierra Guadalupe (3029 m) im Südwesten dem 3940 m hohen Ajusco und im Süden von 3000 m hohen Sierren.

Die Hochtäler von México, Puebla und Toluca

Der zentrale Siedlungsraum Mexicos: Die Hochtäler von México, Puebla und Toluca.


Ciudad de México
ist die größte Stadt der Erde über 2000 m Höhenlage. Sie ist neben Kalkutta die größte Stadt der Erde in der Tropenzone. Das Hochtal nimmt 0,45 % der Fläche Gesamtmexicos ein. Dort leben 15 % der Bevölkerung der Landes, dort sind 60 % der Industrie des Landes konzentriert. Im Hochtal, nördlich der Stadt, fünfzig Kilometer entfernt, liegt Teotihuacán, das Ruinenfeld altindianischer Kultur mit der Sonnen- und der Mondpyramide.

Stadtgründung: Die Azteken hatten, von Norden kommend, entsprechend einer Prophezeiung für den Stamm haltgemacht, wo sie einen Adler fanden, der auf einem Kaktus sitzend eine Schlange verzehrte. Das Ereignis fanden sie am Ufer des Texcoco-Sees und gründeten am 18. Juli 1325 (lt. Prescott) eine Stadt namens Tenochtitlán, „Platz, wo ein Kaktus auf einem Felsen steht“. Die Azteken bauten Kanäle und Dämme und kultivierten das Tal der abflußlosen, flachen, schilfbestandenen Seen, deren es fünf gab, die nur durch schmale Landstreifen voneinander getrennt waren, bzw. ineinander übergingen: Lago de Zumango, Xaltocan, Texcoco, Xochimilco und Chalco. Auf einer Insel legten sie Tenochtitlán an, eine Wasserstadt wie Venedig. Die Tempelstadt nahm einen Platz ein, auf dem heute auf 600 x 400 m das Zentrum der Stadt Mexico steht: der größte Platz, der Zocalo, liegt auf der Südhälfte der alten Stadt Tenochtitlán, wo einst der Sonnentempel stand. Nach der Zerstörung Tenochtitláns durch die Spanier wurde auf dem Grund des Quetzalcoatl-Tempels eine Kirche erbaut.

Das Wachstum der Stadt ist auf den folgenden 3 Abbildungen zu erkennen. Die erste Abbildung zeigt das Wachstum des Stadtkernes von 1520 bis 1910, die zweite Abbildung selbiges von 1910 bis 1958 und die dritte Abbildung zeigt die Entwicklung der Stadt und die Stadien des Trockenfallens vom Texcoco-See zw. 1500 und 1990.

Wachstum Mexico City's von 1520 bis 1910 
Wachstum des Stadtkernes von Ciudad de México von 1520 bis 1910 (Gierloff-Emden, S. 524)

Wachstum der Hauptstadt von 1910 bis 1958 
Wachstum der Hauptstadt von México von 1910 bis 1958.
alte Stadtkerne: V.G. = Villa Guadalupe; T. = Tacubaya; I. = Ixtapalapa; M. = Mixcoal; C. = Coyoacati; S.A. = San Ángel de Pedregal; CH. = Chapultepec; ATZ. = Atzcapotzalco



Entwickllung der Stadt Ciudad de México und Rückgang bzw. Trockenfallen des Sees im Hochbecken von México
Entwicklung der Stadt Ciudad de México und Rückgang bzw. Trockenfallen des Sees im Hochbecken von México von 1500 bis 1990 (Gierloff-Emden, S.547)



Straßen: Die ursprünglichen Trassen der ersten Stadtanlage des 16. Jh. Sind nur noch am Zócalo erhalten. Die Spanier benannten zunächst alle Straßen nach Heiligennamen bzw. den dort erbauten Kirchen und Klöstern. Offiziell wurden 1889 diese Namen abgeschafft und an deren Stelle eine schematische Benennung gesetzt: Die Ost-West verlaufenden Straßen nannte man „Avenidas“, Nord-Süd verlaufenden Straßen „Calles“, und numerierte diese. Den Anfang der Zählung bildete die Alameda, nördlich gelegene Avenidas wurden mit ungeraden Zahlen 1, 3, 5 usw., die südlich gelegenen mit 2, 4, 6, mit geraden Zahlen, ebenso die Calles östlich der Alameda mit geraden, die westlich mit ungeraden Zahlen numeriert. Calles und Avenidas wurden auf ihrer jeweiligen Teilstrecke nördlich oder südlich der Alameda mit dem Zusatz „norte“, „sur“, bzw. östlich oder westlich der Alameda gelegen mit „oriente“ und „poniente“ benannt.

Schema:


1. Calle, norte

2. Calle, norte


1. Avenida, poniente



1. Avenida, oriente

2. Avenida, poniente



2. Avenida, oriente


1. Calle, sur

2. Calle, sur




Der Stadtkomplex. Im Mittelpunkt der Stadt liegt der Zócalo-Platz mit der zweitürmigen Barockkathedrale (1573-1667 erbaut, die 92 m hohen Türme wurden erst 1791 fertig) und dem weitläufigen Block des Nationalpalastes (1720-1724 erbaut). In der Umgebung, der Altstadt, gibt es noch zahlreiche, ehemals prachtvolle Häuser und Paläste im spanischen Stil an denen z.T. wenig erneuert wurde. A. v. Humboldt nannte México die Stadt der Paläste. In der Calle de Moneda z.B. sind die Paläste der Mayor-Azgo de Guerrero, der Palast des Grafen de Valparaiso, in dem jetzt Büros der Staatsbank untergebracht sind, in der Calle 5de Mayo der Palast des Iturbide, ein Bau aus dem 18. Jh., erhalten. Die Fassaden sind reich verziert mit Steinmetz- und Stuckarbeiten und Kacheln, aber leider oft in schlechtem Zustand. Besonders erwähnenswert ist das Haus der Fliesen des Grafen des Tales von Orizaba aus dem 16. Jh., das heute Sunborn's bekanntes Touristen-Restaurant beherbergt.

Luftbild Zocalo 24.2.1962Zócalo der Ciudad de México mit Kathedrale. Blick von Südosten nach Nordwesten. Der Zócalo Plaza de la Constitución) liegt im alten Stadtzentrum vom México. An der Nordseite die Kathedrale. Rechts an der Kathedrale die Kirche Sagrario Metropolitano, erbaut 1749-68. Rechts im Bild an der Ostseite des Zócalo der große Komplex des Palacio Nacional, erbaut auf dem Gelände des ehemaligen Palastes des Cortés, der 1692 durch Feuer zerstört wurde. Der jetzige Bau wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts erstellt. An der Südseite des Zócalo der Palacio Municipal (bis 1948 als solcher genutzt). Gegenüber der Kathedrale an der Nordwestseite des Platzes das Gebäude von Monte de Piedad, das berühmte staatliche Leihaus. An der Nordostecke des Platzes (Bild oben rechts) historische Monumente aztekischer Bauwerke, deren Fundamente freigelegt worden sind. Auf diesem Platz stand der Aztekentempel von Teocalli. Nördlich der Kathedrale alte Stadtteile mit rechtwinkligem Straßengrundriß. Der Platz des Zócalo wurde 1958 wieder zu einem freien Steinplatz umgestaltet, nachdem viele Jahrzehnte Blumenrabatten in Form eine Plaza angelegt waren (Compañía Mexicana Aerofoto, S.A. México; Bild NR. 16 936, aufgenommen am 24.2.1962).



„Im Süden ist die Plaza vom Rathaus, Diputación oder Ayuntamieto, und weiter östlich von einem Kaufladenblock mit Arkaden („Portales de las Flores“) abgeschlossen. Ersteres, zwischen 1720 und 1724 für 200.000 Mark vollendet, enthält im Ratssaal die Bilder aller Vizekönige und Regenten Méxicos seit Cortez bis heute. Der Westseite der Plaza entlang läuft abermals ein Kaufladenblock mit Arkaden („Portales de Mercaderes“), unter denen man in kleinen Verkaufsbuden allerlei Kram (Spielwaren, Tabak, Bücher) feilhält, während in den Schaufenstern der Kaufläden dahinter feine Waren, wie Kleider, Hüte, Seidenstoffe ausgelegt sind. Geht man weiter nördlich, so kommt man westlich von der Kathedrale an das Staatsleihhaus, Monte de Piedad, vom Minenbesitzer Graf Regla 1775 gegründet, um das Volk vor Wucherern zu schützen. Er gab 1.200.000 Mark dazu. Das Institut war seither zweimal bankrott; 40-50.000 Pfandanleihen im Betrage von 4 Mio. Mark werden hier jährlich gemacht.“ LAUTERER 1908.
Diese Schilderung für das Zentrum am Zócalo ist noch heute zutreffend, sieht man vom Autoverkehr ab.

An Samstag- und Sonntagabenden und an Festtagen ist der Zócalo illuminiert. Über die Kirchen, Klöster, Museen, Kunstschätze, Bibliotheken und Verwaltungsbauten der Ministerien, die Ciudad de México beherbergt, kann hier nur gesagt werden, daß der Besucher Wochen benötigt, um das Bedeutendste zu sehen. Erwähnenswert sind die modernen Bauten des Ministeriums für Verkehr, ,,Edificio de la Secretaria de Communicaciones y Obras Publicas“, und des riesigen Hospitals und zahlreiche Gebäude, die die vielfältige moderne Architektur in unterschiedlichster Form verkörpern: das interamerikanische Institut für Sozialforschung, das medizinische Institut für Sozialfürsorge, das von Diego Rivera entworfene Anáhuac-Calli-Museum in präkolonialem Stil, das Lernma-Wasserwerk, die hypermoderne Kirche La Medalla Milagrosa, der moderne Klosterbau auf dem ehemaligen Rancho El Atillo und die Gebäude des Technikums und der Universität.

1955 gab es 168 Märkte, davon nur 59 in festen Gebäuden. 1965 gab es 190 Märkte.

Nahe am Zócalo finden interessante Märkte statt. Der Lagunilla-Markt ist der größte. Bekleidung aller Art wird hier verkauft, sowie Möbel und Antiquitäten. Der Mercado La Merced, nicht weit vom Zócalo, ist der größte Lebensmittelmarkt. Auf dem Markt San Juan werden Körbe, auch Serapes, Rebozos und andere Kleidungsstücke, Blumen und Piñatas, die in fröhlichen Farben dekorierten Pappmaché-Puppen und -tiere in allen Größen angeboten. Hinter dem Mercado Lagunilla in der Calle de las Aztecas liegt der Flohmarkt Tepito. Westlich des Zócalo liegt das alte Hauptgeschäftsviertel mit Hunderten von kleinen Geschäften, Silberläden, Juwelieren, ,,joyerias“, Textil- und Lederwarengeschäften sowie Buchhandlungen und alten Cafés. An der Kreuzung der belebten Geschäftsstraße Avenida Juárez am Südrand der Alameda und der Calle San Juan Letran mit ihren Bürgerhäusern wurde der lateinamerikanische Turm (Torre Latinoamericano) erbaut, ein Hochhaus mit 43 Stockwerken und einem Restaurant in der Höhe, von dem aus die Stadt und das Hochtal bei klarem Wetter bis zu den schneebedeckten Vulkanen Popocatépetl und Ixtaccíhuatl zu übersehen sind. Gegenüber steht der Palast der schönen Künste, „Palacio de Bellas Artes“, dessen Folklore-Ballett, „Ballet Folklorico“, berühmt ist und der im Inneren mit Wandgemälden von Rivera, Orozco, Siqueiros und Tamayo ausgestattet ist.

Das Bild der Innenstadt ist das einer Metropole, einer Millionen-Weltstadt, eines nationalen und internationalen Geschäfts- und Amüsierzentrums für Arm und Reich, in der die Reiseagenturen und die großen Luftfahrtgesellschaften ihre Büros haben, wo zahlreiche Banken, Luxus- und Andenkenläden, Restaurants und Hotels darauf hinweisen, daß Ciudad de México eines der größten Touristenzentren der Welt, das bedeutendste Verkehrszentrum zwischen Nord- und Südamerika ist, mit einem der größten und modernsten Flugplätze des Kontinents.

Die Prachtstraße Paseo de la Reforma, von Geschäftshochhäusern gesäumt, die seit 1954 erbaut wurden, führt von der Avenida Madero an der Alameda nach SW zu einem Platz mit einem Columbus-Denkmal. Unter den Monumenten an der „Reforma“, die, 60 m breit, 8 km lang, mit ihrer 6spurigen Haupt- und je 2spurigen Seitenfahrbahn den Champs Elysees ähnelt, und an den Kreuzungen zu großen Rondells ausgebaut ist, befindet sich nur eines für einen spanischen König: das Reiterstandbild Carlos IV. („Cavallito“, Pferdchen, heißt es im Volksmund). Ein anderes Denkmal an dieser Straße erinnert an Cuauthémoc, den letzten Aztekenkaiser. Dem Eroberer Cortéz ist dort kein Denkmal gesetzt. Die Paseo de la Reforma führt zum Chapultepec Park, dem Volkspark von Ciudad de México. Dort gibt es für Vergnügen und Erholung Teiche, Restaurants, Pavillons, Spielwiesen, botanische Gärten, einen Zoo, ein Polofeld. In ihm stehen auf einem Porphyr-Felsen das 1790 erbaute, später von Kaiser Maximilian bewohnte Schloß Chapultepec (Castillo de Chapultepec) und der Rundbau des Hauses für Moderne Kunst mit Bildern zeitgenössischer Maler (Orozco, Rivera, Tamayo, Siqueiros). Von der Terrasse des Schlosses hat man einen prächtigen Ausblick auf die Stadt México. Am Rande des Parks auf der Höhe liegt das Villenviertel Llomas de Chapultepec in bevorzugter Klimalage. Im Park an der Reforma liegt auch das neuerbaute Anthropologische Museum, architektonisch, ästhetisch und ausstellungstechnisch eines der schönsten Museen der Welt.

Westlich vom Zentrum an der Alameda liegt das neue Geschäftsviertel mit Hochhäusern, die mit geradlinigen und geschwungenen Fassaden aus Glas und Stahl das neue Zentrum der Metropole darstellen. Dort wird die Paseo Reforma von der längsten Straße gekreuzt, der 30 km langen Avenida Insurgentes, die sich geradlinig durch den Siedlungskomplex der Stadt zieht. Sie führt nach Süden, zu den Stadtteilen Villa Obregón und San Ángel Pedregal, und zur Universität „Ciudad Universitaria“, 18 km südlich vom Stadtzentrum.

Auf einem Lavagrund, der vor 25 Jahren noch wertlos war, und der zu einem der teueren Baugründe Méxicos geworden ist, stehen seit 1950 die Wohnhäuser in San Ángel Pedregal. Phantasievolle und bizarr gestaltete Privatvillen auf Lavabrocken sind in allen Formen moderner Architektur dort errichtet worden. Am Nordrand der Stadt liegt die Basilika Guadalupe, das 1622 vollendete Heiligtum, das jährlich Tausende von Pilgern anzieht. An dieser Stelle erschien der Legende nach im Dezember 1531 die Jungfrau Maria dem Indianer Juan Diego, kurz nachdem Cortés dieses Gebiet erobert hatte. Die braune Madonna gilt als Heiligtum der katholischen Gläubigen Mexicos.

Das indianische Tenochtitlán und das frühkoloniale México waren amphibische Städte. Auf Kanälen wurde bis zum 20 Jh. das Gemüse aus dem südlich gelegenen Xochimilco, dem Dorf der schwimmenden Gärten, gebracht. Am Sonntag ist ein Ausflug in die spreewaldähnliche Landschaft nach Xochimilco interessant, dann ist das Treiben der blumengeschmückten Barken (trajineras) auf den Kanälen am buntesten: Musikboote mit Mariachis werden an die flachen, grellfarbenen Mietboote gekoppelt, ein Kahn mit Küche hinten angehängt. Die Mexicaner kommen familienweise. Der Kanal für den Olympia-Rudersport für 1968 wurde in diesem Wasserstraßengebiet angelegt.


Klimatische Verhältnisse. Das Hochtal vom Mexico liegt in der Übergangszone von der tierra templada und der tierra fría, ungefähr 2400 m ü. d. M. (mittl. Luftdruck 575 mm HG), und hat wintertrockenes, warmgemäßigtes Klima. Entsprechend der hohen Lage kann es nachts in der Stadt, besonders im Winter, erheblich kühl werden. Bei Temperaturen von nur 10°C am Abend und Morgen werden in der größten Stadt in den Tropen Mäntel getragen. Die sommerlichen Mittagstemperaturen betragen 22 bis 24°C auf freier Fläche.

In den nur wenig verschiedenen Höhenlagen des Siedlungsgeländes gibt es recht unterschiedliche Klimate, auch in bezug auf die Temperaturwerte. Höchste Temperaturen treten im April und Mai, niedrigste im Januar auf.

Die Niederschlagsmengen differieren innerhalb des Hochtales bis zu 50%, eine Folge der Luv- und Leelagen zu den umgebenden Bergketten. Diese Verhältnisse zeigt auch die Vegetationsbedeckung. Trockenpflanzen, wie Agaven, Kakteen, u.a. Nopal, bedecken die Höhen. Bei etwa 4000 m liegt die Waldgrenze. Die beiden großen Vulkane tragen dauernd Schnee. An den randlichen Bergen des Hochtales sind eine Anzahl von National-Schutzparks angelegt.

Sonnenschein ist häufig von Februar bis Mai, im August und Oktober bis November. Die mittleren Maxima der tageszeitlichen Schwankungen betragen im März 14,9, im September 9,7°C. Jahresextremtemperaturen 24,4°C (April 14 h) und 6,8°C (Januar um 6 h) kommen jährlich vor.

Klimawerte im Hochtal vom México:

Station

mittl. jährl. Temp. in °C

maximale Extreme

minimale Extreme

Niederschläge in mm jährl.

Amecameca

14,0

31,0

-6,5

987,8

Azcapotzalco

16,0

33,0

-6,0

644,4

Desierto de los Leones

10,7

29,6

-7,5

1219,3

Presa Tacubaya

14,7

32,0

-7,0

819,6

Tepexpan

15,9

41,6

-10,0

567,5

Tepotztlán

15,6

33,6

-9,0

677,4

Texcoco

15,9

36,0

-11,0

729,6

Villa Obregón

14,9

35,0

-8,9

724,9

Xochimilco

15,8

34,8

-7,0

1205,2


Thermosiopletendiagramm México D.F.
Thermoisopletendiagramm von México Stadt.

Die Monatsmittel von Temperatur und Niederschlag betragen (1931-1941): Tacubaya Station:

Monat

Temperatur (°C)

Niederschlag (mm)

Januar

11,7

4,8

Februar

13,4

-

März

15,1

7,3

April

16,5

11,3

Mai

16,6

21,1

Juni

16,8

58,6

Juli

15,8

115,8

August

15,6

171,8

September

15,3

168,2

Oktober

14,5

155,0

November

12,8

6,2

Dezember

11,8

10,2

im Jahr

14,7

730,3



Es kommen auch beträchtlich Niederschlagsschwankungen von Jahr zu Jahr vor. Von großer Bedeutung ist, daß diese Niederschläge, die sich normalerweise auf die Monate Juni bis Oktober verteilen, z. gr. T. in Form von verheerenden Wolkenbrüchen niedergehen. Dagegen herrscht während der Trockenzeit Dürre und Staub im Tal und in der Stadt. Wegen der großen Ausdehnung der Stadt und der Anlage zahlreicher Straßen in der Umgebung haben die so gegen Versickerung der Regenfälle versiegelten Flächen ein beträchtliches Ausmaß angenommen. Es kommt daher nach Regenfällen zur Ausbildung von Schichtfluten, die mit verheerender Wirkung auf nicht geschützte Flächen ablaufen. Dort greifen Erosion und Ausschwemmung um sich.

Dezember bis Juni ist die Zeit, in der Ciudad de México von den gefürchteten „Tolvaneras“, den Staubstürmen, heimgesucht wird. War einst durch die natürliche Ausbreitung der Seen und Sümpfe eine in begrenztem Rahmen amphibische Kultur im Hochtal entwickelt, so ist durch die künstliche Entwässerung das Gleichgewicht gestört worden. Schon der Ingenieur F. de Garay sagte 1876 zum Problem der Entwässerung des Hochtales: „Quando está bajo el Lago de Texcoco, en las orillas de este desierto se levantan nubes de polvo, que pueden comararse con las de los desiertos de Africa.“ Die gefürchteten Staubwolken bilden sich über dem ausgetrockeneten Seeboden. Die Staubstürme dauern 1 bis 3 Stunden, meist treten über 65 pro Jahr auf, davon dauern 28 länger als 3 Stunden. 1924 wurden 94 Staubstürme gezählt, 1941 waren es 44. Eine Häufung tritt von Dezember bis Juni ein, mit stärkstem Auftreten im März, wo durchschnittlich 13 solcher Ereignisse auftreten!. In der Großzirkulation scheinen Zusammenhänge mit den Nortes zu bestehen. Während der Tolvaneras sinkt die Sichtweite in der Stadt auf wenige Meter, und der Straßenverkehr kommt zum Stillstand. Staub und Dunst in der Luft, vermehrt durch die Abgase der Autos, verhüllen die Wahrzeichen Mexikos, die 60 km entfernten, schneebedeckten Vulkane Popocatépetl und Ixtaccíhuatl, während mehr als die Hälfte aller Tage des Jahres. Die Glashauswirkung der Dunstglocke in dieser Höhenlage hat bei der dünnen Luft zu Schwülewerten beigetragen, die in früheren Zeiten nicht auftraten.


Baugrund. Die Stadt leigt auf dem Gelände des ehemals weit ausgebreiteten Texcoco-Sees. Bis zu 50, Tiefe wechseln Lagen von grünem und braunem Lehm ab. Erst in 40 m Tiefe steht verfestigter grüner Lehm an. Das Hochtal hat Gefälle nach Süden. Die Lehmschichten enthielten bis zu 83% ihres Volumens Wasser. Fünf abflußlose Seen waren z. Z. der Eroberung vorhanden. Sie entwässerten nach Süden in den Texcoco-See, der als Endsee salzig war (Früher Salzgewinnung; Salzgehalt heute 10%).

Die Azteken hatten Tenochtitlán gegen den höher gelegenen nördlichen Teil der Hochebene durch Dämme zu schützen versucht. Der große Deich des Netzahualcóyotl führte über 15 km von Norden nach Süden östlich der Stadt entlang durch das Tal. Schwoll das Wasser des Texcoco-Sees durch ungewöhnlich reichlichen Zufluß aus seinen Nebenseen bei gleichzeitig starken Regengüssen an, dann war die Stadt von einer großen Überschwemmung bedroht. Von großen Überflutungen in den Jahren 1449, 1500 und 1517 wird berichtet.

Während der Kolonialzeit hatte es immer wieder katastrophale regenzeitliche Überschwemmungen infolge „aguaceros“, d.h. Starkregenfälle, gegeben, so 1523, 152, 1555, 1607, 1629 und 1634, als der verkleinerte See über die Ufer trat. Die Dämme zum Schutz gegen schwere Überschwemmungen reichten nicht aus, daher plante man 1607 ein groß angelegtes Entwässerungssystem, welches das Hochtal mit einem 25 km langen Kanal an das Rio-Pánuco-Flußsystem anschließen sollte.

„Da trat der königliche Kosmograph Enrico Martinez, ein deutscher Wasserbaumeister, Heinrich Martin, welcher zugleich Buchdrucker war, mit dem Plane hervor, den Zumpango unter dem Nochistongo-Gebirge hindurch in den Quautitlan, einen Beifluß des Pánuco, abzuleiten. 47.000 Indianer vollendeten das große Werk in sechs Monaten. Der 6 ½ km lange Tunnel von 3,5 m Höhe und 4,2 m Breite begann bei Huehuetoca (40 km nördlich vom México) und war mit getrockneten Lehmquadern (adobé) ausgekleidet. In dem nassen Jahr 1627 fiel ein Teil des Tunnels ein: eine Überschwemmung drohte; man setzte den Baumeister gefangen. Als er nach zwei Jahren wieder frei wurde, war es zur Abhilfe zu spät. Der See stieg, für die nächsten fünf Jahre die Straßen Mexicos bis zur Höhe von 1 m überdeckend. Viele Häuser stürzten ein, 30.000 Menschen kamen um, 20.000 Familien zogen nach Puebla, nur 4.000 Einwohner blieben.
Im Jahre 1767 grub man den Tunnel zu einer freien Schlucht aus (Tajo de Nochistongo), in welcher heute die Zentralbahn lauft, da seit Kaiser Maximilian teilweise nach Garays Plänen ein anderer Wasserweg gebaut wurde, der als 8 m breiter Kanal zuerst allen Schmutz Mexicos aufnimmt, dann zwischen der Veracruzbahn und dem Texcoco (den letzteren niederhaltend) durch den Cristóbal und Xaltocan zum Zumpango weiterzieht und hier endlich in eine 10 km langen Bergausschnitt übergeht, welcher durch die Xalpan-Höhen hindurch den Tequixquiac, einen Beifluß des Pánuco erreicht.“ LAUTERER

Die Seen trockneten teilweise aus und waren schon um 1800 in fünf kleine Becken zerfallen. Ciudad de México lag schon außerhalb des eigentlichen Sees Texcoco. 1840 baute Iturriagay einen Kanal. 1807 wies A. v. Humboldt auf die Folgeerscheinungen der Entwässerung des Landes hin, auf die Erosion und Entwaldung. Er beschrieb die Verkrustung der Böden infolge Salzausblühung von Karbonaten „tequisquite“. 1894 wurden die tiefer gelegenen Teile der Stadt durch einen 9,8 km langen Kanal entwässert. Von 1607 bis 1830 sollen Ausgaben in Höhe von 8 Mio. US-$ für die Entwässerung gemacht worden sein.

Nach Plänen von Ing. F. de Garay, 1856, wurde um 1900 ein verbesserter Abfluß durch einen Tunnel geschaffen (bei Tequixquiac). Der Tunnel wurde 1940 fertiggestellt. 1946 ein zweiter gebaut. Um die jährlich anfallenden Abwässer in Höhe von ½ Mrd. m³ zu klären und abzuführen wurde auch die große Verdunstungsspirale „el caracol“ auf dem Seeboden, die jedem mit dem Flugzeug Ankommenden auffällt, gebaut und das Kanalsystem ausgebaut. Dort werden Salze für industrielle Zwecke gewonnen. Die durch die Verdunstung angereicherte Salzlake, aus Natriumchlorid und Natriumchlorat wird dem Zentrum der Schnecke zugeleitet und dann in eine Transportleitung gepumpt.

Die radikale Senkung des Grundwasserspiegels hatte Baugrundsenkungen zu Folge. Das Nationaltheater z.B., der „Palacio de Bellas Artes“, ein schweres, ganz aus Marmor errichtetes Gebäude, hat sich seit der Fertigstellung 1905 um 3 m gesenkt, so daß ehemalige Freitreppen jetzt unter dem Vorplatzniveau liegen.

Absenkung in México CityPalacio de Bellas Artes. Der massive Bau des Palacio in de Hauptstadt México ist seit seiner Erbauung um fast 3 m abgesunken. Jetzt führen Treppen (Bild rechts) von der Straße herunter zu dem im Bild noch gerade sichtbaren Theaterbau. Im Hintergrund des Bildes die Straßenfront Avenida Juárez und der Park Alameda (Gierloff-Emden. Juli 1964)

In den Jahren 1891 bis 1959 sind im Zentrum der Stadt Absackungen des Terrains bis zu 7 m erfolgt. Der Innenstadtraum ist um 6 m abgesunken.
Das Kanalsystem ist dauernd Brüchen und Verschiebungen ausgesetzt. Die Abwässer der tiefergelegenen Stadtmitte müssen mit Hilfe von Pumpen in den „Gran Canal Desagüe“ befördert werden.

Drainage-Sytem des Hochtales von MexicoDas Drainage-System des Hochtales vom México. (Wasserscheide, Kanäle, Tunnel, projektierte Drainage, Flüsse und kanalisierte Flüsse, Bewässerungsgebiete, Areale, die überflutungsgefährdet sind) (Gierloff-Emden, S.551)

Die modernen Hochhäuser und Geschäftsbauten werden z. T. auf große, im schlammigen Untergrund verankerte Tanks gegründet. Vielfach wird durch Pumpen der Grundwasserspiegel konstant gehalten, um ein weiteres Absacken zu verhindern. Das Hochhaus „Torre Latinoamericano“ ist auf einer mächtigen, dreistöckigen Betonwanne errichtet, die wiederum auf 30 m langen Betonpfählen steht. An Stelle der flachen Seen dehnt sich in der Trockenzeit eine braungraue, verkrustete Lehmebene aus. Kanaldurchzogene Felder traten an die Stelle der Süßwasserseen. So ist als neue Plage nach der progressiven Entwässerung der Seen des Hochtales die Erscheinung der Staubstürme, der „Tolvaneras“, aufgetreten.


Wasserversorgung der Hauptstadt und des Hochtales. Ein geographisches Problem liegt darin, daß den den umliegenden Regionen, die höher gelegen sind als die Hauptstadt, nicht mehr genügend Niederschlagsmengen zur Verfügung stehen, um México D. F. zu versorgen. Die katastrophale Versorgung mit Trink- und Brauchwasser soll durch groß angelegte Projekte verbessert werden. Zu diesem Zweck muß Wasser aus tieferen Lagen heraufgepumpt werden.

Nach Berechnung der Secretaría de Recursos Hidráulicos kann jährlich im Hochtal als Haushalt mit 2000 Millionen m³ Wasser gerechnet werden, davon 25% aus oberflächlichem Abfluß, 64% aus Grundwasserbeständen. Es werden 744 Millionen m³ Wasser pro Jahr zur Versorgung benötigt.

Ins Hochtal entwässern jährlich folgende Mengen oberflächlich:60 Millionen m³ von Osten, 261 Millionen m³ von Westen, 42 Millionen m³ von zehn; zusammen 363 Millionen m³.

Der Verbrauch für das Jahr 1965 wurde für das ganze Hochtal mit 6,18 Millionen Einwohnern auf 701,9 Millionen m³ Wasser berechnet. Dafür sollen entnommen werden: aus Oberflächenwasser 280 Millionen m³ jährlich, aus Grundwasser 306 Millionen m³, aus dem Rio-Lerma-System 158 Millionen m³.

Die enorm schnelle Entwicklung und Ansiedlung der Industrie im Hochtal (synthetische Faser z.B.) und das rasante Ansteigen der Bevölkerungszahl ereigneten sich nach einer Zeit der Versuchslösungen für die Wasserversorgung bis etwa 1930.

In México D.F. wurde 1891 die erste Dampfpumpe installiert; 1908 die ersten elektrischen Pumpen. Über einem Aquädukt von 26 km wurde Ciudad de México aus der Region von Xochimilco versorgt, seit 1936 durch Rohrleitungen. Der Aquädukt von Chapultepec aus der Kolonialzeit ist noch erhalten. 1922 wurden durch Pumpen 63 Millionen m³ Wasser jährlich befördert. 1940-1946 wurden aus 58 artesischen Brunnen täglich 234000 m³ Wasser gefördert. 1942 begann man mit dem Projekt „Alto Lerma“, d.h. aus dem 275 m höher gelegenen Tal von Toluca, in dem der Rio Lerma entspringt, Wasser für México D.F. zu gewinnen. Ein Aquädukt von 24 km Länge im Hochtal von Toluca soll an die 14 km Tunnelstrecke durch die Sierra Los Cruces-Ajusco anschließen. Der Tunnel ist mit einem Durchmesser von 2,6 mal 3,2 m geplant. Nach Angaben des Wasserbauministeriums ist im Mai 1967 die Inbetriebnahme des ersten Teils der Wasserleitung gemäß dem „Plan Alto Lerma“ erfolgt; dadurch können 1, 08 Millionen Einwohner im Distrito Federal mit Trinkwasser beliefert werden. Die 2. Etappe dieses mit einem Kostenaufwand von 550 Millionen mexikanischer Dollar kalkulieren Vorhabens sollte 1967/68 betriebsfertig sein und weiteren 1, 08 Millionen Einwohnern zugute kommen. Das Trinkwasserprojekt umfaßt zugleich die Erneuerung des Verteilernetzes in über vierhundert Ansiedlungen und dessen Ausdehnung auf bisher noch nicht angeschlossene Gebiete im Distrito Federal. Außerdem wurden zahlreiche Stauanlagen in den umliegenden Bergen errichtet, mehr als 25 Anlagen im Westen.

Eine zusätzliche Versorgungsquelle soll erschlossen werden: die Schmelzwasser der Sierra Nevada, die aus den Firnfeldern (untere Grenze 4400 m) der Vulkanberge Popocatépetl und Ixtaccíhuatl stammen. Man rechnet mit einer Abflußmenge von 1,5 bis 2 m³ pro Sekunde in etwa 3600 m Höhe, zu 2/3 oberflächlich, zu 1/3 subterran. Als kühnster und teuerster Plan zur Versorgung des Hochtales mit Wasser sollen vom Rio-Balsas-System mit einem Aufwand von 1, 1 Milliarden mexikanischer Dollar den m³ pro Sekunde in Rohren bei einer Fließgeschwindigkeit von einem m/sec. „gefördert“, d.h. ins Hochtal hinaufgepumpt werden.

Landwirtschaft im Hochtal von México. Es gibt etwa 86.000 Hektar agraisch genutztes Kulturland im Hochtal, davon werden 30.000 Hektar mit Hilfe von Bewässerung genutzt. Mais, Alfalfa und Bohnen machen nach Menge und Wert den größten Anteil des Anbaues aus. Einerseits lebt die kleinbäuerliche Bevölkerung von dieser Landwirtschaft, andererseits sind landwirtschaftliche Kulturen zur Versorgung der Großstadt von größter Wichtigkeit, zum Beispiel für Milch und Frühgemüse. Während Frühgemüse zum großen Teil in kleinbäuerlichen Betrieben erzeugt werden, stammen die Milchprodukte aus Großbetrieben. Jedenfalls ist für diese Nutzung eine ungeheure Menge von Wasser notwendig, allein in Anbetracht der Verdunstungsmengen der Pflanzen. Die Nutzviehhaltung ist bedeutend.

nach Gierloff-Emden (1970): Mexico eine Landeskunde, S.523 ff.



Inhalt und Design by Andrea
Januar 2002
Diese Seite ist Teil eines Framesets - www.amleto.de -