Schwarzer Holunder (Sambúcus nígra L.)

Namen: deut.: Schwarzer Holunder, Holler, Hollerbusch; frz.: sureau noir; ital.: sambuco nero; engl.: common elder
Familie: Caprifoliáceae - Geißblattgewächse
Größe: 3 bis 10 m
Blütezeit: Juni - Juli

Blütendolde Schwarzer Holunder - gescanntStrauchform des Schwarzen Holunders (aus Rothmaler(Der Schwarze Holunder ist ein Strauch (oder Baum), der im gesamten ozeanisch geprägten temperierten Europa und in Westsibiren, dem Kaukausus und Kleinasien beheimatet ist.
Wir finden die Pflanze in nährstoffreichen Schlägen, Waldlichtungen, Gebüschen oder krautreichen Wäldern, an Wegesrändern und in Gärten. Der Holunder kommt in der Ebene vor und klettert in den Alpen bis in Höhen von 1500 Metern (mittlere Gebirgslage).

Neben dem Schwarzen Holunder gibt es in Deutschland noch den Zwerg-Holunder, eine giftige Staude, und den Roten Holunder, der entschieden seltener als der Schwarze Holunder anzutreffen ist.
Zur näheren Verwandtschaft (zur Familie) gehören auch der Schneeball, die Weigelie und die Heckenkirsche.

Der Holunderstrauch hat oftmals bogig überhängende Zweige, deren Triebe von graubrauner Farbe mit vielen Lentizellen sind. Das Mark in den Ästen ist weiß (beim Roten Holunder ist es hellbraun). Die Stämme und dickeren Äste haben eine grob längs gefurchte und graubraune Borke.

Sambucus nigra Blatt gescanntFieder-Blättchen vom Schwarzen HolunderDie Blätter des Holunders wachsen gegenständig (je zwei Blätter stehen paarweise am Ast). Sie sind, wie auf dem eingescannten Blatt rechts zu erkennen ist, unpaarig gefiedert. Die bis zu 30 Zentimeter langen Blätter haben im Normalfall 5 (manchmal 3 oder 7) Blättchen, die elliptisch und am Rand gesägt sind und selber bis zu 12 Zentimeter lang werden können (Scan links).

Das Laub erscheint zeitig im Frühjahr (März, April) vor der Blüte. Auf der Zeichnung unten (Rothmaler) sind die gegenständigen Blätter schön zu erkennen.


vier-zählig


fünf-zählig

Zeichnung Rothmaler: Blühender Zweig von Sambucus nigraDie vielblütigen Doldenrispen des Schwarzen Holunders sind schirmförmig und flach ausgebildet. Sie stehen während der Blütezeit zwischen Juni und Juli am Baum. Aus den Einzelblüten entwickeln sich während des Septembers bis in den Oktober schwarze, kugelige, beerenartige Steinfrüchte von 5 bis 8 Millimetern Durchmesser mit meistens drei Kernen. Die Fruchtstiele färben sich in dieser Zeit rot (Scan oben rechts).

Schnitt durch Holunderblüte (nach Straßburger)Blütendiagramm von Sambucus ebulus (Straßburger)Die weißen oder leicht gelblichen und stark duftenden Einzelblüten in einem Blütenstand sind im Normalfall fünf-zählig. Sie haben 5 Kelchblätter, 5 miteinander verwachsene Kronblätter und 5 freie Staubblätter mit gelben Staubbeuteln. Dazu kommen drei miteinander verwachsene Griffel (drei Kerne in der Steinfrucht). Dieser fünf-zählige "Normalfall" findet sich in der mittleren eingescannten Blüte und in der Grafik rechts, einem Blütendiagramm von Sambucus ebulus, den Zwergholunder. Die Kelchblätter sind hier grün, die Kronblätter pink, die Staubblätter gelb und die Fruchtblätter rot dargestellt. Die farbige Grafik links zeigt einen Längsschnitt durch eine Blüte von Sambucus nigra.

Neben dem "Normalfall" der fünf-zähligen Blüte findet sich in einer Dolde des Schwarzen Holunders auch recht häufig ein Sonderfall, eine vier-zählige Blüte (Scan oben links). Diese eingescannte Blüte befand sich in der gleichen Dolde wie die fünf-zählige daneben. Dieser "Sonderfall" tritt häufig genug auf, um in sämtlichen mir bekannten Detailzeichnungen der Blüten angeführt zu werden.

In allen Teilen des Schwarzen Holunders finden sich harzartige Stoffe. In den Blättern und den grünen Früchten findet sich ein cyanogenes Glycosid. In den reifen "Beeren" liegt es nicht mehr vor.
Dass der Genuß von reifen aber rohen Holunderbeeren zu Erbrechen und Durchfall führen kann liegt an ihrem Gehalt harzartiger Stoffe. Werden die Früchte gekocht sind sich giftfrei und ohne Bedenken zu genießen.
Früher hat man die frische Rinde und Blätter des Schwarzen Holunders als starkes Brech- und Abführmittel genutzt. Die Blüten, als Tee gekocht (Fliedertee), dienen dank der in ihnen enthaltenen Flavonoidglycoside bei grippalen Infekten als schweißtreibendes Mittel.

In dem unten angeführten Buch meiner ehemaligen Dozentin an der Universität Trier finden sich eine Fülle schöner Rezepte mit Blüten und Früchten des Schwarzen Holunders. Man kann die Blüten beispielsweise in Bierteig ausbacken, aus den Früchten leckeres Mus oder Marmelade kochen. Übrigens gibt es Holundermarmelade auch so zu kaufen - daran kann man sich wirklich gewöhnen.

Die Saft der schwarzen Beeren wurde früher verwendet, um Leinentücher (rot, blau oder schwarz) und Haare schwarz zu färben. Auch die Rinde (schwarz) und die Blätter (grün) soll man zum Färben benutzt haben.

Delikatessen am WegesrandLiteraturtipp:
Delikatessen am Wegesrand - Un-Kräuter zum Genießen -
von Brigitte Klemme und Dirk Holtermann.


Der Holunderstrauch ist seit altersher ein Glücksbringer. Eine germanische Göttin, Holda oder Holle, hatte ihren Wohnsitz im Holunder und beschützte und beschenkte die Menschen. Aus diesem Grund wuchs stets ein kräftiger Holunderstrauch am Bauernhaus, auf das Krankheit und Leid ferngehalten werden sollten. Der Brauch, der Göttin unter ihren Wohnsitz Opfer darzubringen wurde während der Christianisierung verboten, doch auch viele Jahrhunderte später sollte es Unglück bringen, einen Holunder zu fällen.
Es ist anzunehmen das die Frau Holle aus den Märchen der Gebrüder Grimm an die germanische Göttin erinnern soll. Die weißen Blüten des Holunders erinnern an Schneeflocken, die schwarzen Beeren an Pech.

Der Name des Holunder leitet sich vom althochdeutschen holuntar ab.
Holuntar findet sich auch in Wachholder und Massholder (Feld-Ahorn) wieder. Die Nachsilbe -dra bedeutete bei den Germanen Baum. Holun-tar - Holunder ist also der Baum der Holla

Die heilenden Kräfte des Holunders waren schon im Altertum bekannt. In Steinzeitgräbern fand man Holunderbeeren als Grabbeigabe und auch bei den Römern und Griechen galt der Holunder als Heilpflanze.

62 Vogelarten ernähren sich von Früchten des Holunders (nur bei der Vogelbeere sind es mit 63 mehr), einschließlich des Menschen 7 Säugetiere (darunter auch der Baummarder) nutzen die Früchte und ein Heer von Käfern, Fliegen und anderen Insekten nutzen seinen Pollen. Die Sprosse sind für weniger Tiere interessant, einige Blattläuse, Feldhase und Feld- und Rötelmaus sowie 11 Kleinschmetterlingsarten leben auch von ihnen.


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November 2003
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