Redet die Leute nicht unter den Tisch ! Versucht, einen jeden
mit der Poesie der Wissenschaft zu inspirieren und die Erklärungen
so einfach zu halten, wie es die Ehrlichkeit erlaubt, lasst aber
gleichzeitig das Schwierige nicht außen vor! Und gebt euch
zusätzliche Mühe bei den Erklärungen für die
Leser, die bereit sind, sich die gleiche Mühe beim Verstehen
zu geben. |
Es geht mir nicht darum, buchstabengläubig und
beckmesserisch zu sein: nur unserem eleganten Redner
entging so viel. Hinter der Feige steckt ein echtes Paradox und
eine Poesie der Wirklichkeit, deren Subtilitäten einen
wissbegierigen Geist in Atem halten und deren Wunder einen
Ästheten erfreuen können. In diesem Buch möchte ich
so weit kommen, dass ich die wahre Geschichte der Feige erzählen
kann. Aber die Geschichte dieser Frucht ist nur eine von vielen
Millionen, die alle die gleiche darwinistische Grammatik und Logik
haben auch wenn die Evolutionsgeschichte der Feige eine
besonders schöne Kompliziertheit besitzt. |
Gestaltoide Gegenstände sind Lebewesen und deren Produkte.
Sie sehen so verblüffend gestaltet aus, dass einige
vermutlich die meisten - Menschen glauben, sie wären es auch.
Sie täuschen sich. Recht haben sie allerdings mit ihrer
Überzeugung, dass gestaltoide Gegenstände keine
Zufallsprodukte sein können. Gestaltoide Gegenstände
entstehen nicht versehentlich. Sie wurden im Zuge eines
großartigen, nicht zufälligen Prozesses geformt, der
die fast vollkommene Illusion von Gestaltung schafft. |
Gestaltung ist im Vergleich zum Finden höchst
effizient. |
Aber Whippets und Dackel, dänische Doggen und Bulldoggen
sind durch einen Prozess entstanden, der größere
Ähnlichkeit mit dem Finden hat als mit dem Modellieren von
Ton. Und doch ist es keine reines Finden, da es über
Generationen hinweg kumuliert. Deshalb bezeichne ich es als
kumulatives Finden. |
Computer haben zwar Nachteile, aber sie sind unglaublich
schnell, und man kann damit alles simulieren, was sich genau
definieren läßt. |
Die natürlich Selektion funktioniert genau wie die
künstliche, nur ohne den auswählenden Menschen. Statt
eines Menschen, der entscheidet, welche Nachkommen sterben und
welche sich weiter fortpflanzen, "entscheidet" die
Natur. Die Anführungszeichen sind wichtig, denn die Natur
trifft keine bewußten Entscheidungen. Das mag so
einleuchtend sein, daß ich es vielleicht nicht ausdrücklich
betonen müßte, aber erstaunlicherweise glauben viele
Menschen tatsächlich, daß natürliche Selektion
irgendeine Form persönlicher Auswahl beinhalte. |
Spinnenseide dient vor allem zur Herstellung von
Präzisions-Fadenkreuzen für Mikroskope. |
Deshalb handelt es sich bei den Genen, mit denen wir es heute
zu tun haben, um Kopien eines nicht zufällige Teils aller
Gene, die in der Vergangenheit existiert haben. Jede generation
ist ein Gensieb. Und die Gene, die nach Jahrmillionen des Siebens
noch vorhanden sind, haben das, was man braucht, um durch Siebe zu
schlüpfen. Sie haben an der Embryonalkonstruktion von
Millionen von Körpern mitgewirkt und dabei kein einziges Mal
versagt. Jeder dieser Millionen Körper hat bis zum
Erwachsenenalter überlebt. Keiner war zu unattraktiv, um
einen Partner zu finden - unattraktiv ist in diesem Zusammenhang
alles, was den potentiellen Paarungspartnern der jeweiligen
Spezies unattraktiv erscheint. Jeder einzelne von ihnen hat sich
als fähig erwiesen, mindesten einen Nachkommen
hervorzubringen oder zu zeugen. Es ist ein sehr enges Sieb. Gene,
die eine Zukunft haben, sind keine Zufallsprodukte. Sie sind eine
Elite. |
Vererbung ist nicht das Gleiche wie Fortpflanzung. Es kann auch
Fortpflanzung ohne Vererbung geben: Ein Waldbrand pflanzt sich
fort, aber er vererbt nichts. |
Wenn wir eine blaue Flamme sehen, sagen wir: "In dieser
Gegend gibt es irgendwo Kupfersalze", aber wir sagen nicht:
"Dieses Feuer muß von einem Funken ausgelöst
worden sein, der von einem anderen Feuer mit blauer Flammen
stammt." |
Man kann in der DNA ganz einfach die Information sehen, durch
die ein Körper seinesgleichen entstehen läßt.
Richtiger wäre es, wenn man einen Körper als Vehikel
betrachten würde, das die DNA benutzt, um weitere ihr
gleichende DNA herzustellen. |
Die DNA, die es geschafft hat, im Fluß der Zeit auf uns
zu kommen, bewohnt seit Hunderten von Millionen Jahren die Körper
erfolgreicher Vorfahren. Eine große Anzahl potentieller
Vorfahren ist jung gestorben oder hat keinen Partner gefunden.
Aber von ihrer DNA ist in unserer heutigen Welt nichts mehr
vorhanden. |
Die darwinistische Erklärung dafür, warum Lebewesen
das, was sie tun, so gut können, ist sehr einfach. Sie sind
gut durch die angehäufte Klugheit ihrer Vorfahren. |
Jede Generation hat ihre darwinistischen Versager, aber jedes
Individuum stammt nur von den erfolgreichen Minderheiten der
vorangegangenen Generation ab. |
Kein Lebewesen war je nur deshalb auf der Welt, weil es in der
Evolution der Übergang zu etwas Besserem war. |
Über Lebewesen schrieb ich in Der Blinde Uhrmacher:
"So viele Arten des Lebendigseins es auch geben mag, es gibt
mit Sicherheit weitaus mehr Artendes Totseins. |
Jede Tier- und Pflanzenart ist eine Insel der
Funktionsfähigkeit in einem riesigen Ozean vorstellbarer
Anordnungen, von denen die meisten eingehen würden, falls es
sie überhaupt jemals gäbe. |
Ich behaupte nicht, daß ich die Berichte nicht glaube;
sie stimmen in allen Büchern überein. Aber wie Angler
wissen und wie es uns die geschichte von den "Flug"hähnen
wieder mal gelehrt hat: Manchmal ist es besser, wenn man Berichte
über Fische selbst nachprüft. |
Wir Menschen sind offenbar die einzige Säugetierart, die
sich nach Art der Vögel auf zwei abwechselnd gesetzten Beinen
fortbewegt, aber wir sind dabei nicht besonders schnell und
benutzen die Arme nicht zum Fliegen, sondern zum Tragen und
Herstellen von Gegenständen. |
Nebenbei bemerkt: Wenn wir von "dem" Auge reden,
werden wir dem Problem nicht gerecht. Glaubwürdigen
Schätzungen zufolge haben sich Augen im Laufe der Evolution
nicht weniger als vierzigmal, ja vielleicht sogar über
sechzigmal unabhängig in verschiedenen Gruppen des Tierreichs
entwickelt. |
Solche oberflächlichen Unterschiede kommen in der
Evolution häufig vor, und zwar aus den gleichen
inkonsequenten Gründen, derentwegen beispielsweise die
Lichtschalter in England beim Einschalten nach unten bewegt
werden, in Amerika dagegen nach oben. |
Dazu pumpen sie (Anmerkung: die Springspinnen - die springen
wollen) hydraulische Flüssigkeit in alle acht Beine
gleichzeitig - ungefähr so, wie wir (diejenigen von uns, die
einen besitzen) unseren Penis aufrichten, aber ihre "Beinerektion"
stellt sich nicht allmählich ein, sondern sehr schnell. |
Eine Hauptaussage diese Kapitels lautet: Augen entstehen in der
Evolution leicht, schnell und beim geringsten Anlaß. |
Alle Fragen über das Leben haben die gleiche Antwort (die
allerdings nicht immer weiterhilft): natürliche Selektion. |
Die Ökologen erliegen nachgewiesenermaßen gern der
Versuchung, das ganze Leben als eine Art großer
Selbsthilfegruppe zu betrachten. |
Die DNA eines Elefanten stellt ein riesiges Programm dar,
vergleichbar mit einem Computerprogramm. Wie die Virus-DNA ist es
grundsätzlich ein vervielfältige-mich-Programm, aber es
enthält einen fast unglaublich großen Umweg, der
entscheidend dazu beiträgt, daß dieser Hauptbefehl
effizient ausgeführt werden kann.. Der Umweg ist der Elefant.
|
Ich hätte keinerlei Bedenken, die Flügel einer Biene
als "Pflanzenflügel" zu bezeichnen. Es sind
Flugorgane, und die Pflanze benutzt sie, um ihren Pollen von einer
Blüte zur anderen zu befördern. |
Manche Menschen finden es beleidigend, wenn man sie als Roboter
bezeichnet. In der Regel liegt das daran, daß sie einen
Roboter mit einem plumpen, stumpfinnigen Ungeheuer gleichsetzen,
das keine Feinsteuerung, keine Intelligenz und keine Flexibilität
besitzt. |
Wenn das Leben bei seiner Entstehung eine mehr als nur
geringfügige Chance hat, auch intelligentes Leben
hervorzubringen, können wir darin ein Indiz sehen,daß
leben insgesamt selten ist. Eine andere Schlußfolgerung aus
diesem Gedankengang ist die trostlose Annahme, daß
intelligentes Leben vielleicht recht häufig entsteht, daß
aber zwischen der Erfindung des Radios und der technischen
Selbstzerstörung in der Regel nur eine kurze Zeitspanne
liegt. |
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Dezember 2003
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