Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus L.)

Namen: dtsch.: Gemeine Wegwarte; niederl.: wilde cichorei; franz.: chicorée sauvage; engl.: wild succory, chicory; ital.: cicorria comune; span.: achicoria, amargón
Familie: Asteraceae - Korbblütengewächs
Größe: 30-150 cm
Blütezeit: Juli bis Oktober

Bluete der Wegwarte, 6.7.2003Die Wegwarte ist eine Pflanze, die vor allem an Wegrändern (!!!) zu finden ist. Sie bevorzugt frische bis mäßig trockene Ruderalstellen und kommt auch auf extensiv genutzten Äckern vor.

Mit der Einführung des Ackerbaus aus Vorderasien um etwa 4500 vor unserer Zeit sind viele Ackerunkräuter eingeschleppt worden. Andere Pflanzen begleiteten die menschlichen Wohnstätten und Müllplätze. Diese, meist Stickstoff liebenden Arten, nennt man Ruderalpflanzen. Solche, in vorgeschichtlicher oder frühgeschichtlicher Zeit eingeschleppten Pflanzen, zu denen die Wegwarte gehört, werden als Archaeophyten bezeichnet.

Woher kommt der Name der Pflanze? Vielleicht aus der alten germanischen Legende die besagt, dass diese Pflanze eine verwunschene Jungfrau sei, die am Rande des Weges auf ihren Liebsten wartet.

Cichorium intybus BlueteninneresDie Wegwarte ist eine ausdauernde Pflanze. Sie bildet eine bodenständige Blattrosette und entwickelt gleichzeitig eine unterirdische spindelförmige Rübe. Frühestens im zweiten Jahr treibt sie den ersten Blütenstiel.
An dem vergrößerten Ausschnitt des obigen Bildes kann man wie bei der Kornblume recht gut erkennen, dass es sich bei der Wegwarte um ein Korbblütengewächs handelt. Man sieht innerhalb der äußeren Zungenblüten die etwas dunkleren Röhrenblüten.

Gemeine Wegwarte gescannte Pflanze

Bluete der  Wegwarte, ZeichnungSicherlich hat beinahe jeder schon einmal eine Wegwarte gegessen - nur bringt man das Gemüse selten in Verbindung mit der durch den Straßenverkehr oft staubigen und wenig auffallenden Pflanze am Wegesrand.

Die Rede ist vom Chicorée (Cichorium intybus var. foliosum).
Der Chicorée ist eine in Kultur genommene Wegwarte. Sie wurde um 1850 entdeckt, als ein belgischer Bauer auf wilde Zichorien stieß, die unterirdische Triebspitzen hatten. Später wurden diese Pflanzen durch den Botaniker Brézier verbessert und es entstand der uns bekannte Chicorée.
Näheres zum Anbau des Chicorées ist bei den Links unten zu finden.
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
SWR-Kaffee oder Tee - Mein grüner Daumen
Freundeskreis Botanischer Garten Aachen (sehr gute Beschreibung der Pflanze, ihrer Geschichte und ihrer heutigen Verwendung)

Cichorium intybus Pflanze, Zeichnung aus Rothmaler geändertAußerdem wurde die Pflanze im 19. Jahrhundert ihrer Wurzel wegen kultiviert. Sie wurde gemahlen und geröstet und diente unter dem Namen „Zichorienwurzel“ als Kaffee-Ersatz.

Die Wegwarte ist schon lange bekannt. Sie wird bereits bei Horaz, Plinius und Ovid als Gemüse und Heilpflanze erwähnt.
Neben ihrer Verwendung als Salat- und Gemüsepflanze sowie als Getränk gilt die Wegwarte noch heute als Heilmittel. Ihre Inhaltsstoffe (u.a. Bitterstoffe, Cumarine und Flavonoide) lassen sie für den Einsatz vor allem bei Verdauungsstörungen geeignet erscheinen. Außerdem findet sie Anwendung bei Appetitlosigkeit, Leber- und Gallenleiden.

Ihr hoher Gehalt an Inulin sorgte dafür, dass die Wegwarte in den Blickpunkt der Lebensmittelindustrie geriet. Aus Inulin wird Oligofructose gewonnen, die als Ballaststoff dem modernen „functional food“ beigegeben wird.

Die Wegwarte war Bestandteil von Carl von Linnés Blumenuhr in Uppsala (60° nördliche Breite). Die Blüten öffnen sich dort zwischen 4 und 5 Uhr morgens und schließen sich gegen 10 Uhr morgens. In unseren mitteleuropäischen Breiten findet das Öffnen und Schließen später statt. Nach meiner Beobachtung öffnen sich die Blüten um etwa 7 Uhr und schließen sich erst am Nachmittag wieder. Diese tagesrhythmischen Bewegungen der Blüten sind genetisch vorprogrammiert und werden durch den Tag-Nacht-Zyklus synchronisiert. Sie sind auch wetterabhängig.
Siehe hierzu Botanik online der Uni Hamburg.


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