Richard Dawkins: Gipfel des Unwahrscheinlichen - Wunder der Evolution (1996)

Redet die Leute nicht unter den Tisch ! Versucht, einen jeden mit der Poesie der Wissenschaft zu inspirieren und die Erklärungen so einfach zu halten, wie es die Ehrlichkeit erlaubt, lasst aber gleichzeitig das Schwierige nicht außen vor! Und gebt euch zusätzliche Mühe bei den Erklärungen für die Leser, die bereit sind, sich die gleiche Mühe beim Verstehen zu geben.
s.10 - Danksagung

Es geht mir nicht darum, buchstabengläubig und beckmesserisch zu sein: nur – unserem eleganten Redner entging so viel. Hinter der Feige steckt ein echtes Paradox und eine Poesie der Wirklichkeit, deren Subtilitäten einen wissbegierigen Geist in Atem halten und deren Wunder einen Ästheten erfreuen können. In diesem Buch möchte ich so weit kommen, dass ich die wahre Geschichte der Feige erzählen kann. Aber die Geschichte dieser Frucht ist nur eine von vielen Millionen, die alle die gleiche darwinistische Grammatik und Logik haben – auch wenn die Evolutionsgeschichte der Feige eine besonders schöne Kompliziertheit besitzt.
s.11ff - Am Mount Rushmore

Gestaltoide Gegenstände sind Lebewesen und deren Produkte. Sie sehen so verblüffend gestaltet aus, dass einige – vermutlich die meisten - Menschen glauben, sie wären es auch. Sie täuschen sich. Recht haben sie allerdings mit ihrer Überzeugung, dass gestaltoide Gegenstände keine Zufallsprodukte sein können. Gestaltoide Gegenstände entstehen nicht versehentlich. Sie wurden im Zuge eines großartigen, nicht zufälligen Prozesses geformt, der die fast vollkommene Illusion von Gestaltung schafft.
s.14 - Am Mount Rushmore

Gestaltung ist im Vergleich zum Finden höchst effizient.
s.20 - Am Mount Rushmore

Aber Whippets und Dackel, dänische Doggen und Bulldoggen sind durch einen Prozess entstanden, der größere Ähnlichkeit mit dem Finden hat als mit dem Modellieren von Ton. Und doch ist es keine reines Finden, da es über Generationen hinweg kumuliert. Deshalb bezeichne ich es als kumulatives Finden.
Zufallsgegenstände werden einfach gefunden. Gestaltete Gegenstände dagegen findet man nie: Sie werden geformt, gegossen, geknetet, konstruiert, zusammengebaut oder geschnitzt - der einzelne Gegenstand erhält auf irgendeine Weise seine Gestalt. Gestaltoide Gegenstände werden kumulativ gefunden, entweder von Menschen, wie es bei den Hunderassen und Kohlsorten der Fall ist, oder von der Natur, wie man es zum Beispiel an Haien sehen kann.
s. 36 - Am Mount Rushmore

Computer haben zwar Nachteile, aber sie sind unglaublich schnell, und man kann damit alles simulieren, was sich genau definieren läßt.
s. 37 - Am Mount Rushmore

Die natürlich Selektion funktioniert genau wie die künstliche, nur ohne den auswählenden Menschen. Statt eines Menschen, der entscheidet, welche Nachkommen sterben und welche sich weiter fortpflanzen, "entscheidet" die Natur. Die Anführungszeichen sind wichtig, denn die Natur trifft keine bewußten Entscheidungen. Das mag so einleuchtend sein, daß ich es vielleicht nicht ausdrücklich betonen müßte, aber erstaunlicherweise glauben viele Menschen tatsächlich, daß natürliche Selektion irgendeine Form persönlicher Auswahl beinhalte.
s. 41 - Am Mount Rushmore

Spinnenseide dient vor allem zur Herstellung von Präzisions-Fadenkreuzen für Mikroskope.
s. 49 - Seidene Fesseln

Deshalb handelt es sich bei den Genen, mit denen wir es heute zu tun haben, um Kopien eines nicht zufällige Teils aller Gene, die in der Vergangenheit existiert haben. Jede generation ist ein Gensieb. Und die Gene, die nach Jahrmillionen des Siebens noch vorhanden sind, haben das, was man braucht, um durch Siebe zu schlüpfen. Sie haben an der Embryonalkonstruktion von Millionen von Körpern mitgewirkt und dabei kein einziges Mal versagt. Jeder dieser Millionen Körper hat bis zum Erwachsenenalter überlebt. Keiner war zu unattraktiv, um einen Partner zu finden - unattraktiv ist in diesem Zusammenhang alles, was den potentiellen Paarungspartnern der jeweiligen Spezies unattraktiv erscheint. Jeder einzelne von ihnen hat sich als fähig erwiesen, mindesten einen Nachkommen hervorzubringen oder zu zeugen. Es ist ein sehr enges Sieb. Gene, die eine Zukunft haben, sind keine Zufallsprodukte. Sie sind eine Elite.
s. 100 - Die Botschaft des Berges

Vererbung ist nicht das Gleiche wie Fortpflanzung. Es kann auch Fortpflanzung ohne Vererbung geben: Ein Waldbrand pflanzt sich fort, aber er vererbt nichts.
s. 102 - Die Botschaft des Berges

Wenn wir eine blaue Flamme sehen, sagen wir: "In dieser Gegend gibt es irgendwo Kupfersalze", aber wir sagen nicht: "Dieses Feuer muß von einem Funken ausgelöst worden sein, der von einem anderen Feuer mit blauer Flammen stammt."
Das ist natürlich der Punkt, an dem sich Kaninchen, Menschen und Löwenzahn von feuern unterscheiden. Mans sollte sich übrigens nicht dadurch täuschen lassen, dass Kaninchen zwei Eltern und vier Großeltern haben, Feuer dagegen nur ein "Elternteil" und ein "Großelternteil". Das ist zwar ein wichtiger Unterschied, aber um den geht es im Moment nicht.
s. 103 - Die Botschaft des Berges

Man kann in der DNA ganz einfach die Information sehen, durch die ein Körper seinesgleichen entstehen läßt. Richtiger wäre es, wenn man einen Körper als Vehikel betrachten würde, das die DNA benutzt, um weitere ihr gleichende DNA herzustellen.
s. 104 - Die Botschaft des Berges

Die DNA, die es geschafft hat, im Fluß der Zeit auf uns zu kommen, bewohnt seit Hunderten von Millionen Jahren die Körper erfolgreicher Vorfahren. Eine große Anzahl potentieller Vorfahren ist jung gestorben oder hat keinen Partner gefunden. Aber von ihrer DNA ist in unserer heutigen Welt nichts mehr vorhanden.
s. 104 - Die Botschaft des Berges

Die darwinistische Erklärung dafür, warum Lebewesen das, was sie tun, so gut können, ist sehr einfach. Sie sind gut durch die angehäufte Klugheit ihrer Vorfahren.
s. 105 - Die Botschaft des Berges

Jede Generation hat ihre darwinistischen Versager, aber jedes Individuum stammt nur von den erfolgreichen Minderheiten der vorangegangenen Generation ab.
s. 105 - Die Botschaft des Berges

Kein Lebewesen war je nur deshalb auf der Welt, weil es in der Evolution der Übergang zu etwas Besserem war.
s. 107 - Die Botschaft des Berges

Über Lebewesen schrieb ich in Der Blinde Uhrmacher: "So viele Arten des Lebendigseins es auch geben mag, es gibt mit Sicherheit weitaus mehr Artendes Totseins.
s. 114 - Die Botschaft des Berges

Jede Tier- und Pflanzenart ist eine Insel der Funktionsfähigkeit in einem riesigen Ozean vorstellbarer Anordnungen, von denen die meisten eingehen würden, falls es sie überhaupt jemals gäbe.
s. 114 - Die Botschaft des Berges

Ich behaupte nicht, daß ich die Berichte nicht glaube; sie stimmen in allen Büchern überein. Aber wie Angler wissen und wie es uns die geschichte von den "Flug"hähnen wieder mal gelehrt hat: Manchmal ist es besser, wenn man Berichte über Fische selbst nachprüft.
s. 141 - Die Erde hinter sich lassen

Wir Menschen sind offenbar die einzige Säugetierart, die sich nach Art der Vögel auf zwei abwechselnd gesetzten Beinen fortbewegt, aber wir sind dabei nicht besonders schnell und benutzen die Arme nicht zum Fliegen, sondern zum Tragen und Herstellen von Gegenständen.
s. 142 - Die Erde hinter sich lassen

Nebenbei bemerkt: Wenn wir von "dem" Auge reden, werden wir dem Problem nicht gerecht. Glaubwürdigen Schätzungen zufolge haben sich Augen im Laufe der Evolution nicht weniger als vierzigmal, ja vielleicht sogar über sechzigmal unabhängig in verschiedenen Gruppen des Tierreichs entwickelt.
s. 160 - Der vierzigfache Pfad zu Erleuchtung

Solche oberflächlichen Unterschiede kommen in der Evolution häufig vor, und zwar aus den gleichen inkonsequenten Gründen, derentwegen beispielsweise die Lichtschalter in England beim Einschalten nach unten bewegt werden, in Amerika dagegen nach oben.
s. 167 - Der vierzigfache Pfad zu Erleuchtung

Dazu pumpen sie (Anmerkung: die Springspinnen - die springen wollen) hydraulische Flüssigkeit in alle acht Beine gleichzeitig - ungefähr so, wie wir (diejenigen von uns, die einen besitzen) unseren Penis aufrichten, aber ihre "Beinerektion" stellt sich nicht allmählich ein, sondern sehr schnell.
s. 198 - Der vierzigfache Pfad zu Erleuchtung

Eine Hauptaussage diese Kapitels lautet: Augen entstehen in der Evolution leicht, schnell und beim geringsten Anlaß.
s. 214 - Der vierzigfache Pfad zu Erleuchtung

Alle Fragen über das Leben haben die gleiche Antwort (die allerdings nicht immer weiterhilft): natürliche Selektion.
s. 252 - Kaleidoskop der Embryonen

Die Ökologen erliegen nachgewiesenermaßen gern der Versuchung, das ganze Leben als eine Art großer Selbsthilfegruppe zu betrachten.
s. 294 - Pollenkörner und magische Kugeln

Die DNA eines Elefanten stellt ein riesiges Programm dar, vergleichbar mit einem Computerprogramm. Wie die Virus-DNA ist es grundsätzlich ein vervielfältige-mich-Programm, aber es enthält einen fast unglaublich großen Umweg, der entscheidend dazu beiträgt, daß dieser Hauptbefehl effizient ausgeführt werden kann.. Der Umweg ist der Elefant.
s. 301 - Pollenkörner und magische Kugeln

Ich hätte keinerlei Bedenken, die Flügel einer Biene als "Pflanzenflügel" zu bezeichnen. Es sind Flugorgane, und die Pflanze benutzt sie, um ihren Pollen von einer Blüte zur anderen zu befördern.
s. 302 - Pollenkörner und magische Kugeln

Manche Menschen finden es beleidigend, wenn man sie als Roboter bezeichnet. In der Regel liegt das daran, daß sie einen Roboter mit einem plumpen, stumpfinnigen Ungeheuer gleichsetzen, das keine Feinsteuerung, keine Intelligenz und keine Flexibilität besitzt.
s. 310 - Der Wiederholungsroboter

Wenn das Leben bei seiner Entstehung eine mehr als nur geringfügige Chance hat, auch intelligentes Leben hervorzubringen, können wir darin ein Indiz sehen,daß leben insgesamt selten ist. Eine andere Schlußfolgerung aus diesem Gedankengang ist die trostlose Annahme, daß intelligentes Leben vielleicht recht häufig entsteht, daß aber zwischen der Erfindung des Radios und der technischen Selbstzerstörung in der Regel nur eine kurze Zeitspanne liegt.
s. 313 - Der Wiederholungsroboter



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Dezember 2003
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