Tillandsien Mexiko Exkursion - Tillandsien - Ökologische Aspekte

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Rolle im Ökosystem

Da die Unterfamilie Tillandsioideae sehr viele Arten umfaßt seien hier nur einige Beispiele für ökosystemimmanente Pflanzen und Tiere genannt. Interessant ist z.B. ...

Schwirrvögel

... der Blütenbesuch speziell an Tillandsien oder Bromelien angepaßter Kolibris.

Hypuroptila urochrysia

Petasophora germana

Eucephala hypocyanea

Historische Bilder von Kolibris und Bromelien.
Links: der Kolibri Hypuroptila urochrysia an einer Pitcairnia undulatifolia. Mitte: Der Kolibri Petasophora germana an einer unbestimmten Tillandsie. Rechts: Der Kolibri Eucephala hypocyanea an einer Billbergia wetherelli. (aus: Baensch 1994)


Die Abbildungen stammen aus einer Zeit, in der schon viele biologische Zusammenhänge aufgedeckt waren. Insektenfressende Pflanzen waren bereits enträtselt und die enge Bindung einheimische Orchideen an ganz spezielle bestäubende Bienen wurde bereits viel früher beschrieben. Wie mußte es aber trotzdem erstaunen, die auf europäischen Boden im Kleinen gemachten Entdeckungen in den Tropen in einer schier unendlichen Fülle und Formenvielfalt wiederzufinden. Die Abhängigkeiten einheimischer Insekten von bestimmten Blumen ist vor allem von der Rüssellänge bestimmt und in zweiter Linie von der Blütenfarbe. Kardinalrot fällt beispielsweise aus dem Sichtfeld der Insekten heraus. Bei tropischen Vögeln spielt die Schnabellänge eine große Rolle und Kardinalrot ist in der Vogelwelt wie für den Menschen eine Signalfarbe.

„Vögel, die mehr oder weniger an Blumen gebunden sind und die man deshalb auch als Blumenvögel bezeichnen kann, gibt es in allen Erdteilen, die Antarktis und Europa mit Nordafrika und den Kanarischen Inseln ausgenommen. Daß die eisbedeckte Antarktis für Vogelblumen und Blumenvögel nicht geeignet ist, läßt sich leicht einsehen. Warum aber Europa mit dem Nordrand des afrikanischen Kontinents eine Ausnahme macht, ist unbekannt.
Unter den 291 Familien der Bedecktsamern finden sich 112 mit vogelblütigen Arten.
Die Vogelblumen lassen sich in zwei große Gruppen teilen, die Kolibriblumen und die Nicht-Kolibriblumen. Die Kolibris beuten die Blüten im Schwirrflug aus. Sitzgelegenheiten sind nicht notwendig.“ Die Blüten ragen aus dem Blattwerk heraus, hängen oft nach unten und sind beweglich. „Wenn ein Kolibri je mit seinem Schnabel daneben zielen sollte, gibt die Blüte nach.
Nicht-Kolibriblumen stehen oft aufrecht und haben eine Sitzgelegenheit für den Blütenbesucher.“
Das Gefieder der Vögel eignet sich bestens für die Aufnahme von Pollen. Oft wird er auf Kopf und Vorderbrust abgeladen, aber auch der Schnabel, obwohl nicht befiedert, kommt in Frage. Der Schnabel paßt oft in die Blüte wie der Säbel in die Scheide. Er ist in der Regel dünn und lang, mal gerade, mal gebogen. Die ebenfalls lange Zunge ist bei den Kolibris tief zweigespalten. Jede der beiden Hälften bildet eine enge Röhre, in der der Nektar kapillar aufsteigt. Beim zurückziehen der Zunge gelangt er dann in den Schlund. Das kapillare Aufsaugen des Nektars wird durch die ausgefransten Enden der beiden Zungenteile gefördert. Die Blumenvögel sammeln den Nektar überwiegend für den Eigenbedarf. Sie sind trotzdem sehr wirksame Bestäuber, und zwar wegen ihres intensiven Stoffwechsels und dem damit verbundenen hohen Nährstoffbedarf. Um ihn zu decken, müssen sie sehr viele Blüten aufsuchen. Die Frage ist nur, warum der Stoffwechsel überhaupt so hochtourig laufen muß.
Daß eine hohe Aktivität auch einen hohen Stoffwechsel erfordert, ist einsichtig. Ganz besonders gilt das aber für den Flugkünstler Kolibri. 3300 mal pro Minute können seine Schwingen im Schwirrflug schlagen. Daß für solche fast unglaublichen Leistungen viel Energie benötigt wird, leuchtet ein. Zudem müssen die kleinen Vögel ihre mit 38-41 Grad Celsius höher als bei den meisten Säugetieren liegende Temperatur ständig aufrecht erhalten. Über eine relativ große Oberfläche, am Volumen des kleinen Körpers gemessen, geht viel Wärme an die Umwelt verloren, die durch Energiezufuhr ständig erneuert werden muß. Deshalb ist der Stoffwechsel schon im ruhenden Körper eines Kolibris hundertmal intensiver als bei einem Elefanten.
Kolibris fliegen tagsüber, für nachtblühende Blumen kommen Nachtfalter und Fledermäuse in Frage. (nach Hess 1990)

Eine ganze Reihe verschiedener Kolibris kommen für den Blütenbesuch, als Bestäuber oder als Nektarräuber in Frage. Nur von wenigen Arten ist ein Besuch jedoch tatsächlich nachgewiesen.

Chlorostilbon swainsonii
Ein männlicher Kolibri (Chlorostilbon swainsonii) besucht die Blüte einer unbestimmten Aechmea in der Dominikanischen Republik. (aus Tyrell 1990)



Anthracothorax virirdis - Green Mango
Dieser Kolibri wird in den Vereinigten Staaten Green Mango genannt und kommt für die Bestäubung von Tillandsia utriculata und Guzmania berteroniana in Puerto Rico in Frage. Gelegentlicher Blütenbesuch sind für die Bromelien Pitcairnia angustifolia und Vriesea sintenisii angegeben. Die Geschlechter von Anthracothorax virirdis unterscheiden sich nicht. (aus Tyrell 1990)



Trochilus scitulus Männchen

Trochilus scitulus Weibchen

Für Guzmania monostachia ist der Blütenbesuch durch Trochilus scitulus nachgewiesen. Hier ist ein Männchen an einer Heliconia rostata und ein Weibchen an Asystasia gigantea zu sehen. (aus Tyrell 1990)


Hohenbegia penduliflora von den Westindischen Inseln, Kuba und Jamaika wird von Streamertails besucht (Trochilus scitulus oder Tr. Polytmus). Diese Kolibris kommen auch für die Bestäubung diverser Tillandsien in Frage.

Anthracothorax mango
Auch Anthracothorax mango ist für diese Bromelie verzeichnet. (aus Tyrell 1990)


Hohenbergia portorricensis ist nur in Puerto Rico vertreten. Die Bestäubung ist für Chlorostilbon maugaeus nachgewiesen. Dieser Kolibri bestäubt ebenfalls die westindisch verbreitete Vriesea sintensisii.

Chlorostilbon maugaeus
Der Kolibri Chlorostilbon maugaeus an einer Heliconia psittacorum in El Yunque, Puerto Rico. Dieser Kolibri ist für eine andere Art (Pitcairnia angustifolia) als Nektarräuber angegeben. (aus: Tyrell 1990)


Pitcairnia bromeliifolia von den Westindischen Inseln wird u.a. durch die Kolibris Anthracothorax viridis und A. dominicus vollzogen. Nur Blütenbesuch und Nektarraub ist vom Kolibri Chlorostilbon maugaeus verzeichnet.

Anthracothorax dominicus
Der Kolibri Anthracothorax dominicus kommt in Puerto Rico auch für die Bestäubung von Tillandsia utriculata in Frage. (aus: Tyrell 1990)


Der Nektarraub ist ein gar nicht seltenes Phänomen, daß aber offensichtlich für die Pflanzen nicht von Nachteil ist, obwohl der Nektarräuber keinen Beitrag zur Bestäubung leistet. Es scheint immer noch genügend Blütenbesucher zu geben, die den herkömmlichen Weg einschlagen, so daß wenigstens einer der vielen Besucher die Bestäubung vollzieht.

Chlorostilbon ricordii
Der Kolibri Chlorostilbon ricordii an der Pflanze Barleria cristata aud Andros Island, Bahamas. (aus: Tyrell 1990)



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Januar 2002
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