Eberesche (Sórbus aucupária L.)

Namen: deut.: Eberesche, Vogelbeere, Merlenkirsche, Quiecke; frz.: sorbier des oiseleurs; ital.: sorbo degli uccellatori; engl.: rowan; span.: abesurt, acafresna, alicas, aliso, amargoso, argomeno, argumón, azarollera borde, besurb, bezurt, bixordero; katalanisch: azarolera borda, besurt; baskisch: atso-lizarra
Familie: Rosáceae - Rosengewächse
Größe: 3 bis 15 m hoch
Blütezeit: Mai bis Juni

Eberesche - Vogelbeere Baum Mendig November 2003Wie der Apfel gehört die Vogelbeere (Eberesche) zu der Unterfamilie der Pomoideae bzw. Maloideae (Kernobstgewächse) innerhalb der Familie der Rosengewächse. Zu ihrer nahen Verwandschaft (der Gattung Sórbus) gehören die Mehlbeere, die Elsbeere und der Speierling. Mit dem Speierling hat sie die gefiederten Blätter gemein - die anderen "Mehlbeeren" haben einfache oder gelappte Blätter. Im Gegensatz zum Speierling hat die Vogelbeere jedoch eine glatte Borke. In Mitteleuropa kommt sie mit mehreren Unterarten vor.

Der bis fünfzehn Meter hoch werdende, zunächst raschwüchsige Laubbaum hat oft mehrere Stämme und eine lockere rundliche Krone. Die Knospen sind dunkelviolett und weißfilzig behaart.

Die Blätter wachsen wechselständig. Sie werden zwischen 10 und 20 Zentimetern lang und sind unpaarig gefiedert (Scan rechts). Die Fiederblättchen (Scan unten) werden zwischen zwei und sechs Zentimeter lang und sind am Rand grob gesägt. Im Herbst färben sich die Blätter dunkelrot oder gelb (Scans von Ende Oktober).

Fiederblättchen der Eberesche, gescannt

Gescanntes Herbstblatt der VogelbeereDie weißen Blüten der Vogelbeere erscheinen im Mai in vielblütigen, zwittrigen Schirmrispen. Die etwa einen Zentimeter breit werdenden radiären Blüten haben je fünf Kron- und Kelchblätter und viele Staubblätter. Die Blütezeit dauert bis etwa Juni. In der Blüte findet man zwei bis vier (meist drei) Griffel, deren unterständige Fruchtknoten zu mehreren als Kerngehäuse in einer apfelartigen Frucht eingeschlossen sind.

Früchte der Eberesche September 2002 gescanntaufgeschnittene VogelbeereDie Früchte reifen zwischen September und Oktober. Sie sind kugelig und reif rot und zwischen sechs und zehn Millimetern groß. Es handelt sich bei ihnen, wie bereits erwähnt, um apfelähnliche Früchte, Kernobst - und nicht um Beeren (aufgeschnittene Frucht rechts). Die dreisamige (siehe Griffelzahl) Frucht wird anfangs gelb und später scharlachrot. Die Früchte bleiben bis weit in den Winter am Baum und stellen daher eine wichtige Futterquelle für die hier überwinternden Vögel dar.

Auch wenn die Vogelbeere den Vögeln - vor allem den Drosseln - offensichtlich gut schmeckt, würden wir Menschen doch nicht wirklich auf die Idee kommen, sie frisch vom Baum gepflückt zu essen - sie schmecken nämlich nicht.
Dennoch kann man mit ihnen einiges anfangen - neben der Idee, sie als Vogelfutter für den harten Winter zu sammeln und den gefiederten Freunden in getrocknetem Zustand im Vogelhaus anzubieten, kann man aus den getrockneten Früchten - die ihre Farbe beim Trocknen nicht verlieren - auch Perlenketten oder Dekoration herstellen.

Man kann die Früchte aber auch als Speise genießen - dazu später mehr.

Stamm der Eberesche - Mendig November 2003 AbendsonneDie Eberesche ist ein verbreiteter Baum. Sie kommt vorwiegend auf sauren Böden in Gebüschen und Vorwäldern vor und wächst von den Niederungen bis zur Waldgrenze in den Gebirgen. Der anspruchslose Baum wird, wahrscheinlich auch seiner schönen Herbstfärbung wegen, häufig als Zierbaum gepflanzt. Wie die Birke gilt die Eberesche als anspruchslose Pionierbaumart.

Die Borke des Baumes ist von einem glänzenden Grau (das Bild links ist mit der Abendsonne aufgenommen) und glatt. Auf dem Bild sind deutlich die länglichen, quer zur Wuchsrichtung gestellten Lentizellen zu erkennen.
Recht selten findet man alte Ebereschen, die dann im unteren Stammbereich eine dunkelgraue und längsrissige Borke ausgebildet haben.

Lentizellen dienen dem Gasaustausch mit der Umgebung. Es handelt sich um Korkporen, die man an Zweigen und Wurzeln der meisten Holzgewächse finden kann, und die in der Oberflächenansicht als linsenförmige Gebilde hervortreten.

Literaturempfehlung - Un-Kräuter zum GenießenVogelbeeren am Baum - Mendig November 2003In dem hervorragenden Buch meiner ehemaligen Dozentin Brigitte Klemme, das sie mit Dirk Holtermann zusammen geschrieben hat, "Un-Kräuter zum Genießen - Noch mehr Delikatessen am Wegesrand -", wird erklärt, wie man durch Einfrieren der Früchte (je länger desto besser) und anschließendes Kochen mit Apfelsaft am Ende ein Vogelbeerenmus entsteht, das nicht nur gut schmeckt, sondern durch die natürlichen Konservierungsstoffe in den Früchten auch lange haltbar ist. Dieses Mus kann man beispielsweise anstelle von Preiselbeeren zusammen mit gebackenem Camembert genießen ...

Hier findet sich auch, neben anderen Interessanten Dingen, wie die Herkunft des Namens "Merlenkirsche" aus dem rheinländischen Namen der Schwarzdrossel, Merle, und die Herkunft des Namens "Eberesche" von Aber-Esche - also "falsche Esche", da sich die Blätter ähneln, die Geschichte des Maibaums. Und ja, die hat etwas mit der Vogelbeere zu tun:

Ursprünglich war das Aufstellen des Maibaums ein Hinweis darauf, dass in dem jeweiligen Hause ein faules Mädchen wohnte. Die Vogelbeere trug im Mittelalter, wie andere Bäume, deren Blüten und Rinde einen fauligen Geruch hatten, den Namen Faulbaum. Der Name wurde mit den Eigenschaften faul und träge in Verbindung gebracht und so wurde der Baum zum Symbol für diese Eigenschaften. War ein Garten bis zum Mai nicht umgegraben, so setzte man der Gärtnerin eine junge Vogelbeere in den Garten und nannte dies "einem faulen Mädchen einen Fulbom stechen".
Heute wird der Maibaum ja eher als Liebesbeweis betrachtet - vielleicht wird auch deswegen heute eher eine Birke als eine Vogelbeere zu diesem Zweck genommen.

Die Früchte der Vogelbeere enthalten viel Vitamin C, ebenso wie Vitamin E, Fruchtsäuren und Mineralstoffe, die sie sehr gesund machen. Leider enthalten sie auch Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe und Parasorbinsäure.
Die Gerb- und Bitterstoffe verlieren sich zu großem Teil bei langsamen Auftauen nach langen Einfrieren (ein halbes Jahr Minimum), während die Parasorbinsäure durch das spätere Kochen zerstört wird.
Aus den Früchten der Eberesche hat man früher Sorbit gewonnen, das unter anderem als Zuckerersatz für Diabetikerprodukte, als Abführmittel und als Rohstoff zur Gewinnung von Vitamin C diente.


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Oktober 2003
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